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Scapa

Scapa Flow, eine Bucht im Süden der Orkney-Inseln, ist ein his­torisch­er Ort. Im eisi­gen Wass­er liegen hier nicht nur Schiffe der kaiser­lichen Hochseeflotte, son­dern auch das britis­che Schlachtschiff HMS Roy­al Oak, das 1939 von einem deutschen U‑Boot versenkt wurde — und so hat Scapa Flow seinen fes­ten Platz in den Geschichts­büch­ern. Weit weniger bekan­nt ist jedoch, das hier — an der Wasserverbindung zwis­chen Nord­see und Atlantik — in ein­er Bucht der größten Orkney-Insel Main­land gle­ich zweimal Whisky pro­duziert wird. Während die deut­lich größere der bei­den Orkney-Des­til­le­rien, High­land Park, zu den meist­be­sucht­en Sehenswürdigkeit­en der Insel­gruppe gehört, hat sich die Bren­nerei Scapa in den ver­gan­genen Jahren still und heim­lich wieder nach oben gear­beit­et. Wieder — weil in dieser Des­til­lerie, obwohl schon 1885 gegrün­det, zwis­chen 1994 und 2004 gar kein Whisky gebran­nt wurde. Seit sieben Jahre aber pro­duziert ein kleines, vierköp­figes Team um Stu­art Pirie wieder Sin­gle Malt, unter anderem einen großar­ti­gen 16-jähri­­gen. Übri­gens: Auch durch die über­schaubare Anzahl von Mitar­beit­ern bei Scapa wird High­land Park bis auf weit­eres Inse­lat­trak­tion Num­mer 1 bleiben — Scapa ist für Touristen …

Dänische Lösung

»Kopfhör­er, die gut klin­gen, sehen meist nicht schick aus«, schrieb Ralph Geisen­hanslüke vor gut drei Jahren in der Zeit, und er kon­nte gar nicht anders, als sein­erzeit auch den weißen Apple-Stöpsel zu erwäh­nen, »der allerd­ings nicht sehr viel bess­er klingt als ein gutes Tele­fon«. Nun hat Apple nur einen Tag, nach­dem dieser Artikel erschienen war, in den USA nicht nur ein gutes, son­dern ein rev­o­lu­tionär gutes Tele­fon auf den Markt gebracht, das inzwis­chen die vierte Gen­er­a­tion erre­icht hat und trotz manch­er Schwäche noch immer State Of The Art ist. Vier dieser Schwächen: das nach wie vor akustisch wie auch optisch mis­er­able Head­set (das noch immer nicht bess­er aussieht (1), klingt (2) und sitzt (3) als der ursprüngliche iPod-Kopfhör­er) und der ohne­hin nicht ger­ade über­wälti­gende Klang (4) bei der Musik­wieder­gabe. Nun gibt es diverse Geräte auf dem Markt, die zumin­d­est eines der bei­den Übel wenn nicht aus der Welt schaf­fen, so doch ein wenig erträglich­er machen kön­nen: Head­sets, die gut sitzen und klin­gen, dafür aber einem modis­chen Offen­barung­seid gle­ichkom­men, solche, die zwar vom Kabel bis zum …

Ahoi, Schwester!

Man­u­fac­tum, Verkäufer des Wahren, Guten und Schö­nen, ist immer wieder mal für eine Über­raschung gut. Erst kür­zlich berichtete man mir von ein­er Ordenss­chwest­er, die in der Köl­ner Depen­dance seit einiger Zeit Waren an Mann und Frau zu brin­gen ver­sucht, das allein aber ver­wun­dert noch nicht, gehört Klosterkul­tur doch für Mar­keter in eine Rei­he mit Han­dar­beit, echt­en Werten und Rückbesin­nung. Nun aber set­zt das Wal­trop­er Unternehmen (eine Tochter des Heine-Ver­sands und damit der Otto-Gruppe) mit seinem Monats­brief Dezem­ber noch einen drauf. Unter der Über­schrift »Mit kindlich­er Freude, aber ohne Naiv­ität« wird da auf den Seit­en 16 und 17 eben jene Schwest­er Anne-Claire aus der klöster­lichen Gemein­schaft von Jerusalem vorgestellt, die seit eini­gen Monat­en in Köln für Man­u­fac­tum arbeit­et. Ver­wun­dert hat mich dabei nicht, dass sie ein­mal Jura studiert hat, ver­wun­dert hat mich auch nicht, dass sie aus­gerech­net nach Köln wollte. Ver­wun­dert hat mich, was Man­u­fac­tum als »Die Liebling­spro­duk­te von Sr. Anne-Claire« angibt. Als da wären: ein Garten-Ses­sel aus Alu­mini­um (rot), für die Bestuh­lung des Paris­er »Jardin du Lux­em­bourg« konzip­iert, ein satiniertes Stahlmess­er mit Oliven­holz­griff, und, halten …

Vielleicht zieh ich in mein iPhone um?

Das Ate­lier Pfis­ter aus dem schweiz­erischen Suhr macht Möbel, schöne Möbel — Punkt. Damit hat es in Sachen Gestal­tung ohne­hin schon mein Herz erobert, inzwis­chen aber bin ich schlicht über bei­de Ohren ver­liebt. Schuld daran: die iPhone-App des Unternehmens. Halb Möbelkat­a­log, halb Hochglanz­magazin bietet sie über das hin­aus die Möglichkeit, Pro­duk­te am Bild­schirm in der eige­nen oder auch ein­er virtuellen Woh­nung zu platzieren und zu testen, wie sie wirken. Noch schön­er wäre es eigentlich nur noch, wenn sie zeit­gle­ich auch noch die Preise der Möbel­stücke mit dem eige­nen Kon­to abgle­ichen und gegebe­nen­falls eine Warn­mel­dung aus­geben würde. So ist man zwar immer wieder entzückt — aber eben auch ent­täuscht zugleich.

»Design should not dominate people«

Die Ate­li­er-Serie von Braun gehört für mich bis heute zu den schön­sten HiFi-Entwick­­lun­­gen, die es je zu kaufen gab. Gestal­tet wurde sie sein­erzeit — wie so manch­er andere Braun-Klas­sik­er — von Dieter Rams, einem der ein­flussre­ich­sten Design­er des 20. Jahrhun­derts — heutzu­tage vor allem bekan­nt als »Groß­vater des iPhone«. 2009 hat Gestalten.tv mit ihm und Kol­le­gen über seine Arbeit gesprochen, über sein Genie, All­t­ags­ge­gen­stände zu Kul­to­b­jek­ten zu machen, über Ästhetik und über seine Grun­dregeln für gutes Design. Ein schön­er klein­er Film, über den ich heute bei Jason Kot­tke gestolpert bin. Nur dieser eine Satz, »Design should not dom­i­nate peo­ple«, ent­behrt aus dem Mund eines Apple-Design­ers nicht ein­er gewis­sen Ironie.