All posts tagged: Kultur

Klebt Euch was …

Längst hat die soge­nan­nte Stree­tart und allen voran Cut Outs und Stick­erkun­st das klas­sis­che Graf­fi­ti als öffentliche Kun­st abgelöst. Sie gilt als kri­tis­ch­er, witziger und meis­tens auch als poli­tis­ch­er. In diesem Jahr find­et nun zum wieder­holten Mal der inter­na­tion­al aus­geschriebene Stick­er­award statt. Arbeit­en kön­nen bere­its einge­sendet wer­den — man hofft, eine Entschei­dung über die Preisver­gabe bis Ende Sep­tem­ber getrof­fen zu haben. »Man«, das sind Alain Bieber von rebelart.net, Chris Sauve von den Adbusters, Dom Mur­phy (Stick­er­na­tion), Andreas Ull­rich von Stick­ma und Oliv­er Vodeb (Meme­fest). Ein­sendun­gen sind als Fotos und als Grafiken möglich, Haupt­sache, sie zeigen »Ein­griffe in den öffentlichen Raum«. Dabei geht es weniger alleine darum, den besten oder die beste Stick­erkün­stler zu find­en, son­dern vor allem um eine Gesamtschau der inter­na­tionalen und recht unüber­sichtlichen Szene. Zu gewin­nen gibt es natür­lich — Aufk­le­ber. Bish­er sind 193909 Fotos und 53 525 Grafiken einge­sandt wor­den. Und es ist noch ein wenig Zeit bis September.

(Tat)Orte

Obwohl in den Medi­en tagtäglich über Katas­tro­phen, Ver­brechen und andere Scheußlichkeit­en berichtet wird, bekom­men Zuschauer und Leser davon sel­ten wirk­lich etwas zu sehen. Gezeigt wer­den meist die Bilder nach dem eigentlichen Geschehen, die Tatorte, wenn bere­its das Schlimm­ste vor­bei ist. Das ist gut so und für die Ein­hal­tung gewiss­er Gren­zen sorgt — zumin­d­est in unserem Land — neben der Ethik auch ein­er moralis­ch­er Presse-Codex. So ist es für die Redak­teure der meis­ten Medi­en beispiel­sweise selb­stver­ständlich, keine Leichen oder Leichteile zu zeigen. Dabei wäre das Ange­bot an drastis­chem Mate­r­i­al dur­chaus vorhan­den. Das beweist jet­zt auch eine Ausstel­lung mit dem schlicht­en Titel »(Tat)Orte« im NRW-Forum in Düs­sel­dorf. Es sind Fotografien ver­schieden­er Reporter, darunter von Leg­en­den wie Weegee, Arnold Oder­matt, Enrique Metinides oder aus dem LA Police Archive. Sie zeigen genau das, was nor­maler­weise im Archiv ver­schwindet. Leichen, Ret­tungsar­beit­en, grausame Szenen. Dabei stellt sich die Frage, ob in dem Moment, in dem diese Bilder zu ver­meintlich­er Kun­st erk­lärt wer­den, die son­st gel­tenden ethis­chen Gren­zen ver­let­zt wer­den dür­fen und ob Fotografien einzig auf­grund ihrer handw­erk­lichen Qual­ität und einem öffentlichkeitswirksamen …

Heine? Handke? Nein, danke.

