Month: October 2005

Wer will nochmal …

Nu ham wa den Salat! Der Berlin­er Ver­lag und mit ihm die Berlin­er Zeitung sowie das Lokalblatt Kuri­er gehören nicht mehr der Holtzbrinck-Gruppe, son­dern einem britis­chen Investor namens David Mont­gomery. »Pri­ma«, wird so manch­er denken, ein finanzkräftiger Ret­ter der Presse­frei­heit — und liegt daneben. Mont­gomery ist näm­lich nicht ger­ade beliebt für seine Engage­ments, schon gar nicht in der Medi­en­branche. Der Dai­ly Mir­ror hat schon unter ihm zu lei­den gehabt und nun scheint es auch in Deutsch­land soweit zu sein, dass Kap­i­tal vor Presse­frei­heit, Sparen vor gutem Jour­nal­is­mus kommt. So manch­er Redak­teur fürchtet schon um seinen Posten, DJV-Chef Michael Konken sagte heute in der taz, durch den Ein­stieg britis­ch­er Inve­storen im deutschen Zeitungs­markt sei die Hemm­schwelle weg, die Tür ist aufgeris­sen. Das macht Angst, vor allem weil Mont­gomery »kein richtiger Ver­leger sei, der stolz ist auf die Qual­ität sein­er Zeitung. Son­dern ein­er, der nur Gewinn machen will und dann wieder abhaut« (taz). Für David Mont­gomery ist der Berlin­er Ver­lag jedoch nur der erste Schritt in Rich­tung eines ganzen Mark­tes deutsch­er Ver­lagserzeug­nisse, vor­sor­glich wiegeln einige Blät­ter schon …

artstübli die Zweite

Sie haben es tat­säch­lich wahrgemacht, respek­tive auf die Beine gestellt: Bib­bo, Brogli und Kon­sorten präsen­tieren dieser Tage die zweite Aus­gabe des Swiss-Art-Mag­a­zins »art­stübli«. Rand­voll mit schick­en Geschicht­en über die Word­­less-Ausstel­lung in Zürich, feiste hol­ländis­che Grafik-Design­er wie Joost Korn­gold oder die Gestal­ten-Neuer­schei­n­ung »Blood, Sweat & Tears«. Beson­ders beein­druck­end sind die Arbeit­en des Reise­fo­tografen Nico Schär­er. Alles in allem 42 MB, die sich wieder lohnen und noch ein wenig fes­ch­er daherkom­men, als »Heftchen« Num­mer eins. Nicht nur für Schweiz­er ein wirk­lich­er Leckerbissen!

artecinema 2005

Von heute bis Son­ntag find­et in Neapel »artecin­e­ma«, das 10. Doku­­men­­tarfilm-Fes­­ti­­val zur zeit­genös­sis­chen Kun­st statt. Vier Tage voll klein­er Schmankerl, von Adri­an Mabens »Hel­mut New­ton: Frames from the Edge« über Jon Adlestens »Spot: Ola­fur Elias­son« bis hin zu »Te de Tàpies« von Car­oli­na Tubau. Sowohl Fre­unde des gehobe­nen Doku­men­tarfilms, als auch Lieb­haber mod­erne Kun­st kom­men also voll auf ihre Kosten. Ort des Geschehens ist das Teatro Augus­teo, das aus­führliche Pro­gramm gibt es auf der Home­page des Festivals.

Bitte zum Tango …

Lin­ux hat gegenüber anderen Betrieb­ssys­te­men wie MS Win­dows oder Mac OS einen entschei­den­den Nachteil: Es wirkt unein­heitlich und bekommt so immer wieder den Sta­tus des Indi­vid­u­al­is­ten-Sys­tems, an dem mehr geschraubt wird als damit gear­beit­et wer­den kann. Damit dieses Vorurteil nun wenig­stens optisch aus der Welt geschafft wer­den kann, haben sich Dave Camp, Ryan Col­lier, Rod­ney Dawes, Anna Dirks, Nat Fried­man, Steven Gar­ri­ty, Tuo­mas Kuos­ma­n­en, Gar­rett LeSage, Trae McCombs und Jakub Stein­er zum Tan­­go-Pro­­jekt zusam­mengeschlossen. Sie wollen neben ein­heitlichen Icons auch Richtlin­ien zum schö­nen und sin­nvollen Gestal­ten von Lin­ux- und Unix-Ober­flächen und Pro­gram­men schaf­fen und so dafür sor­gen, dass langsam zusam­men­wächst, was längst zusam­menge­hört. Eine schöne Ini­tia­tive, der sich hof­fentlich auch »Branchen­größen« wie KDE, Gnome oder vielle­icht sog­ar SUSE anschließen. Denn es ist längst an der Zeit, zum Tan­go zu bitten …

Vera Icon

Mit Reliquien ist das so eine Sache. Trotz manch ange­brachtem Zweifel an der ein oder anderen Glaub­würdigkeit­s­these sind sie nach wie vor Mach­to­b­jek­te. Beson­ders das Schweiß­tuch der Heili­gen Veroni­ka, dass heute im Besitz des Vatikan ist, gilt als eine der heilig­sten Trophäen des Chris­ten­tums. Nun aber hat sie Konkur­renz bekom­men, und zwar so wirkungsmächtige, dass sog­ar der ehren­werte Köl­ner Erzbischof Kar­di­nal Meiss­ner bei ihrem Anblick niederknien musste. Was war passiert? In dem kleinen Zis­terzienserin­nen­kloster des Abruzzen­städtchens Manop­pel­lo ist ein weit­eres — und wie die Schwest­ern hier sagen, das wahre — Schweiß­tuch aufge­taucht. Das vatikanis­che Mod­ell hält man für eine Fälschung — und geht in der Mei­n­ung ein­her mit so manchem hochrangi­gen Wis­senschaftler. Die Frage nach der Darstell­barkeit des Her­ren und seines Sohnes ist nun eine Frage, die die Men­schen seit beina­he 2000 Jahren beschäftigt. Und seit jeher waren die »wahren« Abbilder, die Primär­reliquien, mit denen Chris­tus selb­st Kon­takt hat­te, immer eine Möglichkeit, sich des Dilem­mas zu entledi­gen, das da heißt: »Du sollst Dir kein Bild­nis machen«. Das Schweiß­tuch, da nicht von Men­schen gemacht, war die …