Leben
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Fällt das Glas aus meiner Hand

Lieber Frank. Ein Jahr ist es heute her, dass Du gegan­gen bist. Ein Jahr ohne Dich, das viel zu wenig Zeit zum Nach­denken ließ. Hätte ich nicht gewusst, dass Du für so etwas nichts übrig hast, wäre ich heute in den Dom gegan­gen, um eine Kerze für Dich anzuzün­den. Stattdessen werde ich auf Dich trinken, den besten Whisky, den ich find­en kann. Ich habe bis heute nicht wirk­lich ver­standen, wie Du das gemacht hast, dass man sich bei Dir ein­fach wohl gefühlt hat. Immer. Wir haben uns nicht lange gekan­nt, und doch war jed­er Tag mit Dir, jed­er Abend, Zeit in Gesellschaft eines Freundes.

Und auf Face­book guckt einen Dein Foto an, als wäre nichts passiert, Du mit den lan­gen Haaren und dem Voll­bart, den Kopf in die Hand gestützt, als hättest Du gestern zu viel getrunk­en. Nach wie vor schreiben Dir Fre­unde und Bekan­nte an die Pin­nwand, grat­ulieren Dir zum Geburt­stag, schreiben, dass sie Dich ver­mis­sen, wie sehr sie Dich ver­mis­sen. Du hast eine Lücke hin­ter­lassen, die sich nicht schließen wird. Du fehlst an allen Eck­en und Enden, Dein Humor, Deine selb­stver­ständliche Hil­fs­bere­itschaft, Deine unfass­bare Empathie, Deine »300 Prozent Leben statt 8 Stun­den Schlaf«, wie es im Nachruf auf Dich so schön heißt.

Bei diesem Lied, »Fällt das Glas aus mein­er Hand«, muss ich an Dich denken. »Die Welt, die bleibt nicht ste­hen«, heißt es da. Wie oft habe ich mir im ver­gan­genen Jahr gewün­scht, sie würde es mal tun. Damit man innehal­ten kann, damit man dankbar sein kann, Dich gekan­nt zu haben. »It was an acci­dent. Why do they keep try­ing to find mean­ing in it?«, zitiert ein ander­er Nachruf Stew­art O’Nan. Nein, dieser Unfall hat­te keinen Sinn, für nie­man­den. Du fehlst hier, Dude.

[https://www.youtube.com/watch?v=tUen_iZT-Rc]

3 Comments

  1. Hi Flo­ri­an! Ich hoffe, alles läuft gut in Köln. Danke für diese Worte! Ich hat­te am Sam­stag auch über­legt, etwas Ähn­lich­es zu bloggen, aber ich habe mich dann doch entschlossen, das Gedenken lieber pri­vat zu hal­ten. Weil ich immer noch nicht weiß, wie ich das in Worte (also in Sinn) fassen soll. Ich hoffe, wir kön­nen bald mal wieder auf Frank anstoßen, gerne auch mit schlechtem Whisky. Hier bren­nt eine Kerze für ihn.

  2. Ich habe auch darüber nachgedacht, bin aber für mich zu dem Schluss gekom­men, dass das hier der richtige Weg ist. Und es hat sich bestätigt, mir hat es gut getan, darüber zu schreiben. Anstoßen soll­ten wir auf jeden Fall auf ihn, würde mich sehr freuen.

    P.S.: Schön mit der Kerze.

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