Es ist kaum drei Monate her, dass sich halb Europa, allen voran Deutschland, über einige fundamentalistische Religiöse aufgeregt hat, die Kritik in Form von Satire nicht ertragen wollte. »Damals« war die Rede vom Vorrecht der Meinungsfreiheit, von Satire- und Pressefreiheit und den ach so tollen Vorzügen der Demokratie. Das ist nun vergessen. SeitMTV ab dem 03. Mai seine Cartoon-Serie »Popetown« ausstrahlen will, steht das Krisenzentrum konservativer Katholiken nicht mehr still. Hier der Inhalt in Kurzform:
Der Diözesanrat der Katholiken des Kölner Erzbistums bezeichnete das als »widerwärtige Verhöhnung der katholischen Kirche«, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und inzwischen sogar die Evangelische Kirche haben sich gegen die Ausstrahlung gewandt. Und das, obwohl fraglich ist, ob ein einziger der Kritiker die Serie auch nur in Auszügen gesehen hat.
Was unterscheidet aber einen Mohammed mit Bombe auf dem Kopf von einem blutrünstelnden Papst? Ist es nicht legitimes Recht der Satire, sich — wenn ihr denn Freiheit gegeben ist — an allem und jedem auszulassen? Oder muss ein Sender wie MTV, der unfraglich Vorbildstatus für einige Jugendliche haben dürfte, Rücksicht auf die größeren der in diesem Lande ansässigen Religionsgemeinschaften nehmen, und eben nur auf diese? Nein. Gleiches Recht gilt für alle, und wo im Namen der Presse- und Meinungsfreiheit gegen den angeblichen »Islamismus« aufgeschrien wurde, muss ein wenig Stichelei nun eben ertragen werden. Und mal ehrlich: Exzentrische Päpste, korrupte Kardinäle und absonderliches Personal sind aus der Geschichte des Vatikan doch durchaus wohl bekannt. Und mir würde wahrscheinlich noch einiges in den Geschichtsbüchern begegnen, dessen Darstellung sich MTV erst gar nicht getraut. Worüber sich also aufregen?