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Ein Mann und zwei Frauen unterhalten sich bei Sonnenuntergang auf einem Hausdach in der Stadt

Der feine Unterschied zwischen Teilen und Erzählen

Es gibt im Jour­nal­is­mus einen Begriff, den der Grün­der und langjährige Chefredak­teur des Stern, Hen­ri Nan­nen, geprägt hat: den Küchen­zu­ruf. Was das ist, hat Nan­nen selb­st in ein­er kleinen — im Rol­len­ver­ständ­nis seinem Welt­bild gehorchen­den — Anek­dote beschrieben, in der das Ehep­aar Hans und Grete am Don­ner­stag mit dem neuen Stern nach Hause kommt und Hans sich in den Ses­sel set­zt, während Grete den Abwasch macht: »Und wenn der Hans dann nach beendigter Lek­türe […] voller Empörung sein­er Frau Grete durch die geöffnete Küchen­tür zuruft: ›Men­sch Grete, die in Bonn spin­nen kom­plett! Die wollen schon wieder die Steuern erhöhen!‹ — dann sind diese bei­den knap­pen Sätze der so genan­nte Küchen­zu­ruf des jour­nal­is­tis­chen Textes.«

Reclaim your data oder: Warum ich meinen Facebook-Account gelöscht habe

Vor weni­gen Tagen hat Face­book meinen Account gelöscht — endgültig. Und nach­dem der erste Schmerz verk­lun­gen ist, kann ich auch endlich darüber schreiben. Die Geschichte ein­er Tren­nung. Face­book und ich hat­ten einen Deal — jet­zt ist es aus „Sie ver­trauen mir. Was für Trot­tel!“ Ich habe in den ver­gan­genen drei Wochen oft an diese Sätze denken müssen, die der 19-jährige Mark Zucker­berg in den Anfangsta­gen von Face­book einem Fre­und geschrieben haben soll. Nein, mit Ver­trauen hat­te das bei Face­book und mir nichts zu tun. Face­book und ich hat­ten ganz ein­fach einen Deal, so wie Face­book mit jedem Nutzer einen Deal hat: Zucker­bergs Unternehmen bekommt einen Teil mein­er Dat­en, ich bekomme ein Soziales Net­zw­erk — kosten­los. Und da sich nicht wirk­lich messen lässt, wie viele Dat­en Face­book bekommt, habe ich bei diesem Deal ein­fach meinem Bauchge­fühl ver­traut. Lange war das Ver­hält­nis für mich aus­ge­wogen und fair, selb­st als Face­book Insta­gram gekauft hat, kon­nte ich damit noch gut leben. Fotos von meinem Essen? Bitte schön. Wed­er auf Face­book, noch auf Insta­gram habe ich Infor­ma­tio­nen geteilt oder Dat­en hin­ter­lassen, die ich …

Trotzendorff — Inside out

Ganz egal, ob Sie dieses Blog zum ersten Mal besuchen oder schon häu­figer hier waren — Sie kön­nen durch all die Texte und Infor­ma­tio­nen, die Sie hier find­en, eine Menge über mich erfahren. Und wenn Sie sich ein wenig Zeit nehmen und auch noch all die Plat­tfor­men und Net­zw­erke besuchen, auf denen ich mich tumm­le, so kön­nten Sie Häp­pchen für Häp­pchen das zusam­menset­zen, was men­sch als meine dig­i­tale Iden­tität beze­ich­nen kann. Im Zeital­ter der Post-Pri­­va­­cy hät­ten Sie so die Möglichkeit, sich ein Bild von mir zu machen, ohne mich je getrof­fen zu haben. Doch was wären das eigentlich für Dat­en, für Infor­ma­tio­nen, die Sie erhal­ten wür­den? Da diese Frage auch mich beschäftigt, habe ich ihnen einen Teil der Arbeit ein­fach mal abgenom­men, denn ganz ehrlich: Wenn Sie nicht ger­ade bei Face­book, Google oder einem anderen Online-Unternehmen arbeit­en, würde Sie diese Puz­­zle-Arbeit ziem­lich viel Zeit kosten. Unnötig, find­en Sie nicht auch? Und so bekom­men Sie mit diesem Post, inspiri­ert vom Port­fo­lio des Quan­ti­­fied-Self-Anhängers Buster Ben­son, so etwas wie mein dig­i­tales, sta­tis­tis­ches Ich, fein säu­ber­lich in hübsche …

»Trends sind nicht nachhaltig«

Mit dem Bek­lei­­dungs-Label »manoma­ma« hat Sina Trinkwalder sich einen Namen gemacht — als nah­bare Unternehmerin, Ver­fech­terin der Nach­haltigkeit und Vor­bild in Sachen Trans­parenz und Ehrlichkeit. Grund genug, Sie um ein Inter­view zu bit­ten. Also haben wir uns verabre­det, um über ihre Arbeit, die Großen der Branche und Pro­duk­t­na­men wie »Förtroende« oder »Keyak­i­nan« zu sprechen. Als ich sie anrufe, liegt Sina ger­ade in der Bade­wanne. Eine Stunde später hat sie schrumpelige Fin­ger und ich eine etwas bess­er Vorstel­lung davon, was sie antreibt. Ein Gespräch über die Schwierigkeit, ökol­o­gis­che Bek­lei­dung trotz Reißver­schlüssen zu pro­duzieren, »bud­get­sen­si­tive« Schwaben und den Unter­schied zwis­chen sooooooohh­hh!- und dahhhhhhhhh!-Tagen.

Ich weiß, was ich letzten Sommer getan habe

Am 8. Juli 2010 etwa, dem Tag nach der so bit­teren 0:1‑Niederlage gegen Spanien, habe ich etwas über Aut­ofäh­nchen mit Halb­mast­funk­tion getwit­tert. Auf Face­book war an diesem Tag Funkstille, genau­so wie am Tag davor und am Tag danach. Sauber aufge­fädelt wie an ein­er Schnur liegen sie vor mir, meine Tweets, Posts und Fotos — »Mem­olane«, nach Angaben der Mach­er (die übri­gens in Kopen­hagen sitzen gegrün­det wur­den und in San Fran­cis­co sitzen) eine »time machine for the web«, hat heute wieder einige sein­er Beta-Invites ver­schickt. Und nach dem ersten Blick bleibt mir nicht viel als Begeis­terung, wenn auch mit einem Schuss Zurück­hal­tung. Das Konzept kön­nte aufge­hen, dabei ist es eigentlich recht simpel.