Wollte Twitter noch wissen, was wir gerade machen, interessieren sich Location Based Services vor allem für das Wo. Und während sich Anbieter wie Foursquare oder Gowalla schon etabliert haben, die Werbeindustrie bereits mit den Hufen scharrt und inzwischen auch Facebook mit seinem Places-Dienst auf dem Geodaten-Markt mitmischt, steckt loca.li noch in den Kinderschuhen. Aufgebaut haben das in Wiesbaden beheimatete Projekt Sonja Ludscheidt und Jesse Adler. Doch ist da noch Platz zwischen all den Anbietern? Lässt sich mit Location Based Services Geld verdienen? Und wie hält es loca.li mit dem Datenschutz? Das und mehr habe ich Sonja gefragt. Über manches hat sie offen gesprochen, über manches aber schweigt sie auch — noch.
Trotzendorff: »Alles, was fehlt, sind die Menschen«, schrieb die New York Times kürzlich über Location Based Services. Die Plattformen seien da, die Kapitalgeber auch, und selbst Werbeformen seien bereits entwickelt. Nur die Nutzer hielten sich noch zurück. Würdest Du dieses Urteil bestätigen?
Sonja: Wir sind uns sicher, dass die Nutzer die Produkte gerne nutzen. Vergangene Aktionen haben jedoch gezeigt, dass das Handling schlicht zu schwer oder zu zeitintensiv ist. Gegen tolle Aktionen kann sich keiner verwehren. Wenn der Weg dahin jedoch zu holprig ist, wird die Zeit für etwas anderes verwendet.
Wie viele Nutzer habt Ihr derzeit und wie entwickeln sich die Zahlen?
Nun ja. So viel sei verraten: Wir sind jetzt in der dritten Woche online und konnten zur Closed Beta Phase unsere Userzahl vervierfachen. Mit rund 700 sehr interessanten Plätzen können wir bereits jetzt für viele Städte tolle Tipps anbieten.
Wo kommt Euer Kapital her?
Dank unserer guten Erfahrungen in der Softwareentwicklung und im Design konnten wir wichtige Leistungen aus eigener Kraft stemmen.
Wie viele Leute arbeiten derzeit an loca.li?
Der Kern von loca.li sind Jesse und ich. Dank der Unterstützung von sehr flexiblen Softwareentwicklern können wir unser Team in der Entstehungsphase dynamisch an die Bedürfnisse anpassen.
Wenn Ihr nicht an loca.li arbeitet, seid Ihr Consultants, so zumindest steht es auf Eurer Internetseite. Verrätst Du ein bisschen mehr?
Wir arbeiten seit mehreren Jahren als selbständige IT-Berater für unterschiedliche Unternehmen. Momentan beraten wir ein großes Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet.
loca.li sitzt nicht etwa in Berlin, Hamburg oder München, sondern in Wiesbaden. Vorteil oder Nachteil?
Wir sind vor einem halben Jahr von Frankfurt nach Wiesbaden gezogen. Wiesbaden hat sehr ausgeprägte kulturelle Möglichkeiten und ist die Landeshauptstadt Hessens. Das kann kein Nachteil sein :-)
Worin besteht für Dich der Nutzen von Location Based Services? Was müssen sie bieten, damit sie sich vom Spielzeug zur Plattform mit Mehrwert entwickeln?
Location Based Services sind die Schnittstelle zwischen der Online-Welt und den vielen Dingen, die wir täglich erleben. Wenn wir es schaffen, diese Schnittstelle einfacher für den Nutzer zu machen und ihm einen echten Mehrwert für das tägliche Leben zu bieten, findet eine echte Verschmelzung statt. Auf diesem Weg befinden wir uns.
Und welchen Mehrwert will loca.li seinen Nutzern bieten? Wie wollt Ihr Euch von anderen Anbietern abheben?
Qualität und Einfachheit sind super wichtig, in den nächsten Monaten wird so einiges mit loca.li passieren.
