Vergessen Sie Lily Allen, vergessen Sie Kylie oder Rihanna oder Christina Aguileras »Bionic«. Das Pop-Album des Jahres kommt aus Schweden, von der 31-Jährigen Robyn, die 2007 mit »With Every Heartbeat« (produziert mit Kleerup) auch in Deutschland bekannt wurde und im selben Jahr mit »Konichiwa Bitches« einen der einflussreichsten Elektro-Tracks der vergangenen Jahre lieferte. Heute erscheint mit »Body Talk Pt. 1« eines von drei Mini-Alben, die bis Ende des Jahres geplant sind, 32 Minuten Herrlichkeit, darauf ausgelegt zu beeindrucken, pompöser, melancholischer Pop, der sich augenzwinkernd mit der Moderne auseinandersetzt (»Don’t Fucking Tell Me What To Do«: »My smoking is killing me. My diet’s killing me. My heels are killing me. My shopping’s killing me«) das Androgyne ebenso feiert wie das Androide (»Fembots have feelings too«) und der die Tanzfläche als Erlösung von Einsamkeit und Leiden proklamiert: »Der Club ist kein Ort, den man nur dann besucht, wenn es einem gut geht«, sagt Robyn in einem Interview mit jetzt.de. »Auch Trauer, Frust, Wut oder Zorn finden dort statt, und das hat mich sowohl textlich als auch musikalisch stark inspiriert. Sämtliche Extreme sind möglich, und diese Unberechenbarkeit übt für viele Menschen eine ungemeine Faszination aus — mich eingeschlossen. Der Club ist ein eigener kleiner Mikrokosmos.« So wie »Body Talk Pt. 1«.
Fast ein Konzeptalbum
Bemerkenswert vor allem: Trotz der Kürze wirkt das mit Robyns Mastermind Klas Åhlund produzierte »Body Talk Pt. 1« fast wie ein Konzeptalbum, zumindest sechs Tracks lang, dann endet der hymnische Duktus mit der Röyksopp-Kollaboration »None of Dem«, einem Abgesang auf Stadt (»I’m so bored in this town. Take me away from here.«), Pop (»None of these beats are raw. None of these beats ever break the law.«) und Gesellschaft (»None of these chicks got style. None of these drugs get me high.«). Was folgt? Zwei Balladen, das durchschnittliche »Hang With Me« und dann — zum Finale — ein Volkslied: »Jag Vet En Dejlig Rosa«, den Pfadfindern unter uns auch bekannt als »Ich weiß ein’ schöne Rose«, untermalt nur von einem zurückhaltenden Xylophon. Und während man noch darauf wartet, dass der Beat wieder einsetzt, ist Schluss. Es kommt kein Beat mehr, zumindest bis zum nächsten Album. Haben wir es dem cleveren Marketing oder Robyns Ungeduld zu verdanken, dass sie uns ihre Musik in diesem Jahr häppchenweise serviert? »The concept behind Body Talk is a double-edged sword«, schreibt Sal Cinquemani im Slant-Magazine. »Like Gaga’s The Fame Monster, the eight-track Pt. 1 feels abbreviated, like a sampler for a larger project Robyn was too impatient to complete before sharing it with the world (the upcoming installments are reportedly still being recorded). But it also comes fully loaded with more hooks than your average pop album’s entire tracklist. Who needs 18 tracks? The shorter format leaves you wanting more, which is the desired effect of the first plate in any three-course meal.«
Mehr als nur eine Vorspeise
Ein schöner Vergleich, doch dieses Album ist trotz seiner 32 Minuten mehr als nur eine Vorspeise. Es ist abwechslungsreicher als so mancher Longplayer, den ich in den vergangenen Monaten und Jahren gehört habe. Da gibt es Anleihen an Disco (»Dancing On My Own«), Dub-Reggae (»Dancehall Queen«), Industrial (»Don’t Fucking Tell Me What To Do«) und einiges mehr, und »Fembot« bedient sich nicht nur in der Rap-Schublade, sein Refrain klingt auch noch verdächtig nach Boney Ms »Rivers Of Babylon«. Grandios. Dass Robyn trotz vier äußerst gelungener Alben immer noch im Schatten ihrer kommerziell erfolgreicheren Konkurrentinnen steht, dass Christian Ihle kürzlich im Popblog der taz ernsthaft schrieb, es sei unmöglich, diese Frau nicht mit anderen Popladys wie Madonna (die Stimme!), Marie Fredriksson (die Haare!) oder Agyness Deyn (die Haarfarbe!) zu vergleichen (»Das mag billig klingen. Aber zu einfach wäre die Behauptung, Robyn hätte mit ihrer Musik und ihrer Bühnenshow etwas Eigenes, Innovatives, Neues in die Welt gebracht.«) ist traurig. Wem es, wie Robyn, gelingt, sich stetig weiterzuentwickeln, ohne dem Druck zu erliegen, sich mit jedem Album, jeder Tournee neu zu erfinden, hat solche Vergleiche nicht verdient. Robyn hat dem Mainstream entsagt, sie hat sich zu einer »ernstzunehmenden und ‑genommenen, unabhängigen Künstlerin und Stilikone (die schwedische Elle kürte sie zum Style Icon of the Decade)« entwickelt. Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Lady Gaga …!
Hej…
Ist echt ein geiles Album von Robyn geworden & die Platte unterscheidet sich ziemlich von ihren alten Platten. Ich finde es sehr cool, dass sie Elektrosound bei ihrem Album eingebaut hat. Die Schweden waren schon immer bekannt für Gute Musik, das Body Talk Pt. 1 Video, der Commercial fürs Album ist der Hammer super Kreativ mit dem geilen elktrosund im Hintergrund…I Like, es erinnert mich bissl an das Video von der Swedish House Mafia zu One. Definitiv konnte Robyn mit den Platten von Rihanna, Christina Aguilera, Kylie und den anderen mithalten, denn die Platten waren jetzt auch nicht die absoluten Burner, maybe die von Lady Gaga, aber Gaga ist eine andere Welt, denn was die anfässt wird zu Gold. But anyway Robyn hat einen guten Job gemacht und da bin ich bestimmt nicht der einzige mit der Meinung;-)