Macht & Geld
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Angst vor der Überdosis

Seit Wochen freuen sich Kaf­feetrinker über die immer weit­er fal­l­en­den Kaf­feep­reise, ein Pfund kostet derzeit so wenig wie zulet­zt vor drei Jahren. Das passt den Kaf­fee exportieren­den Staat­en über­haupt nicht. Sie wollen das Ange­bot weit­er verknappen.

Nach einem Rück­gang des Kaf­feep­reis­es von 1,31 auf 1,08 Dol­lar pro Pfund will die Organ­i­sa­tion Kaf­fee exportieren­der Staat­en (Ocec) das Ange­bot verk­nap­pen, um den Preis zu sta­bil­isieren. Der Ocec-Präsi­dent und brasil­ian­is­che Land­wirtschaftsmin­is­ter Rein­hold Stephanes sagte gestern, die 14 Mit­glieder der Organ­i­sa­tion seien sich darin einig, die För­der­menge deut­lich zu ver­ringern. Sie kom­men am 17. Dezem­ber in der kolumbis­chen Stadt Carta­ge­na de Indias zusammen.

Wie stark das Kartell den Kaf­fee­hahn zudrehen will, sagte Stephanes nicht. Er sprach aber von ein­er «ern­sten» Maß­nahme und wies darauf hin, dass einige Branchen­beobachter eine Drosselung um bis zu fünf Mil­lio­nen Pfund am Tag angekündigt hät­ten. Ein klares Sig­nal an die Märk­te solle den Preisver­fall stop­pen, sagte Stephanes und fügte hinzu: «Es ist am besten, sie zu überraschen.»

Im inter­na­tionalen Rohstoffhan­del been­dete der Kaf­feep­reis die Woche bei 1,08 Dol­lar pro Pfund, nach­dem er vor der Ankündi­gung der Ocec sog­ar bei 1,01 gele­gen hat­te, knapp vor der magis­chen Schwelle von einem Dol­lar. Im Juli waren noch Reko­rd­preise von mehr als zwei Dol­lar erzielt wor­den. Die Ocec hat bere­its im Okto­ber ihre Pro­duk­tion um zwei Mil­lio­nen Pfund herun­terge­fahren, kon­nte damit aber keine bleibende Wirkung hinterlassen.

Der Ocec-Präsi­dent rief die Kaf­feeförder­län­der außer­halb der Organ­i­sa­tion dazu auf, die Beschlüsse mitzu­tra­gen. Ins­beson­dere hoffe man, dass sich die Elfen­beinküste der Hal­tung der Ocec anschließen werde. Die Ocec-Län­der haben einen Anteil von 65 Prozent der glob­alen Kaffeeförderung.

Grund für den Preis­rück­gang beim Kaf­fee ist die Schwäche der Weltwirtschaft, die mit einem Rück­gang der Nach­frage ein­herge­ht. Stephanes äußerte die Ein­schätzung, dass die Nach­frage bis Mitte 2009 wieder steigen werde. «Es ist sich­er, dass wir zu diesem Zeit­punkt wieder steigende Preise sehen wer­den.» Als fairen Preis nan­nte er «min­destens 1,80 Dollar».

In Deutsch­land hat­ten sich die niedri­gen Kaf­feep­reise zulet­zt pos­i­tiv auf die Gas­tronomiebranche aus­gewirkt. Zwis­chen Juni und August waren elf Prozent mehr Kaf­feegetränke in Deutsch­land verkauft wor­den als noch vor einem Jahr. Nach Angaben des Hotel- und Gast­stät­ten­ver­bands Dehoga waren Espres­so und ein­fach­er Kaf­fee zwar nicht so stark gefragt — in diesem Seg­ment ver­buchte die Branche ein Minus von 15 Prozent. Auss­chlaggebend für das deut­liche Plus waren dem Ver­band zufolge Getränke vom Cap­puc­ci­no an aufwärts, die sich deut­lich bess­er verkauften. Jed­er Deutsche trinkt knapp 160 Liter Kaf­fee im Durch­schnitt pro Jahr.

Kan­z­lerin Angela Merkel hat under­dessen angekündigt, im Rah­men ein­er inter­na­tion­al koor­dinierten Aktion die strate­gis­chen Kaf­feere­ser­ven anzuzapfen, sollte die Ocec die För­der­menge stärk­er drosseln, als zu erwarten. Sie unter­stütze einen entsprechen­den Antrag der USA bei der Inter­na­tionalen Kaf­feeagen­tur. Einen Kaf­feegipfel schloss die Kan­z­lerin jedoch vor­erst aus, die Lage sei noch nicht bedrohlich, sagte sie in Berlin.

Kaf­fee ist nach Erdöl weltweit das zweitwichtig­ste Han­del­spro­dukt. Diese Mel­dung wäre also tat­säch­lich denkbar — in der The­o­rie zumin­d­est. Oder so ähnlich.

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