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15 Minuten Ruhm

Charles Saatchi ist so etwas wie die Heuschrecke des Kun­st­mark­ts. Ein medi­en­scheuer Speku­lant, der sich eben­so schnell auf Tal­ente stürzt wie er sie wieder fall­en lässt. Nicht sel­ten hat der Galerist damit Erfolg gehabt, Damien Hirst oder Tracey Emin sind nur zwei Beispiele dafür, und so dürfte seine neue Idee zumin­d­est bei Nach­wuch­skün­stlern auf einiges Inter­esse stoßen. Sie heißt «Saatchi’s Best of British» und ist ein Ableger von Konzepten wie «Pop Idol» oder hierzu­lande «The next Uri Geller». Saatchi sucht den Superkün­stler und hat sich dafür die BBC als Part­ner ins Boot geholt, bis zum 29. März läuft noch die Bewer­bungs­frist, im Herb­st soll die Show aus­ges­trahlt wer­den. Wer am Ende noch ste­ht, bekommt eine Ausstel­lung in St. Peters­burg. Wichtig­ster Juror: Saatchi selb­st. Warhols 15 Minuten Ruhm kehren in die Kunst­welt zurück — ein Kreis schließt sich. «Jed­er mit einem neuen kreativ­en Ansatz soll teil­nehmen. Denn nie­mand kann wis­sen, wo der näch­ste Kun­st­star auf­taucht», sagt aus­gerech­net der Mann, der genau das bis jet­zt immer noch für sich in Anspruch genom­men hat. Oder, nein, der für …

Wenn Tote twittern

Es gibt so einige Twit­ter-User, bei denen ich nicht sich­er bin, wer wirk­lich dahin­ter steckt. Es gibt so ein­deutige Fälle wie den @fakesaschalobo (»Weniger bess­er als das Orig­i­nal, also immer noch gut.«), doch auch bei den anderen großen und kleinen Sternchen sind gefühlte 90 Prozent wohl nicht echt, egal, ob Poli­tik­er, Schaus­piel­er oder Musik­er. Was sich aber jet­zt jemand hat ein­fall­en lassen, ist clever. Fünf Twit­ter­er tun gar nicht erst so, als ob, son­dern spie­len gle­ich die fik­tiv­en Charak­tere der Serie «Push­ing Daisies». Ange­fan­gen hat alles damit, dass mir plöt­zlich Char­lotte Charles alias @deadgirlchuck fol­gte, danach ging alles ganz schnell. Inner­halb weniger Stun­den kamen Emer­son Cod (@emersoncod), Olive Snook (@ittybittyolive), Ned Piemak­er (@nedthepiemaker) und schließlich sog­ar Dig­by (@deaddogdigby) dazu, der nicht nur tot ist, son­dern auch noch ein Hund (Zur Erin­nerung: In der Serie geht es um Ned, der Tote durch eine Berührung wieder zum Leben erweck­en kann, was er nicht nur mit Char­lotte, son­dern eben auch mit Dig­by getan hat). Langsam ging mir ein Licht auf, einige Tweets mit dem Hash­tag #push­ing­daisies hat­ten mir diese …

The L word

Das war sie nun also, die lang erwartete Folge 1 der amerikanis­chen Serie »The L Word«. Zugegeben, den deutschen, nach dümm­lichem Boule­vard klin­gen­den Unter­ti­tel »Wenn Frauen Frauen lieben« hätte man sich auch schenken kön­nen, der amerikanis­che Slo­gan »Same Sex, dif­fer­ent City« ist jedoch keinen Deut bess­er. Und was das Wichtig­ste ist — die Serie überzeugt. Zunächst ein­mal der Plot in Kurz­form: Das alles kön­nte ziem­lich schnell in Klis­chees abdriften — wenn es denn welche gäbe. »The L Word« macht aber zunächst ein­mal klar, wie wenig Platz Les­ben in unser­er Vorstel­lung von All­t­ag über­haupt haben, von Szenen in Pornofil­men und Abziehbild­chen wie Hel­la von Sin­nen ein­mal abge­se­hen. Hier aber find­et man durch­wegs erstk­las­sige Schaus­piel­er, die in witzi­gen und über­raschend emo­tionalen Dialo­gen schlüs­sige Geschicht­en erzählen. Und dem Vor­wurf, die dargestell­ten Charak­tere seien alle­samt zu hüb­sch, zu erfol­gre­ich und denen der Serie »Sex and the City« zu ähn­lich, ist Autorin und Pro­duzentin Ilene Chaiken mit dem Vorschlag, sich die Les­ben­szene in L.A. doch ein­mal anzuse­hen, bere­its rechtzeit­ig ent­ge­genge­treten — was nicht nötig gewe­sen wäre. Denn während sich die …

Kuttner adé

Es passiert nicht oft, dass ich so etwas tue. Und ich ver­spreche, es wird so schnell nicht wieder vorkom­men. Aber heute muss es sein. Kut­tner, die Show geht nach diesem Som­mer bei MTV vom Netz. Soweit so gut, und auch Frau Kut­tner scheint das eher gelassen zu sehen. Doch muss an dieser Stelle ein Aufruf erfol­gen an all die Fernsehsender, die Madame K. noch nicht im Pro­ramm haben, mit eini­gen Aus­nah­men vielle­icht. Gibt es nicht irgend­wo einen clev­eren, zukun­ft­slieben­den Chefredak­teur, der für die einzig intel­li­gente, char­mante (um nicht zu sagen hüb­sche) und nicht vol­lkom­men maulfaule Talk­mas­terin im deutschen Fernse­hen (oder hat irgendw­er in let­zter Zeit Char­lotte Roche auf dem Bild­schirm gese­hen?) eine Sendung zurechtschnibbeln lassen kann? Muss ja nicht zusam­men mit ihrem Kom­pan­ion sein, sowas wie Schmidt für Stu­den­ten und solche, die es bleiben wollen täte es ja. Nein wirk­lich. Sarah Kut­tner aus dem Pro­gramm zu nehmen (wegen der Quote! Ha!) ist nicht in Ord­nung. Und hier gibt es natür­lich keinen Auf­schrei. Nur eine kleine Mel­dung vom Spiegel. Frau Merkel schweigt. Alle anderen auch. Und was …