Visionen
Leave a comment

Beyond the news

Der franzö­sis­che Nachricht­ensender France 24 will sein Pro­gramm ab 2010 möglicher­weise auch auf Deutsch ausstrahlen. Mit seinen Werbespots macht er hierzu­lande zumin­d­est schon ein­mal auf sich aufmerksam.

Vor einem Jahr hat der franzö­sis­che Nachricht­enkanal France 24 — die Deutsche Welle Frankre­ichs — seinen Sende­be­trieb aufgenom­men. Hierzu­lande ist von dieser Arbeit bish­er noch nicht viel angekom­men, obwohl die Inter­net­seite des im Paris­er Vorort Issy les Moulin­eaux gele­ge­nen Senders nach eige­nen Angaben bere­its weltweit auf Platz drei hin­ter CNN und BBC liegt und die Mach­er über­legen, auch mit dem Pro­gramm nach Deutsch­land zu expandieren. Mit seinen derzeit auch in Deutsch­land aus­ges­trahlten Werbespots sorgt France 24 auf jeden Fall schon heute für Auf­se­hen. Sie überzeu­gen nicht nur durch ihre märchen­hafte Optik — die Auf­machung erin­nert ein wenig an die Videos der Goril­laz — son­dern erzählen uns unter anderem auch, dass die Mona Lisa schwanger war, als Leonar­do sie malte.

Das Über­raschungsmo­ment dieser 30-Sekün­der ist groß. Erst im let­zten Moment dreht sich die schwan­gere Frau in Rich­tung Betra­chter, schwenkt die Lein­wand mit Leonar­dos Gemälde ins Bild. Ähn­lich ver­fährt ein weit­er­er Spot des Senders, der von einem kleinen Jun­gen erzählt, der irgend­wo im Nie­mand­s­land für die Indus­trie Fußbälle näht und sich in die großen Sta­di­en träumt. Den mit Klavier­musik unter­legten Fil­men fol­gt die passende Schlagzeile »Beyond the news«. Doch nicht allen.

Was Sie eigentlich nicht wissen sollten

Denn noch weitaus ver­dutzter ist man nach dem drit­ten Streifen von France 24. Wir sehen ein kleines Mäd­chen, das All­t­ags-Anek­doten erzählt. Erst spät wird sicht­bar, dass sie am Grab ihrer Mut­ter kni­et, noch später, dass die Stadt, in der bei­de wohl ein­mal gelebt haben, in Schutt und Asche liegt. Hin­ter dem Fried­hof ragen Trüm­mer in den Him­mel. Und manch­mal blendet France 24 nach diesen Spots auch die fol­gende Zeile ein, nach­dem die Kleine fröh­lich davon hüpft oder der Fußbälle nähende Junge von einem Auf­se­her mißhan­delt wurde: »Every­thing you don’t want to know« — Ein wenig hol­prig eingedeutscht als »Was Sie eigentlich nicht wis­sen sollten«.

Von einem solchen Sender darf man zurecht viel erwarten. Bish­er aber senden die Fran­zosen lediglich auf Englisch, Franzö­sisch und Ara­bisch. Der Wille zur Expan­sion ist jedoch klar erkennbar. Warum France 24 schon jet­zt Wer­bung in Deutsch­land schal­tet? Das kön­nte damit zusam­men­hän­gen, dass das Online-Ange­bot hierzu­lande bere­its Mark­t­führer unter inter­na­tion­al agieren­den Fernsehsendern ist. 429.000 Abrufe verze­ich­nete france24.com in den ersten sieben Sende­monat­en, fast dop­pelt so viele wie das Ange­bot der Deutschen Welle und knapp 30 Prozent mehr als die CNN. Das muss ihnen erst ein­mal jemand nach­machen. Wenn sich die Fran­zosen wirk­lich für die deutsche Ausstrahlung entschei­den kön­nten, wären sie der einzige inter­na­tionale Fernsehsender, der in Deutsch­land auss­chließlich auf Deutsch sendet — so kon­se­quent, meint auch Nicole Meßmer, ist nicht ein­mal mehr die Deutsche Welle.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *