Wort & Tat
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Heimatlose Orchester

Nebras­ka ist wohl nicht ger­ade der Bun­desstaat, den man als den Hort der US-amerikanis­chen Kreativ­ität beze­ich­nen wür­den. Wer jedoch Tim Siedell schon ein­mal über den dig­i­tal­en Weg gelaufen ist, beispiel­sweise in Form seines Twit­ter-Accounts @badbanana, der weiß, dass Nebras­ka irgen­det­was haben muss. Aus­gerech­net hier näm­lich hat Siedell (dessen Avatar aus­gerech­net Wer­bele­gende David Ogilvy zeigt), vor zehn Jahren seine Kom­mu­nika­tion­sagen­tur Fuse Indus­tries gegrün­det, die durch den Siedell eige­nen Humor und einen kräfti­gen Schuss Under­state­ment glänzt: »Our stu­dio was fea­tured in the July, 2005 edi­tion of Com­mu­ni­ca­tion Arts. We also became the first Amer­i­cans to win the Finan­cial Times of Lon­don’s World’s Tough­est Briefs com­pe­ti­tion. I’ve won a bunch of oth­er cre­ative awards, but not since 2000 (our stu­dio does not enter cre­ative award shows). Most­ly, we try to stay focused on doing great work for our clients.« Es wun­dert also nicht, dass @badbanana, der zu den witzig­sten und bis­sig­sten Accounts gehört, denen man über­haupt fol­gen kann, sich bis heute mehr als 400.000 Fol­low­er ertwit­tert hat. Umso großar­tiger, dass der Amerikan­er nun gemein­sam mit dem Illus­tra­tor Bri­an Andreas ein Buch veröf­fentlicht: »March­ing Bands Are Just Home­less Orchestras«.

Der Uner­ti­tel »Half-Emp­ty Thoughts, Vol­ume 1« ver­spricht nicht nur Kurzweil, son­dern hof­fentlich auch eine Fort­set­zung dessen, was auf den ersten Blick in die Leseprobe wirkt wie die Siedel­l’sche Ver­sion des Twit­ter­buchs der Twit­ter­lesung — nur dass Siedell sich auf sich selb­st konzen­tri­ert. Und das ist gut so. Er und ich — und auch Sie und alle anderen Leser —, so schreibt Siedell im Vor­wort, hät­ten doch eine Menge gemein­sam. »You put your pants on one leg at a time, and I’ve watched peo­ple put their pants on one leg at a time. Like you, I enjoy the sim­ple things in life because com­plex things, like math and mechan­i­cal pen­cils, are unnec­es­sar­i­ly vex­ing. No doubt, you have aspi­ra­tions in life. Me, too. And if yours involves dig­ging up and reunit­ing the skele­tons of the Rat Pack, we have more in com­mon than I orig­i­nal­ly thought. That’s good.« Und doch, es gibt auch Unter­schiede, große Unter­schiede sog­ar: »I, for exam­ple, know the med­ical term for black lung dis­ease. So there’s that. Oth­er dis­sim­i­lar­i­ties prob­a­bly include my home state (Nebras­ka), my choice for cor­rec­tive vision (glass­es), and my love of cute pho­tos sent via email (low, bor­der­line robot-lev­el). I also own a cat. And if you own a cat, as well, I doubt it’s named Olive. And if it is named Olive, I still doubt that we’re talk­ing about the same cat.« Und trotz dieser Unter­schiede glaubt Siedell fest daran, dass der Leser dieses Buch durch­blät­tern, an der ein oder anderen Stelle nick­en und und grund­sät­zlich zufrieden sein werde, dafür Geld aus­gegeben zu haben. 18,95 Dol­lar übri­gens — soviel dazu.

Was fol­gt, ist eine Samm­lung der besten Tweets von Siedell, in denen wed­er sein leg­endär­er »win­ter beard« fehlen darf, noch die Vielzahl sein­er poli­tis­chen und gesellschaft­skri­tis­chen Äußerun­gen und seine kleinen, alltäglichen Beobach­tun­gen. Oder, wie es im Klap­pen­text heißt: »If you’re look­ing for glass-half-full affir­ma­tions, you’re in luck. The book­store or library is half full of that kind of crap. What you’re hold­ing here is a col­lec­tion of quips and obser­va­tions with a refresh­ing­ly gloomy, some­times twist­ed, always fun­ny take on life. Or lack there­of.« Vorbestel­lun­gen nimmt Sto­ryPeo­ple bere­its ent­ge­gen, der Ver­sand erfol­gt ab der let­zten Novemberwoche.

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