Wort & Tat
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Digitales Trinkgeld

Alle Welt redet/twittert/bloggt über Flat­tr, die Ein­ladun­gen (derzeit befind­et sich Flat­tr noch im Beta-Sta­tus) kur­sieren ähn­lich wie bei Google Wave, diese Plat­tform schickt sich an, das näch­ste große Ding im Netz zu wer­den. Ergo gibt es Flat­tr ab heute auch hier, auf diesem Blog. Auf den ersten Blick scheint dieses Tool etwas ähn­lich­es zu bieten wie Pay­pal: einen Micro­pay­ment-Dienst. Doch das Prinzip funk­tion­iert anders. Denn das Geld, das bei Flat­tr hin- und her­wan­dert, wan­dert zwis­chen einzel­nen Pro­jek­ten hin und her. Und das geht so.

Jed­er Flat­tr-Nutzer zahlt auf seinem Flat­tr-Kon­to einen bes­timmten Betrag via Pay­pal ein (von dem 35 Cent plus 1,9 Prozent als Gebühren abge­hen, weshalb ein­ma­lig größere Beträge sin­nvoller sind), sagen wir zehn Euro. Nun wird fest­gelegt, wie viel von diesen zehn Euro jeden Monat für das Flat­trn draufge­hen darf, das kön­nen zwei, fünf, zehn oder 20 Euro sein, je nach Porte­mon­naie. Wer nun auf eine Seite stößt, die einen Flat­tr-But­ton anbi­etet (wie diese seit heute unter jedem Artikel), der kann — bei Gefall­en — auf diesen But­ton klick­en und hat damit einen Artikel, ein Video oder son­stige Net­z­in­halte geflat­trt (Ange­blich soll Flat­tr irgend­wann der­art ver­fein­ert wer­den, dass sog­ar Kom­mentare etwa in Blogs geflat­trt wer­den kön­nen). Am Ende des Monats wird dann der Monats­beitrag unter allen geflat­trten Inhal­ten verteilt. Eine Beispiel­rech­nung: Ich gebe Flat­tr jeden Monat fünf Euro und klicke im Mai zehn­mal auf einen But­ton irgend­wo im Netz, bedeutet: Jed­er der zehn Seit­en­in­hab­er bekommt von mir 50 Cent. So ein­fach, so gut. Und wenn man einen Monat lang mal nichts tolles find­et, dann gibt Flat­tr das Geld an eine kar­i­ta­tive Einrichtung.

Mir gefällt das Prinzip, vor allem für Blogs. Nicht, weil ich mir davon Ein­nah­men erhoffe, son­dern weil ich die Geste mag, die dahin­ter steckt. Mir gefällt, was Du schreib­st? Dann bekommst Du eine Kleinigkeit. Dig­i­tales Trinkgeld qua­si. Bis­lang hält sich die Anzahl der But­tons, die man im Netz find­et, noch in Gren­zen. Doch ger­ade bei einem solchen Pro­jekt (das von Pirate­Bay-Grün­der Peter Sunde gegrün­det wurde) hängt die Frage, ob es funk­tion­ieren kann, natür­lich von der Anzahl der Nutzer ab. Mag gut sein, dass das Ding in weni­gen Monat­en schon wieder vergessen ist, vielle­icht, weil der Aufwand, sich schon wieder für einen neuen Dienst zu reg­istri­eren, vie­len zu groß sein kön­nte. Oder weil ihnen die Inhalte, die viele Seit­en anbi­eten, schlicht kein Geld wert sind. Auf der anderen Seite wurde der Dienst im Netz bish­er eher pos­i­tiv aufgenom­men. Und so hat beispiel­sweise Deef Pir­masens auch schon vier Gründe zusam­mengestellt, warum Flat­tr toll wer­den kön­nte.

Dass es für Word­Press bere­its ein Plu­g­in und ein Side­bar-Wid­get gibt (Alter­na­tiv lassen sich Inhalte auch im Flat­tr-Dash­board ein­stellen), wun­dert indes kaum, dürften Blogs doch die Hauptziel­gruppe von Flat­tr sein (Und die großen Ver­lage wie DuMont arbeit­en ja auch eher an eige­nen Micro­pay­ment-Sys­te­men). Pro­bieren wir es also aus und schließen uns den weisen Worten Math­ias Richels an: «Eigentlich kann das nicht funk­tion­ieren, aber ich wäre nicht ich, würde ich es nicht aus­pro­bieren, um es bei Mis­ser­folg ein­fach stillschweigend wieder zu begraben.»

(Update) Seit heute Nacht, berichtet das Net­zfeuil­leton, hat die taz Flat­tr in ihr Online-Ange­bot einge­baut. Kön­nte also doch schneller gehen, als gedacht, dass die großen Ver­lage das Pro­jekt für sich entdecken.

2 Comments

  1. Zitat (Ange­blich soll Flat­tr irgend­wann der­art ver­fein­ert wer­den, dass sog­ar Kom­mentare etwa in Blogs geflat­trt wer­den kön­nen) Das geht schon! Prinzip­iell kann ja jedes Objekt im Netz geflat­tert wer­den, also auch Kom­mentare. Es gibt bere­its ein Word­Press­plu­g­in, dass diese Funk­tion bereitstellt.

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