Welches Geschäftsmodell habt Ihr? Womit wollt Ihr einmal Umsatz machen? Oder: Macht Ihr sogar schon welchen?
Dazu möchten wir derzeit noch nichts sagen :-) Es wird aber bald die ersten Nachrichten dazu von uns geben.
Vor kurzem ist auch Facebook mit »Places« ins Geschäft eingestiegen. Keine Angst dass die Konkurrenz einfach schon zu weit ist?
Facebook ebnet den Weg, damit in der Smartphone-Nutzergemeinde eine größere Akzeptanz für LBS entsteht. Wir brauchen also vor Facebook keine Angst zu haben. Kreativität entsteht im Kleinen und die Nutzer werden immer ein Auge auf andere, spannende Dienste haben.
Auf der anderen Seite haben nicht wenige Anbieter auch schon kleine und große Fehler gemacht, etwa im Bereich Datenschutz. Und Foursquare musste sich lange mit Nutzern herumschlagen, die das System ausgetrickst haben und unberechtigt Bürgermeister geworden sind. Lernt Ihr aus solchen Fehlern?
Wir sind ein deutsches Unternehmen und legen größten Wert auf Datenschutz. Deshalb entwicklen wir unsere Software mit starkem Augenmerk auf Sicherheit.
Gerade in Deutschland stoßen Soziale Netzwerke und gerade Location Based Services auf Kritik bei Datenschützern. Wie geht Ihr mit dieser Kritik um?
Wir nehmen Kritik sehr ernst und stehen in engem Kontakt zu unseren Nutzern. Bislang haben sie das System sehr positiv aufgenommen. Durch einfache und transparente Konfigurationsmöglichkeiten weiß jeder Nutzer bei uns, woran er ist.
Foursquare gilt als cool, Gowalla wirkt eher verspielt. Welches Image versucht Ihr loca.li zu geben?
Ich denke, dass die User das Image bestimmen, wir wollen das nicht in die eine oder andere Richtung drängen. Lassen wir uns mal überraschen!
Wie werdet Ihr das bei loca.li mit Eurer API halten? Wird sie offen sein?
Bislang haben wir keine offene API. Im nächsten Ausbauschritt können wir uns vorstellen, Lese- und Schreibfunktionen von außen für bestimmte Nutzer freizugeben. Da wir ein Portal und eine voll integrierte, kostenlose iPhone-App haben, können unsere Nutzer alle Funktionalitäten vollständig nutzen.
loca.li hat noch so einige Bugs, wann wollt Ihr fertig sein?
Fertig ist man niemals und das ist gut so. Wir kennen unsere Bugs und möchten mit dem nächsten Release der App die Kinderkrankheiten vollständig beseitigen. Durch den anstehenden Ausbau des Portals könnte es passieren, dass sich der ein oder andere Bug auch danach noch einschleust. Durch ausgiebige Tests versuchen wir das allerdings zu vermeiden.
Wo steht loca.li in einem Jahr?
Der name loca.li wird in einem Jahr noch viel stärker in Verbindung mit LBS gebracht werden. Durch spannende, neue Möglichkeiten für Nutzer und Partner sehen wir uns als ernstzunehmende Konkurrenz zu den großen der Branche. Wir wissen, wohin es geht und wir freuen uns darauf, Euch mitzunehmen.
RT @trotzendorff: »»Wir brauchen vor Facebook keine Angst zu haben«« — Ein Interview mit @hophnung über @loca_li: /2010/11/25/%c…
RT @trotzendorff: »»Wir brauchen vor Facebook keine Angst zu haben«« — Ein Interview mit @hophnung über @loca_li: /2010/11/25/%c…
Wiesbaden ist halt das next big thing!
Wieso entfernt denn mein eigenes Blog meine eigenen Kommentare? Dabei stand doch hier was mit Kapielski und Berlin und Schulterzucken. Ach, Wiesbaden …
Das merkt, wenn du die Unwahrheit sprichst!
Aber ich hab doch nur zitiert …!