Month: October 2008

Die neue Hamburger-Schule

Es hat mal eine Zeit gegeben, da hat­ten die Schnell­restau­rants mit dem gold­e­nen «M» den Charme der Sty­ro­porver­pack­un­gen, in denen ihre Burg­er verkauft wur­den. Presss­chaum­mö­bel für die Gäste, ein skur­ril­er Clown als Wer­be­fig­ur und Toi­let­ten, für die sich sog­ar die Bahn in Grund und Boden geschämt hätte. In diesen Zeit­en waren Burg­er noch fet­tig und die Cola bestand noch zu 90 Prozent aus Eis. Eine Keramik­fig­ur des Kün­stlers Barn­a­by Bar­ford ist eben der Reklame­clown Ronald McDon­ald, der sich am Straßen­rand mit Dosen­bier besäuft. Bar­ford wird es vielle­icht nicht gewollt haben, aber es gab Zeit­en, da wäre das als Real­is­mus durchge­gan­gen. Die Jeans der Verkäuferin­nen sind noch diesel­ben, die Junk-Zeit­en aber sind vor­bei. Denn irgend­wann kamen Inte­ri­or-Design­er, Pro­duk­ten­twick­ler und der Ökotrend. Und so ver­speist man heute nicht mehr nur Burg­er, Pommes & Co, son­dern auch Obst oder Joghurt und wird gle­ichzeit­ig auf den Tablet­tauslegern über aktives Leben informiert. Das Ganze find­et in loungeähn­lichen Hallen statt, in denen man auch noch Kaf­fee bekommt, der mit dem Siegel der «Rain­for­est Alliance» zer­ti­fiziert ist, und die mit Gym&Fun-Ecken für …

Hey, Mr. Brightkite!

Zugegeben, bei vie­len der Net­zw­erke, Tools und Spiel­ereien, die das Inter­net so her­vorge­bracht hat, habe ich einen zweit­en, manch­mal sog­ar einen drit­ten Blick gebraucht, um den Reiz dahin­ter zu ent­deck­en. Bei twit­ter war das so, bei flickr auch, beim Bloggen sowieso. Vielle­icht habe ich mir nicht genug Zeit genom­men, vielle­icht erschließt sich vieles aber auch erst im Laufe der Zeit. Mal sehen, wir mir das mit Brightkite geht, einem sozialen Net­zw­erk, dass ähn­lich funk­tion­iert wie ein ortsab­hängiges twit­ter und das derzeit noch im Beta-Sta­­tus steckt. «The basic idea is sim­ple. When you’re out and about in the real world, you tell Brightkite where you are by check­ing in at places (you can do this on your phone). Brightkite can then tell you who else is there, who’s been there, what’s hap­pened there, who is near­by etc. Addi­tion­al­ly you can post notes and pho­tos at places that oth­ers near­by will see.» (Aus der FAQ) Derzeit ist die Anmel­dung zu Brightkite nur nach vorheriger Ein­ladung möglich, Patrick Kempf war allerd­ings so nett, mir eine von seinen zu überlassen. …

Profil los (Und es hat «Xxxiiinnnng» gemacht)

Ich weiß schon, Sie wer­den jet­zt sagen: «Das ist sowas von 2007!» Ich bin zu spät, schon klar. Den­noch: Ich habe meine Pro­file gelöscht, bei Face­book und bei Xing. Eigentlich hätte mir schon vor einem Jahr klar sein kön­nen, das das passieren würde. Als ich gemerkt habe, wie sehr mich Stu­di­VZ lang­weilt, wie schnell ich ermüde in diesen sozialen Net­zw­erken. Am Ende war es nur eine Kleinigkeit, die den Auss­chlag gegeben hat: Die Tat­sache, dass nicht zahlende Nutzer bei Xing inzwis­chen anscheinend vol­lkom­men aus­ge­bremst wer­den. Sie dür­fen nichts mehr, keine Nachricht­en schreiben, keine vernün­ftige Suche aus­führen. Sie sind de fac­to hand­lung­sun­fähig. Alle anderen dür­fen 5,95 Euro zahlen. Nun habe ich das sog­ar noch in Kauf genom­men, habe eine Gruppe geleit­et, habe Kon­tak­te gepflegt, Nachricht­en geschrieben, Kol­le­gen akquiri­ert. Und doch ist es bei all diesen Net­zw­erken nach ein­er gewis­sen Zeit das­selbe: Der Bewe­gungsra­dius ist zu ger­ing, die Funk­tio­nen schlicht lang­weilig, die Ange­bote zu wenig indi­vidu­ell. Viel wichtiger aber sind die Auswirkun­gen auf den All­t­ag: Wie viel Zeit habe ich mit sinnlosen Din­gen ver­bracht? Damit, nachzuschauen, wer …

