Das BildBlog hat einen Fernsehspot mit prominenter Besetzung drehen lassen, um sein Angebot populärer zu machen. Er ist gut gemacht und hat die Blogger kaum Geld gekostet. Doch er geht nach hinten los.
Keine Frage, ich schätze Christoph Maria Herbst. Sehr sogar. Und mit Anke Engelke kann ich ebenso gut leben, in einigen Rollen. Auch die Agentur Brainpool hat keine schlechte Arbeit gemacht, hat den beiden die Szenen auf den Leib geschrieben, eine hübsche Pointe erdacht und einen einprägsamen Slogan: »Jede Lüge braucht einen Mutigen, der sie zählt.« Whohoooo!
Ich habe versucht zu recherchieren, wann die Jungs vom BildBlog zum letzten Mal wirklich mutig gewesen sind. Ich habe es nicht herausfinden können. Saturierter und selbstgefälliger kann man doch sein vorgebliches Revoluzzertum gar nicht mehr vor sich hertragen. Niggemeier und Schultheis verdienen gutes Geld mit ihrer guten Idee, haben gute Anwälte, die ihnen den Rücken freihalten. Ein wenig wirkt das ständige Bild-Bashing wie das gewohnheitsmäße Mobbing in deutschen Durchschnittsredaktionen.
Frontkämpfe, wo keine Front mehr ist
Wer wohl den BildBloggern vorgeschlagen hat, den Spot auf MTV oder ComedyCentral auszustrahlen? Erschließt man sich so neue Zielgruppen? Um gleich Misverständnisse zu vermeiden: Nicht, dass die Bild es nicht wert wäre, beobachtet und kritisiert zu werden. Doch mutig ist es nicht mehr, wie das BildBlog sich gegen den vermeintlichen Riesen stellt. Es ist gut, wichtig, manchmal witzig, manchmal traurig. Doch vorzugeben, an der Front zu kämpfen, wo keine mehr Front ist, bedarf schon einer ordentlichen Portion Weltfremdheit. Nicht umsonst schrieb Claus Strunz, Chefredakteur der Bild-am-Sonntag, im Januar:
Lägst hat die Bild gemerkt, dass das BildBlog die belebende Konkurrenz ist, die sie auf dem Printsektor nicht hat. Und das BildBlog hat sich wie ein ungefährlicher Parasit an das Blatt mit den großen Buchstaben geheftet. Wahrscheinlich deshalb reagiert die Bild nur reflexartig auf den Spot: »Unsere Rechtsabteilung prüft routinemäßig, ob hier möglicherweise markenrechtliche Aspekte berührt sind«, so Bild-Sprecher Dirk Meyer-Bosse im Medium-Magazin. Warum sich Herbst, Engelke und Brainpool kostenlos in den Dienst von BildBlog stellen, bleibt rätselhaft. Vielleicht, weil sich dieses Unternehmen trotz guter Umsätze immer noch wie eine studentische Vereinigung von Gutmenschen geriert — ähnlich wie Google. Fehlen nur noch Aussagen wie »Tu’ nichts Böses« oder »Wir wollen doch nur spielen«. Aber BildBlog will nicht spielen. Die BildBlogger wollen Geld und Einfluss. Das haben sie auch bekommen. Der Werbespot ist nichts anderes, als eine Maßnahme, beides zu mehren. Eine gut gemachte noch dazu.