Ein neuer Begriff durchwabert die Medienwelten: Unterschichtenfernsehen. Er stammt aus dem Munde Harald Schmidts und beschreibt ein Format, von dem sich leicht abgrenzen lässt, wie der Spiegel heute in einem kleinen, feinen Artikel vorzuführen weiß. Denn wer will schon gleichgesetzt werden mit denjenigen, die ihre »Stütze am liebsten in gastronomischen Kleinstbetrieben, die ›Uschi’s Bowling-Butze‹ heißen« verkloppen oder im Fernsehen darüber debattieren, wer Schuld am Misraten der Blagen sei? Das alltägliche Salbadern auf allen Kanälen ist wohl doch eher Sache der Unterbelichteten, beziehungsweise Unterversorgten. Das macht Angst bei den Verantwortlichen, Sorgenkind sind da die Werbeeinnahmen. Denn wenn die Wirtschaft davon Wind bekommt, dass die meistgesehenen Formate… Naja, das könnte weit führen, wenn man nur will.
Da ist es doch einfacher, und da freuen wir uns mit dem Spiegel, sich herauszureden. Die Argumente scheinen denkbar einfach: »Okay, uns geht’s schlecht, aber wenn wir Arte gucken, ›Mare‹ abonnieren und Harald Schmidt gut finden, gehören wir wenigstens nicht zu diesem dubiosen Gespensterpöbelpack da unten.« Wem das zu feige ist, der findet beim Spiegel auch die Möglichkeit mit zu diskutieren — im eigens für diese Frage eingerichteten Forum (leider offline).