Visionen
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Zahlenspiele

In Kürze wird ein Anbi­eter­wech­sel in Sachen Mobil­funk fäl­lig. Die Gründe dafür sind vielfältig, der Anlass kein­er, über den alten Provider herzuziehen. Eher für einen kleinen Rück­blick auf die Geschichte der Handy-Vorwahl.

Wer zu Beginn der Mobil­funkzeit in Deutsch­land einen Ver­trag abschloss, der entsch­ied sich zwis­chen zwei großen Anbi­etern. Der Telekom und Man­nes­mann, bess­er: Zwis­chen D1 und D2. Und er entsch­ied sich damit auch für eine ganz bes­timmte Vor­wahl. Diese vier kleinen Zif­fern (0171 oder 0172) waren jedoch wesentlich mehr als nur Mit­tel zum Zweck. Sie waren min­destens eben­so wichtig wie das Handy selb­st, sie sagten etwas über den­jeni­gen aus, der da tele­fonierte, dessen Num­mer auf dem Dis­play erschien — sie waren ein Statussymbol.

Die Handy­welt war von Beginn an unterteilt in zwei Klassen. Der kleine Unter­schied ein­er Zif­fer tren­nte — eben­so wie die Wahl von Nokia, Siemens oder Eric­s­son — die Ver­lier­er von den Siegertypen. Ähn­lich wie beim Com­put­er Nullen und Ein­sen entschei­den, tat es damals die Frage: Eins oder zwei? Telekom oder Man­nes­mann? Die Tat­sache, dass es eines Tages mehr als nur diese Anbi­eter, mehr als nur zwei Vor­wahlen geben kön­nte, war min­destens eben­so undenkbar wie Farb­dis­plays oder einge­baute Dig­italk­a­m­eras, MP3-Play­er oder mehrstim­mige Klin­geltöne aus den Charts.

Eine gute Vorwahl verhieß Macht, Erfolg und Status

Nun kann heute jed­er seine Num­mer mit­nehmen, sobald er den Anbi­eter wech­selt. Eine 0171-Vor­wahl kann also in den let­zten Jahren von einem Provider zum näch­sten gewan­dert sein. Zudem ist die Telekom längst nicht mehr der sta­tus­trächtige Mobil­funkan­bi­eter, der sie in den frühen 90er Jahren ein­mal war. Und den­noch gel­ten eini­gen Vor­wahlen mit ein­er 7 oder 9 noch als Makel, von solchen, die mit 016 oder 015 anfan­gen, ganz zu schweigen. Und es gibt heute noch Men­schen, die ihre 0171 so stolz vor sich her­tra­gen, als ver­heiße sie Macht, Erfolg und Sta­tus. Vielle­icht gibt es sog­ar Men­schen, die sie ihren Kindern vererben, in der Hoff­nung, sie kön­nten damit ihren von Siegen gepflasterten Lebensweg weitergehen.

Wer sich aber heute dazu entschließt, von D1 zu E‑Plus oder von o2 zu Voda­fone zu wech­seln, wird es wohl kaum noch erleben, dass er schief ange­se­hen wird, wenn er seine Vis­itenkarte samt Handy-Vor­wahl weit­ergibt. Die meis­ten haben ver­standen, dass es wichtigeres gibt. Wie muss es wohl gewe­sen sein, als man im B‑Netz noch je nach Stan­dort des Teil­nehmers eine andere Vor­wahl wählen musste? Oder in Zeit­en, als Num­mern mit guten Vor­wahlen bei eBay für teures Geld gehan­delt wur­den? Da haben wir es heute ein­fach­er, übrig geblieben aus der Anfangszeit ist lediglich das Handy als Fetisch. Selt­sam ist jedoch irgend­wie, dass ich an keine mein­er ehe­ma­li­gen Num­mern mehr erin­nere — außer an meine erste von D1.

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