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Danke

Im Alter von 14 Jahren bekam ich — ein Kind des Bildungsbürger_innentums — ein 20-bändi­ges Lexikon geschenkt, wie so viele andere Kinder, die ich kan­nte. Bis vor weni­gen Jahren stand es in meinem Regal, benutzt aber habe ich es offen ges­tanden nur sel­ten. Und wahrschein­lich ist das auch ganz gut so, denn son­st wäre mir, wenn der Zufall mit­ge­spielt hätte, auf Seite 261 von Band 5 (Eit-Fle) vielle­icht eines Tages dieser Ein­trag aufge­fall­en: Nun muss ich dazu sagen, dass für mich (gesellschafts)politische Fra­gen, bis ich 18 war, kaum Bedeu­tung gehabt haben. Die Rol­len­verteilung in mein­er Fam­i­lie und meinem näheren Umfeld war bis auf wenige Aus­nah­men patri­ar­chalisch geprägt, Fem­i­nis­mus, Gle­ich­berech­ti­gung, Diskri­m­inierung, Ras­sis­mus und viele andere für mich heute wichtige Begriffe kamen in mein­er Welt lange Jahre nicht vor. Hätte ich damals also auf Seite 261 von Band 5 diese »Feminismus«-Definition gele­sen — sie hätte mich wohl abgeschreckt und in allem bestärkt, was bis dahin mein Welt­bild ausmachte. 

Everything is a Remix

Doch, ich hätte schon Lust gehabt, etwas zum The­ma Leis­tungss­chutzrecht zu bloggen, aber zu dem The­ma ist in den ver­gan­genen paar Tagen schon so viel Gutes geschrieben wor­den, dass ich mich lieber auf diese Videos konzen­triere, die ich erst heute bei Ralf Schwartz ent­deckt habe: »Every­thing is a Remix« von Kir­by Ferguson.

Steig aus!

»Ich bin 36 Jahre alt. Das ist jet­zt die dritte Kern­schmelze, die ich erlebe. Wie viele denn noch?«, twit­terte Lars Reineke heute Nach­mit­tag, doch zumin­d­est von deutschen Poli­tik­ern hört man derzeit fast auss­chließlich hohle Phrasen. Vor dem Hin­ter­grund der Ereignisse in Japan klin­gelt einem das Wort »Laufzeitver­längerung« noch lauter in den Ohren als son­st schon, und in der aktuell wieder auf­flam­menden Debat­te um erneuer­bare Energien wehen einem als Haup­tar­gu­ment für atom­aren Strom immer wieder die Kosten um die Ohren. Und doch gibt es für jeden Einzel­nen die Möglichkeit, etwas zu tun. Anja alias @3×3ist6 zum Beispiel hat­te heute eine tolle Idee: Warum nicht zwei Fliegen mit ein­er Klappe schla­gen und die Prämie, die viele Ökostro­man­bi­eter für Neukun­den auszahlen, als Spende nach Japan über­weisen? Dieser Idee schließe ich mich an, gerne und aus Überzeu­gung. Immer­hin 20 Euro schenkt mir die Fir­ma Licht­blick für jeden gewor­be­nen Kun­den, und falls die Japan­er tat­säch­lich keine Spenden brauchen (was man abwarten sollte) oder ein­er der vielle­icht Gewor­be­nen der Mei­n­ung sein, es gebe sin­nvollere Wege, dieses Geld zu investieren: Pro­jek­te, die …

»Heißt das, ich kann nicht mehr zurück?«

Call­cen­ter haben einen — sagen wir — beschei­de­nen Ruf. Und wer heute bei ein­er Hot­line anruft, weiß nicht, wo auf der Welt sein Gegenüber sitzt, das mit ihm über die Ver­sicherungspo­lice, den Fes­t­net­zan­schluss oder die let­zte Bestel­lung redet. Die Glob­al­isierung hat längst auch in diesem Dien­stleis­tungs­bere­ich Einzug gehal­ten. Einem Prob­lem, dass sich unter dieser Ober­fläche abspielt, hat sich die Filmemacherin Mar­ti­na Priess­ner in »Wir sitzen im Süden« angenom­men. Denn einige der­jeni­gen, mit denen Deutsche Tag für Tag tele­fonieren, melden sich mit falschem Namen: Deutsch-Türken, die in Call­cen­tern für deutsche Fir­men arbeit­en. In Istan­bul. Und das nicht etwa frei­willig, son­dern weil sie auf­grund der herrschen­den Geset­ze nicht mehr nach Deutsch­land zurück­dür­fen. Men­schen, die sich mehr als Deutsche, denn als Türken sehen, die der aktuellen Inte­­gra­­tions-Debat­te und all den sar­razin­schen und merkelschen Argu­men­ta­tionsver­suchen den Spiegel vorhal­ten. Oder, wie es ttt vor kurzem aus­drück­te: » Während die Poli­tik­er dauernd über Migranten reden, die sich ange­blich nicht inte­gri­eren wollen, erlebt der Zuschauer im Film Türken, die längst Deutsche sind, aber nicht in Deutsch­land leben dür­fen.« Derzeit tourt »Wir sitzen …