Month: June 2006

Klebt Euch was …

Längst hat die soge­nan­nte Stree­tart und allen voran Cut Outs und Stick­erkun­st das klas­sis­che Graf­fi­ti als öffentliche Kun­st abgelöst. Sie gilt als kri­tis­ch­er, witziger und meis­tens auch als poli­tis­ch­er. In diesem Jahr find­et nun zum wieder­holten Mal der inter­na­tion­al aus­geschriebene Stick­er­award statt. Arbeit­en kön­nen bere­its einge­sendet wer­den — man hofft, eine Entschei­dung über die Preisver­gabe bis Ende Sep­tem­ber getrof­fen zu haben. »Man«, das sind Alain Bieber von rebelart.net, Chris Sauve von den Adbusters, Dom Mur­phy (Stick­er­na­tion), Andreas Ull­rich von Stick­ma und Oliv­er Vodeb (Meme­fest). Ein­sendun­gen sind als Fotos und als Grafiken möglich, Haupt­sache, sie zeigen »Ein­griffe in den öffentlichen Raum«. Dabei geht es weniger alleine darum, den besten oder die beste Stick­erkün­stler zu find­en, son­dern vor allem um eine Gesamtschau der inter­na­tionalen und recht unüber­sichtlichen Szene. Zu gewin­nen gibt es natür­lich — Aufk­le­ber. Bish­er sind 193909 Fotos und 53 525 Grafiken einge­sandt wor­den. Und es ist noch ein wenig Zeit bis September.

Kleiner Akkuschrauber, renn’

Über inter­na­tionale Rennstreck­en ist ja schon viel Selt­sames geschickt wor­den. Es gab Fahrräder auf der Nord­schleife, Seifenkisten in Pader­born und Kas­set­ten­reko­rder in Dort­mund. Nun aber treibt es die Fakultät Gestal­tung der Fach­hochschule Hildesheim wohl doch ein wenig zu weit. Sie richtet in diesem Jahr bere­its zum vierten Mal ein Akkuschrauber­ren­nen aus. In diesem Jahr jedoch sind zur Teil­nahme nur Stu­den­ten an Design­hochschulen in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz zuge­lassen. Die Regeln sind dabei denkbar ein­fach und per­fekt auf den Spon­sor zugeschnit­ten, der hierzu­lande natür­lich nur Black & Deck­er heißen kann: »Das Gefährt muss von euch gestal­tet und kon­stru­iert wer­den, es muss von einem von Black & Deck­er gestell­ten und nicht verän­derten Akkuschrauber betrieben wer­den und min­destens eine Per­son trans­portieren. Lenkbar sollte es natür­lich auch sein. Der tech­nis­che Aufwand liegt dabei im Ermessen des Teams.« Also, dass so ein Akkuschrauber dur­chaus auf Touren kom­men kann, war auch mir klar. Aber bei dem Punkt »muss min­destens eine Per­son trans­portieren« bin ich dann doch stutzig gewor­den. Allein das ist schon Grund genug, sich am 14. Okto­ber auf den Weg nach …

Ui, Trendsetter!

Unsere Frau Bun­deskanzelerin ist eine erstaunlich mod­erne Frau. Sie küm­mert sich um ihre äußere Erschei­n­ung und hält flotte Ansprachen zur Fußball-WM. Sie macht süff­isante Bemerkun­gen über Män­n­er- und Frauen­fußball, hat eine eigene Inter­net­seite und — nun auch einen eige­nen Pod­cast. Kapi­tel 1 stellt dabei die Grußbotschaft zur WM dar, weit­ere sollen fol­gen. »Poli­tik anschaulich machen und erk­lären«, will Angela Merkel mit ihren Videos und sagt auch gle­ich etwas zu deren Inhalt: »In dem Pod­cast erläutert die Kan­z­lerin ab sofort, was die Bun­desregierung untern­immt, um Deutsch­land voran zu brin­gen«. Viel mehr erläutert sie dann aber auch nicht. Die neuen Medi­en als Instru­ment der Poli­tik scheinen endlich auch in Deutsch­land angekom­men zu sein. Dabei ist Angela Merkel die erste deutsche Poli­tik­erin mit eigen­em Pod­cast. Es wird aber wohl nicht lange dauern, bis andere es ihr gle­ich­tun. Fraglich ist nur, ob Merkel mit ihrer Ver­mu­tung recht gehabt hat, Mil­lio­nen hät­ten auf diesen Augen­blick gewartet. Und auch ihre Aus­sage, das Pod­cas­ten würde ja nicht nur junge Men­schen inter­essieren, son­dern auch ihr selb­st viel Spaß machen, klingt in etwa so glaubwürdig, …

(Tat)Orte

Obwohl in den Medi­en tagtäglich über Katas­tro­phen, Ver­brechen und andere Scheußlichkeit­en berichtet wird, bekom­men Zuschauer und Leser davon sel­ten wirk­lich etwas zu sehen. Gezeigt wer­den meist die Bilder nach dem eigentlichen Geschehen, die Tatorte, wenn bere­its das Schlimm­ste vor­bei ist. Das ist gut so und für die Ein­hal­tung gewiss­er Gren­zen sorgt — zumin­d­est in unserem Land — neben der Ethik auch ein­er moralis­ch­er Presse-Codex. So ist es für die Redak­teure der meis­ten Medi­en beispiel­sweise selb­stver­ständlich, keine Leichen oder Leichteile zu zeigen. Dabei wäre das Ange­bot an drastis­chem Mate­r­i­al dur­chaus vorhan­den. Das beweist jet­zt auch eine Ausstel­lung mit dem schlicht­en Titel »(Tat)Orte« im NRW-Forum in Düs­sel­dorf. Es sind Fotografien ver­schieden­er Reporter, darunter von Leg­en­den wie Weegee, Arnold Oder­matt, Enrique Metinides oder aus dem LA Police Archive. Sie zeigen genau das, was nor­maler­weise im Archiv ver­schwindet. Leichen, Ret­tungsar­beit­en, grausame Szenen. Dabei stellt sich die Frage, ob in dem Moment, in dem diese Bilder zu ver­meintlich­er Kun­st erk­lärt wer­den, die son­st gel­tenden ethis­chen Gren­zen ver­let­zt wer­den dür­fen und ob Fotografien einzig auf­grund ihrer handw­erk­lichen Qual­ität und einem öffentlichkeitswirksamen …