Wort & Tat
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Lieber Stefan Niggemeier!

Wie das mit dem Musikver­bre­it­en ganz ohne Daten­träger gehen soll, von dem Du hier (inzwis­chen offline) schreib­st, würde mich ern­sthaft inter­essieren. Ich kratze schon­mal mein Erspartes zusam­men, das Kind schaukeln wir zu ein­er Kul­tur­rev­o­lu­tion! Doch zum Ern­sthaften: Ein wenig von dem Enthu­si­as­mus, dem Ärg­er, vielle­icht sog­ar der Wut, die in diesem Text steckt (bei dem ich ein­fach mal davon aus­ge­he, dass er weniger Zeit in Anspruch genom­men hat als das viel disku­tierte Inter­net-Man­i­fest), hät­ten sich viele glaube ich auch beim Man­i­fest gewünscht.

Ich per­sön­lich finde es gar nicht schlimm, wenn sich jemand etwas anmaßt, wenn jemand Vor­denker sein möchte. Gerne darf jemand in viel­er und somit auch in meinem Namen sprechen. Aber dann hat er ver­dammt noch mal die Pflicht, auch etwas zu sagen, und er hat die Pflicht, es auf eine Art und Weise zu tun, die mich überzeugt, die mich vielle­icht sog­ar mitreißt, die mir Visio­nen aufzeigt. Wenn auch Du im Inter­net «pures, über­bor­den­des Poten­zial» siehst, wenn man davon aus­ge­hen kann, dass das auch die anderen Autoren tun, wenn der Aus­lös­er für dieses Man­i­fest ein «Es reicht!» war — warum merkt man all das diesem Waschzettel nicht an? Wenn Euch so konkret etwas auf den Nägeln gebran­nt hat, warum ist dann das Ergeb­nis so schwammig gewor­den? Wenn Mario Six­tus davon aus­ge­ht, dass Jour­nal­is­ten dadurch etwas tun kön­nen, dass sie schreiben, warum habt Ihr dann nicht so geschrieben, wie man es von vie­len von Euch gewohnt ist — mit Leidenschaft?

Wenn Eure Arro­ganz «eine Art Notwehr, eine Reak­tion auf die maßlose Selb­stüber­schätzung» von Ver­legern, Jour­nal­is­ten und all den anderen, die Du aufzählst war, warum habt Ihr dann nicht gemerkt, dass Ihr Euch in diesem Moment selb­st über­schätzt? Der Eigen­nutz, den Du als Antrieb für dieses Man­i­fest nennst, ist in diesem Zusam­men­hang eigentlich nichts Schlecht­es. Doch jemand, der um sein Leben schreibt, oder wenig­stens um seine Zukun­ft, klingt anders. Der macht auch aus Selb­stver­ständlichkeit­en Diskus­sion­sstoff — und zwar nicht auf­grund ihrer Selb­stver­ständlichkeit. Ihr hät­tet Euch eine ganze Menge Gegen­wind ers­paren kön­nen und ich hoffe, dass es den meis­ten Unterze­ich­n­ern auch um mehr ging als nur um Gegen­wind, respek­tive Aufmerk­samkeit. Schade drum. Die Diskus­sion bekommt Ihr nun gratis dazu. Lei­der aber wird sie kaum so kon­struk­tiv aus­fall­en, wie es möglich, geschweige denn denkbar gewe­sen wäre.

3 Comments

  1. stefan niggemeier says

    Ich hoffe, das klingt jet­zt nicht bil­lig, wenn ich auf die vie­len Fra­gen nur antworten kann: Ja. Ich weiß nicht. Ich denke drüber nach. 

    (Aber ich glaube, es war auch unser aller erstes Man­i­fest. Wenn wir erst­mal richtig Übung haben… ;-) )

  2. Bil­lig? Nein, ich kann mir schon vorstellen, dass man nach­her dahockt und nicht weiß, wie das alles passiert ist. Der zweite Punkt aber klingt bil­lig. Ach nein, doch nicht, hat­te die Ironie übersehen.

  3. Recht hast du.
    Und nicht nur das, Ste­fans Antwort hier ist auch ansprechen­der und klingt ehrlich­er als alles, was er in den Kom­mentaren zum ursprünglichen Man­i­fest geschrieben hat. Gefällt mir.

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