Month: January 2006

De caritatis

»Wende dich hin, wende dich her, o Sulamith! Wende dich hin, wende dich her, daß wir dich schauen! Was seht ihr an Sulamith beim Reigen im Lager? Wie schön ist dein Gang in den Schuhen, du Fürsten­tochter! Die Run­dung dein­er Hüfte ist wie ein Hals­geschmei­de, das des Meis­ters Hand gemacht hat. Dein Schoß ist wie ein run­der Bech­er, dem nim­mer Getränk man­gelt. Dein Leib ist wie ein Weizen­haufen, umsteckt mit Lilien. Deine bei­den Brüste sind wie junge Zwill­inge von Gazellen. Dein Hals ist wie ein Turm von Elfen­bein. Deine Augen sind wie die Teiche von Hes­chbon am Tor Bat-Rab­bim. Deine Nase ist wie der Turm auf dem Libanon, der nach Damaskus sieht. Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel. Das Haar auf deinem Haupt ist wie Pur­pur; ein König liegt in deinen Lock­en gefan­gen. Wie schön und wie lieblich bist du, du Liebe voller Wonne! Dein Wuchs ist hoch wie ein Palm­baum, deine Brüste gle­ich den Wein­trauben. Ich sprach: Ich will auf den Palm­baum steigen und die Zweige ergreifen. Laß Deine Brüste sein wie Trauben …

Fußballkultur

Zugegeben, es juckt mich schon lange in den Fin­gern, die The­men­palette dieses Blogs ein wenig zu erweit­ern, auf Sport etwa oder Poli­tik. Wie gerne würde ich die Fuss­ball-Bun­desli­­ga kom­men­tieren, ein paar Zeilen zur Tour de France schreiben oder dem ein oder anderen Regierungsmit­glied auf die Fin­ger schauen. Aber ich habe mich nun ein­mal für Kul­tur und Medi­en entsch­ieden — wenn auch in einem sehr weit­en Rah­men. In dem aber bin ich kon­se­quent. Umso dankbar­er bin ich nun Her­rn Six­tus. Er hat mir näm­lich gezeigt, dass Sport und Kul­tur sich über­haupt nicht auss­chließen müssen (es gibt ja schließlich auch eine Fuss­bal­lkul­tur in diesem Land). Der Düs­sel­dor­fer Kün­stler Heinz Haus­mann bietet eigentlich klas­sis­che Wet­ten an, jedoch mit dem Unter­schied, dass nicht nur Geldgewinne möglich sind. Ein Teil des Ein­satzes wird in Kun­st wieder aus­geschüt­tet, in Form von Druck­en, Orig­i­nalze­ich­nun­gen oder Heften. Schöne Sachen sind dabei, und so eine Keramik-Kachel mit Vere­insl­o­go kön­nte ich mir schon gut am Kamin vorstellen. Denn müsste ich zwar noch dazu kaufen, aber… bin mal kurz Kon­toauszüge holen. Via sixtus.net

Steigbügelhalter

Google ist in Chi­na mit sein­er neuen Such­plat­tform google.cn online gegan­gen und hat sich dabei den Vorge­hensweisen von Yahoo und Microsoft angepasst. Genau wie diese hat der US-Konz­ern der Regierung in Peking näm­lich zuge­sagt, Such­fil­ter nach jew­eiligem staatlichen Gut­dünken anzuwen­den, sodass poli­tisch heik­le The­men wie Tibet oder die Inter­net­seit­en regimekri­tis­ch­er Jour­nal­is­ten in den Suchergeb­nis­sen erst gar nicht auf­tauchen. Google hat sich endgültig zum Steig­bügel­hal­ter Pekings degradiert, das will so gar nicht zur Fir­men­philoso­phie »Tu nichts Bös­es« passen, die man sich in Moun­tain View auf die Fah­nen geschrieben hat. Und es lässt ein ungutes Gefühl im Bauch zurück, wenn man an die kür­zliche Forderung der US-Regierung denkt, Mil­liar­den von Such­dat­en her­auszugeben, der Microsoft und Yahoo bere­its nachgegeben haben. Dieser einst große Schritt ist für Google nun winzig gewor­den. Via netzpolitik.org

Überfluss

Ich weiß, ich werde nicht behaupten kön­nen, ich habe von nichts gewusst. Die Prü­fun­gen ste­hen an und das bedeutet Ler­nen. Ler­nen bedeutet Lesen und das tut man eben auch aus Büch­ern. Nun stapelt sich also vor mir Fach­lit­er­atur neben Lyrik, Romane neben Zeitschriften, Auf­sätze neben Noti­zen. Kür­zlich erst habe ich Bern­hard Schlinks »Vor­leser« begeis­tert been­det, es liegen da unter anderem noch Wielands »Agath­on«, Moritz’ »Anton Reis­er« oder die »Bud­den­brooks«. Dazu besitze ich seit gestern das zur Auf­frischung nüt­zliche, aber etwas schnar­chig klin­gende Werk »Roman­the­o­rie und Erzählforschung«, im Regal wartet die Gesam­taus­gabe Schillers auf mich und verzweifelt über­lege ich, warum zum Teufel ich mir aus der Uni­ver­sitäts­bib­lio­thek Band 5 ein­er Sim­mel-Aus­­gabe bestellt habe. Selb­st beim Durch­blät­tern bin ich nicht mehr drauf gekom­men. Dafür aber habe ich mir eben­falls gestern — als seel­is­chen Aus­gle­ich — »Deutsch für Profis« von Wolf Schnei­der zugelegt. Irgend­wie bin ich dem Mann ohne­hin schon ver­fall­en, doch bere­its die Über­schrift des 1. Kapi­tels (»Der Duden hat kapit­uliert«) hat mich davon überzeugt, dass sich der Kauf gelohnt hat. Neben alle­dem stapeln sich zu meiner …

Stehen oder gehen?

Seit langem tobt um das gute alte DDR-Ampelmän­nchen ein erbit­tert­er Stre­it. Der Berlin­er Design­er Markus Heck­hausen auf der einen gegen den säch­sis­chen Inge­nieur Joachim Roßberg auf der anderen Seite. Während es für den juris­tisch unb­eleck­ten Bürg­er ohne­hin schleier­haft bleibt, wie man auf so ein Sym­bol Marken­recht anwen­den kann (darf man sich so auch das Stopp-Schild oder die Ein­bahn­straße sich­ern?) kämpfen die bei­den Zankhähne nun vor Gericht weit­er — alle Ver­gle­ichsver­suche sind gescheit­ert. Für die Kon­tra­hen­ten geht es dabei um einen ganzen Batzen Geld, lässt sich mit dem Nos­tal­giesym­bol doch gut Mar­ket­ing betreiben. Tassen, Shirts und aller­lei Plun­der scheint wegzuge­hen wie geschnit­ten Brot. Dem Ampelmän­nchen ist es egal, es kann eh nur ste­hen oder gehen.