Wo genau liegt nun der eigentliche Skan­dal? Ist es Peter Hand­ke, der eine Grabrede für den ser­bis­chen Präsi­den­ten Slo­bo­dan Miloše­vić gehal­ten hat? Oder ist es die Tat­sache, dass die Stadt Düs­sel­dorf ihm für sein lit­er­arisches Werk den Hein­rich-Heine Preis 2006 ver­lei­hen wollte? Einen Preis, der den Bes­tim­mungen nach Per­sön­lichkeit­en ver­liehen wird, »die durch ihr geistiges Schaf­fen im Sinne der Grun­drechte des Men­schen, für die sich Hein­rich Heine einge­set­zt hat, den sozialen und poli­tis­chen Fortschritt fördern, der Völk­erver­ständi­gung dienen oder die Erken­nt­nis von der Zusam­menge­hörigkeit aller Men­schen ver­bre­it­en.« Nein, weit gefehlt, der tat­säch­liche Skan­dal kommt erst noch. Gestern näm­lich haben sich die Frak­tio­nen von SPD, FDP und den Grü­nen des Düs­sel­dor­fer Stad­trats darauf ver­ständigt, diese Preisver­lei­hung zu ver­hin­dern und das Preis­geld von 50.000 Euro nicht zur Ver­fü­gung zu stellen. Nun kön­nte man meinen, es sei das gute Recht der Stadt, selb­st zu entschei­den, für wen sie ihr Geld aus­gibt. Ganz so ein­fach stellt sich die Sache aber nicht dar. Die Entschei­dung für Hand­ke obliegt näm­lich ein­er Jury (und nicht poli­tis­chen Frak­tio­nen) und geht fol­gen­der­maßen von­stat­ten: So gesehen …

The L word

Das war sie nun also, die lang erwartete Folge 1 der amerikanis­chen Serie »The L Word«. Zugegeben, den deutschen, nach dümm­lichem Boule­vard klin­gen­den Unter­ti­tel »Wenn Frauen Frauen lieben« hätte man sich auch schenken kön­nen, der amerikanis­che Slo­gan »Same Sex, dif­fer­ent City« ist jedoch keinen Deut bess­er. Und was das Wichtig­ste ist — die Serie überzeugt. Zunächst ein­mal der Plot in Kurz­form: Das alles kön­nte ziem­lich schnell in Klis­chees abdriften — wenn es denn welche gäbe. »The L Word« macht aber zunächst ein­mal klar, wie wenig Platz Les­ben in unser­er Vorstel­lung von All­t­ag über­haupt haben, von Szenen in Pornofil­men und Abziehbild­chen wie Hel­la von Sin­nen ein­mal abge­se­hen. Hier aber find­et man durch­wegs erstk­las­sige Schaus­piel­er, die in witzi­gen und über­raschend emo­tionalen Dialo­gen schlüs­sige Geschicht­en erzählen. Und dem Vor­wurf, die dargestell­ten Charak­tere seien alle­samt zu hüb­sch, zu erfol­gre­ich und denen der Serie »Sex and the City« zu ähn­lich, ist Autorin und Pro­duzentin Ilene Chaiken mit dem Vorschlag, sich die Les­ben­szene in L.A. doch ein­mal anzuse­hen, bere­its rechtzeit­ig ent­ge­genge­treten — was nicht nötig gewe­sen wäre. Denn während sich die …

Rock!

Heute abend wird im Bon­ner Haus der Geschichte mal wieder eine lohnenswerte Ausstel­lung eröffnet. Der pro­gram­ma­tis­che Titel: »Rock! Jugend und Musik in Deutsch­land«. Das kön­nte eine plat­te, stereo­type Ver­anstal­tung sein — ist es aber nicht. 1.200 Exponate aus 50 Jahren Musikgeschichte, von Elvis und den unver­mei­dlichen Ner­ven­sä­gen Stones über Fehl­far­ben(die im August zusam­men mit den H‑Blockx auch auf ein Gast­spiel kom­men) bis hin zuTokio Hotel. Oder, auf der anderen Seite des Vorhangs von City über die Klaus Ren­ft Com­bobis hin zu den Puhdys. Ein wenig selt­sam zwar, dass zwis­chen­drin auch Hip Hop oder dieLove Parade behan­delt wer­den, aber gut; Neues entste­ht aus Altem, soweit kann man das Konzept nachvol­lziehen. Und auch über die Tren­nung zwis­chen echtem Rock und anderen Stilen kön­nte man tre­f­flich stre­it­en. Ob das aber Sinn macht? Span­nend sind ein­fach die kleinen Geschicht­en, die in der Ausstel­lung erzählt wer­den. Zum Beispiel die von dem Brief, den Elvis via Bra­vo an seine deutschen Fans geschrieben hat. Oder die von dem BAP-Konz­ert in der DDR, das eines Songs wegen wieder abge­sagt wer­den musste. Oder die von …