Die Vorleser
Wer keine Lust oder keine Zeit hat, Nachrichten und Blogs zu lesen, kann sie sich auch einfach vorlesen lassen. Und was bei größeren Publishern schon länger geht, funktioniert jetzt auch hier.
Wer keine Lust oder keine Zeit hat, Nachrichten und Blogs zu lesen, kann sie sich auch einfach vorlesen lassen. Und was bei größeren Publishern schon länger geht, funktioniert jetzt auch hier.
Da sitzen wir jetzt, wir vier — und versuchen uns zu erinnern, wie das alles bloß so weit kommen konnte. Der 17. Mai 2005 war ein trister, frischer Frühlingstag kurz nach den Eisheiligen, trocken, aber nicht gerade gemütlich. Zehn Tage später sollte es über 30 Grad heiß werden, aber dieser Tag war ein Stubenhocker-Dienstag. Doch sonst? Wer weiß schon noch so genau, was er vor zehn Jahren getan hat? Von uns keiner.
Ein Blog-Stöckchen? Ernsthaft? Zweitausenddreizehn?! Na gut, es kommt von der wundervollen Frau Serotonic — und es ist sogar mal eins der interessanteren Sorte. Geschnitzt hat es Isabella Donerhall nach dem Vorbild der »This-Is-How-I-Work«-Serie auf lifehacker.com — und die mag ich tatsächlich sehr. Also: This is how I work.
Im Alter von 14 Jahren bekam ich — ein Kind des Bildungsbürger_innentums — ein 20-bändiges Lexikon geschenkt, wie so viele andere Kinder, die ich kannte. Bis vor wenigen Jahren stand es in meinem Regal, benutzt aber habe ich es offen gestanden nur selten. Und wahrscheinlich ist das auch ganz gut so, denn sonst wäre mir, wenn der Zufall mitgespielt hätte, auf Seite 261 von Band 5 (Eit-Fle) vielleicht eines Tages dieser Eintrag aufgefallen: Nun muss ich dazu sagen, dass für mich (gesellschafts)politische Fragen, bis ich 18 war, kaum Bedeutung gehabt haben. Die Rollenverteilung in meiner Familie und meinem näheren Umfeld war bis auf wenige Ausnahmen patriarchalisch geprägt, Feminismus, Gleichberechtigung, Diskriminierung, Rassismus und viele andere für mich heute wichtige Begriffe kamen in meiner Welt lange Jahre nicht vor. Hätte ich damals also auf Seite 261 von Band 5 diese »Feminismus«-Definition gelesen — sie hätte mich wohl abgeschreckt und in allem bestärkt, was bis dahin mein Weltbild ausmachte.
Ganz egal, ob Sie dieses Blog zum ersten Mal besuchen oder schon häufiger hier waren — Sie können durch all die Texte und Informationen, die Sie hier finden, eine Menge über mich erfahren. Und wenn Sie sich ein wenig Zeit nehmen und auch noch all die Plattformen und Netzwerke besuchen, auf denen ich mich tummle, so könnten Sie Häppchen für Häppchen das zusammensetzen, was mensch als meine digitale Identität bezeichnen kann. Im Zeitalter der Post-Privacy hätten Sie so die Möglichkeit, sich ein Bild von mir zu machen, ohne mich je getroffen zu haben. Doch was wären das eigentlich für Daten, für Informationen, die Sie erhalten würden? Da diese Frage auch mich beschäftigt, habe ich ihnen einen Teil der Arbeit einfach mal abgenommen, denn ganz ehrlich: Wenn Sie nicht gerade bei Facebook, Google oder einem anderen Online-Unternehmen arbeiten, würde Sie diese Puzzle-Arbeit ziemlich viel Zeit kosten. Unnötig, finden Sie nicht auch? Und so bekommen Sie mit diesem Post, inspiriert vom Portfolio des Quantified-Self-Anhängers Buster Benson, so etwas wie mein digitales, statistisches Ich, fein säuberlich in hübsche …