Charles Saatchi ist so etwas wie die Heuschrecke des Kunstmarkts. Ein medienscheuer Spekulant, der sich ebenso schnell auf Talente stürzt wie er sie wieder fallen lässt. Nicht selten hat der Galerist damit Erfolg gehabt, Damien Hirst oder Tracey Emin sind nur zwei Beispiele dafür, und so dürfte seine neue Idee zumindest bei Nachwuchskünstlern auf einiges Interesse stoßen. Sie heißt «Saatchi’s Best of British» und ist ein Ableger von Konzepten wie «Pop Idol» oder hierzulande «The next Uri Geller». Saatchi sucht den Superkünstler und hat sich dafür die BBC als Partner ins Boot geholt, bis zum 29. März läuft noch die Bewerbungsfrist, im Herbst soll die Show ausgestrahlt werden. Wer am Ende noch steht, bekommt eine Ausstellung in St. Petersburg. Wichtigster Juror: Saatchi selbst. Warhols 15 Minuten Ruhm kehren in die Kunstwelt zurück — ein Kreis schließt sich.
«Jeder mit einem neuen kreativen Ansatz soll teilnehmen. Denn niemand kann wissen, wo der nächste Kunststar auftaucht», sagt ausgerechnet der Mann, der genau das bis jetzt immer noch für sich in Anspruch genommen hat. Oder, nein, der für sich in Anspruch nahm, jemanden auftauchen lassen zu können, der dann zum nächsten Kunststar wurde. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, Charles Saatchi hat genau diese Gabe verloren, die Gabe, den Markt zu dirigieren. Oder das genügt ihm nicht mehr. Vielleicht langweilt es ihn schlicht und einfach, all die Museen, Galeristen und nicht zuletzt Kunstkritiker nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Möglich ist auch eine Mischung aus beidem. Denn Saatchi hat von vornherein ausgeschlossen, dass er selbst Stücke des Siegers kaufen würde. Das mag den zukünftigen Superkünstler enttäuschen, irgendwie bekommt der so ja nur den halben Saatchi-Stempel aufgedrückt. Vor allem aber könnte es ein Indiz dafür sein, dass Saatchi das Vertrauen in sich selbst verloren hat. Seine eigenen Entdeckungen zu verschmähen, passt so gar nicht ins Bild des visionären Zampanos. Wenn dem so ist, sinkt Saatchis Stern. Und «Saatchi’s Best of British» wäre so etwas wie das große Finale, die Supernova, der Abgesang auf den Maestro. Doch ganz gleich, ob der Superkünstler nun langfristig Erfolg haben wird oder nicht: Saatchi steht im Rampenlicht, dort, wo er nie hinwollte. Man wird das Gefühl nicht los, jetzt verheizt er sich selbst.