Reise, Reise
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Wenn ich die Augen schließe

Ein See bei Sonnenuntergang

Wenn ich die Augen schließe, höre ich Dich atmen — Dich und den Wind. Ich rolle einen Kiesel unter meinen Füßen, lasse Sand durch die Zehen rieseln und sehe den Möwen zu, wie sie mit den Wolken um die Wette fliegen. Ich höre Dich atmen und habe den Geschmack von Zimt und Kaf­fee auf der Zunge.

Und während der Tag vorüberzieht, höre ich Dich atmen, Dich und den See. Am Hor­i­zont liegen Boote vor Anker, jemand blät­tert in einem Buch und schaut kurz auf. Über­all Vol­lkom­men­heit — und so verge­ht die Zeit in diesem Nie­mand­s­land. Unserem Land. Ich höre Dich atmen und habe den Geschmack von Som­mer und Weite auf der Zunge.

Wenn ich die Augen schließe.

Und am Abend, wenn die Wärme des Tages nur noch eine Erin­nerung auf der Haut ist, höre ich Dich atmen — Dich und den Wald. Vom anderen Ende der Insel weht der Wind Kinder­lachen zu uns herüber und die Luft riecht nach Teer­seife und feuchtem Holz. Ich höre Dich atmen, und ich habe den Geschmack von Tabak und Bier auf der Zunge.

Es sind gute Tage, wenn ich die Augen schließe. Und wenn ich sie wieder öffne, dann höre ich Dich atmen. Dich und mich.

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