Month: February 2006

Zensur!

Ein Hin­weis in eigen­er Sache: Die The­men, die ich in let­zter Zeit hier zur Diskus­sion stelle, mögen den ein oder anderen Leser aufre­gen. Das sollen sie auch. Für die Auswüchse dieser Aufre­gung ist die Kom­men­tar­funk­tion gedacht und darf freigiebig genutzt wer­den. Hier herrschen jedoch, neben Sitte und Anstand, auch die Gren­zen der Mei­n­ungs­frei­heit. Das bedeutet, dass ich Kom­mentare, die — wie heute anlässlich dieses Artikels geschehen — zu Mord, Ver­fol­gung und Gewalt, gle­ich ob an Einzelper­so­n­en, Grup­pen oder Reli­gio­nen aufrufen, lösche. Bei ver­gle­ich­barem Schwachsinn gilt das übri­gens auch. Wer da Zen­sur schre­it, möge sich das ein oder andere Geset­zbuch zu Hän­den nehmen. Außer­dem wird mir bei solchen wider­lichen Idi­o­tien schlecht und das soll in meinem Blog doch bitte nicht passieren.

Freiwild

Der Eklat im Frank­furter Schaus­piel um den Kri­tik­er Ger­hard Stadel­maier und den Schaus­piel­er Thomas Lawinky ist derzeit ein beliebtes The­ma der Feuil­leton­is­ten. Bei der Art aber, wie darüber berichtet wird, kann einem anders wer­den. Es geht in diesem Fall ja nicht um irgen­deinen Aus­rutsch­er, son­dern um einen aggres­siv­en, tätlichen Angriff auf einen Zuschauer und Jour­nal­is­ten. Der jedoch ern­tet derzeit mehr Häme als Ver­ständ­nis, der Schaus­piel­er mehr Ver­ständ­nis als Kri­tik. Das mag zum Einen am Neid liegen, den viele Kol­le­gen Ger­hard Stadel­maier, ger­ade als Autor der FAZ, ent­ge­gen­brin­gen. Alan Posen­er, Kom­mentarchef der Welt am Son­ntag hat in seinem Weblog nichts Besseres zu tun, als über die Macht der FAZ zu lamen­tieren und spricht davon, Lawinky habe Stadel­maier »angepö­belt«. Er selb­st wäre wahrschein­lich see­len­ruhig sitzenge­blieben und hätte sich im Zweifel auch noch anspuck­en lassen. Im Namen der Frei­heit der Kun­st. Bra­vo. Die Frank­furter Rund­schau, das mag man noch ver­ste­hen als direk­tes Konkur­renzblatt, spielt den Vor­fall herunter und schreibt: »Der einzige beson­dere Vor­fall war, dass ein Kri­tik­er, dem Thomas Lawinky kurzzeit­ig den Schreib­block weg­nahm, die Pre­miere ver­ließ und sich …

Berlinale 2006

Die 56te Berli­nale ist zu Ende, die Preise sind vergeben, die Stars wieder zu Hause. Was aber bleibt von den let­zten zehn Tagen Glam­our, Spek­takel und Kino? So einiges. Zunächst ein­mal eine Preisver­lei­hung, die erst­ma­lig live im deutschen Fernse­hen über­tra­gen würde. Eine schicke, typ­is­che Haupt­stadt­show, der ein wenig der roten Faden gefehlt hat. Eine gut gelaunte Nina Hagen und Preisträger, denen man die Rührung meis­tens abn­immt, weil sie solche Ver­anstal­tun­gen noch nicht gewohnt zu sein scheinen. Vielle­icht aber hätte man Heino Ferch doch einige Dol­metsch­er zur Seite stellen sollen. Bei allem Respekt vor seinen Sprachken­nt­nis­sen und dem guten Willen, schön anzuhören war das nicht. Es bleiben Preisträger, die zeigen, dass der Jury mehr die Qual­ität als der finanzielle Erfolg ein­er Pro­duk­tion gegolten hat. Der mit dem Gold­e­nen Bären geehrte Film »Grbav­i­ca« von Jas­mi­la Žban­ic hat­te eben­so ein kleines Bud­get wie »En Soap« von Pernille Fis­ch­er Chris­tensen oder »The Road To Guan­tanamo« von Michael Win­ter­bot­tom und Mat White­cross. Es bleibt eine Berli­nale, die im 56ten Jahr erneut an Anse­hen und inter­na­tionalem Rang gewon­nen hat. Vielle­icht ist das …

Entgrenzung

Es gibt The­ater­stücke, die bere­its im Namen ver­rat­en, was auf den Besuch­er zukommt. Peter Hand­kes »Pub­likums­beschimp­fung« war so ein Fall oder näher an der Gegen­wart auchKristof Mag­nus­sons »Män­ner­hort«. Eigentlich also hätte man auch bei Eugene Ionescos»Das große Mas­sak­er­spiel. Oder Tri­umph des Todes« am Frank­furter Schaus­piel mit allem rech­nen müssen, oder sagen wir mit fast allem. Denn was der Kri­tik­er Ger­hard Stadel­maiervor der Pre­miere nicht ahnen kon­nte, war der tätliche Angriff, den er erleben musste — von einem Schaus­piel­er. Das mag zum Einen daran gele­gen haben, dass in Frank­furt anstelle des ange­set­zten Stücks »offen­bar ein Anti-Stück mit dem unge­fähren Arbeit­sti­tel ›Ent­gren­zung‹ oder auch ›Aufhe­bung des The­aters‹« gespielt wurde. Oder daran, dass Herr Stadel­maier selb­st für ges­tandene Akteure ein zu har­ter Gegen­part ist, »als ein­er der bekan­ntesten Kri­tik­er der Repub­lik für seine Urteile unter den The­ater­ma­ch­ern gefürchtet«. Die Aktion von Thomas Lawinky aber ist ein­fach nur unter aller Sau unter allem Kanon. Ich zitiere, erstens zum Inhalt, zweit­ens zum Geschehen: Wom­it er zweifels­frei Recht hat. Und ich glaube, ich würde auch nicht ger­ade fein­füh­lig reagieren, wäre mir …