Vor einigen Tagen habe ich bei eBay eine durchaus bemerkenswerte Auktion entdeckt, sie jedoch für das Werk eines notleidenden Amateurs gehalten. Da wird die Chance versteigert, einem noch nicht existierenden Romanhelden seinen Charakter zu leihen. O‑Ton: »Ich bin ein deutscher Schriftsteller und versteigere an den Höchstbietenden die Rolle in einem Roman. Die Rolle kann Ihren Wünschen entsprechen und Ihren Namen tragen; Sie können etwas sein, was Sie immer schon sein wollten.« Nun gut, die Idee ist nicht schlecht. Außerdem handelt es sich interessanterweise zwar tatsächlich um einen notleidenden Autor, jedoch keineswegs um einen Amateur, wie ich gestern aus der FAZ erfahren durfte.
Die Idee zu dieser Auktion stammt von Alban Nikolai Herbst, der eigentlich Alexander Michael von Ribbentrop heißt, einem Großneffen Joachim von Ribbentrops, des deutschen Außenministers unter Hitler. Das zumindest erklärt die explizite Zusatzbemerkung »Gestaltungswünsche, die gegen bestehendes Recht verstoßen oder in irgend einer Weise nationalsozialistisches Gedankengut zu transportieren helfen, werden nicht berücksichtigt.« Anscheinend, und da wird es interessant, ist aber noch gar nicht so sicher, ob der so erfundene Romanheld, respektive die Heldin auch wirklich in gedruckter Form erscheinen wird. Denn der dritte Teil der Trilogie »Argo« hat noch keinen Abnehmer, dafür Herr von Ribbentrop offensichtlich finanzielle Sorgen. So ist es in seinem Weblog (inzwischen leider offline) nachzulesen: »Ein Wort in eigener Sache. Es ist existentiell so eng geworden, daß ich derzeit mit den Mieten immer ins Hintertreffen gerate; die Krankenvesicherung bediene ich seit längerem nur noch mit kleinen Stotterbeträgen, damit es bei Mahnungen bleibt und sie mir nicht gekündigt wird. Auch hier ist dringend Abhilfe gesucht.« So muss sich also nicht nur ein Leihgeber für seine Romanfigur, sondern vor allem ein Verlag für den Druck finden. Zurzeit übrigens steht das höchste Gebot bei 303,00 Euro.