Ein Tag am See

Was so alles vorüberzieht, wenn einem das Leben ein wenig Zeit schenkt und der Wind nur kräftig genug weht. Mar­o­des Laub, Kinder mit Ahorn­nasen, Schil­fgeruch. Und Fra­gen. Kann man an einem radel­nden Pärchen erken­nen, wie ihre Beziehung funk­tion­iert? Spielt es eine Rolle, dass sie vorne wegfährt? Und er hin­ten Fax­en macht? Kann man bei den bei­den da vorne von den Anziehsachen auf den All­t­ag schließen? Von den Rollschuhen über den Wind­break­er bis zur Son­nen­brille der per­fek­tion­ierte Part­ner­look. Und ob die keifende Alte da ihren hüft­lah­men Mann vielle­icht doch liebt? Manche Men­schen genü­gen an solchen Tagen sich selb­st, manche brauchen ihre beste Fre­undin, den Hund, Sport. Manche hören an einem solchen Tag das Plätsch­ern der Wellen, manche nur das Hun­dege­bell, manche die keifende Alte hin­ter sich. Und an manchen weht ein Duft, eine vage Erin­nerung … vor­bei. Es ist lange her, dass ich Kinder mit Ahorn­nasen gese­hen habe. Von drüben, vom brüchi­gen Aus­flugs­dampfer, schwappt wie in Wat­te gepackt die Stimme des Ansagers ans Ufer. Der richtige Moment, das Leben neu zu ver­messen, darüber nachzu­denken, warum ich …

Memento mori et MacBook

Wohl kaum jemand, der in den ver­gan­genen Jahren das Mac­Book bere­its als Design-Klas­sik­er beze­ich­net hat, wusste, wie recht er damit hat. Zumin­d­est mit dem «Klas­sik­er». Die Geschichte spricht auch mal wieder dafür, wie gut Apple darin ist, die kleinen Geheimnisse sein­er Fir­mengeschichte für sich zu behal­ten. Das Foto, das wir hier sehen, hat der flickr-User pat­a­p­at aufgenom­men, und zwar im Kun­st­mu­se­um Basel, das Orig­i­nal des 1620 von einem deutschen Meis­ter gemal­ten «Memen­to mori» hängt jedoch im Frank­furter Städel (Inven­tar Nr. 2236). Und es zeigt: Den ersten Entwurf für eben das Stück Com­put­ergeschichte, das heute als Mac­Book bekan­nt ist. 388 Jahre alt! «Sehr tra­di­tionelle und all­ge­mein als über­holt ange­se­hene The­o­rien sahen im Design die reine For­mge­bung von Objek­ten zum Zwecke der ‹Ver­schönerung› und Verbesserung der prak­tis­chen Funk­tion­al­ität», lesen wir bei Wikipedia zum Stich­wort Design. «Ger­adezu tele­ol­o­gisch strebten sie als Endzweck nach ein­er endgülti­gen, nicht mehr zu verbessern­den Form der Dinge, als seien diese nicht stets durch Mate­ri­alien, Tech­nolo­gien, Gebrauch­sweisen, Bedürfnisse und Funk­tio­nen lim­i­tiert und vor­läu­fig. Betont wurde der Vor­bild­charak­ter bes­timmter Entwürfe.» Was auf diesen wohl bis auf …