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Vatikan strikes back

Es ist kaum drei Monate her, dass sich halb Europa, allen voran Deutsch­land, über einige fun­da­men­tal­is­tis­che Religiöse aufgeregt hat, die Kri­tik in Form von Satire nicht ertra­gen wollte. »Damals« war die Rede vom Vor­recht der Mei­n­ungs­frei­heit, von Satire- und Presse­frei­heit und den ach so tollen Vorzü­gen der Demokratie. Das ist nun vergessen. SeitMTV ab dem 03. Mai seine Car­­toon-Serie »Popetown« ausstrahlen will, ste­ht das Krisen­zen­trum kon­ser­v­a­tiv­er Katho­liken nicht mehr still. Hier der Inhalt in Kurz­form: Der Diöze­san­rat der Katho­liken des Köl­ner Erzbis­tums beze­ich­nete das als »wider­wär­tige Ver­höh­nung der katholis­chen Kirche«, die CDU/C­­SU-Bun­destags­frak­­tion und inzwis­chen sog­ar die Evan­ge­lis­che Kirche haben sich gegen die Ausstrahlung gewandt. Und das, obwohl fraglich ist, ob ein einziger der Kri­tik­er die Serie auch nur in Auszü­gen gese­hen hat. Was unter­schei­det aber einen Mohammed mit Bombe auf dem Kopf von einem blutrün­stel­nden Papst? Ist es nicht legit­imes Recht der Satire, sich — wenn ihr denn Frei­heit gegeben ist — an allem und jedem auszu­lassen? Oder muss ein Sender wie MTV, der unfraglich Vor­bild­sta­tus für einige Jugendliche haben dürfte, Rück­sicht auf die größeren der …

Recycling

Diese Redak­tion ist sicher­lich nicht vor Irrtümern gefeit. Doch in der alltäglichen Werbe­do­sis eines bekan­nten, deutschen Pri­vat­senders fiel ein Spot ins Auge, der uns selt­sam bekan­nt vorkam. Der Sek­t­fab­rikant Kupfer­berg bewirbt in ihm sein Pro­dukt »Kupfer­berg Gold« und das, wie es scheint, bere­its zum wieder­holten Mal. Der Spot gle­icht näm­lich einem Film­chen aus Vor­wen­dezeit­en (max­i­mal lassen wir die Anfänge der 1990er Jahre gel­ten) beina­he bis aufs Haar, sprich­wörtlich gese­hen. Fröh­liche Men­schen mit Per­lenohrrin­gen und lange aus der Mode gekommen­er Mode freuen sich da über aufgepeppte Klas­sik, die Korken knallen hüb­sch im Takt, alles in allem eine schicke End-80er-Welt. Das erstaunlich­ste an dieser Wieder­hol­ung ist jedoch, dass die Wer­bung immer noch funk­tion­iert. Kein Wun­der, sieht sich die Mainz­er Kellerei doch als Pio­nier der Wer­bung, wie sie auf ihrer Inter­net­präsenz ein­drucksvoll unter Beweis stellt. Und daher ist es kein Wun­der, dass der Spot kaum etwas von seinem Charme und sein­er Wirkung ver­loren hat. Oder was glauben Sie, was seit heute Nach­mit­tag bei uns im Kühlschrank liegt?

Schweigen im Walde

Noch etwa einen Monat müssen wir alle so selt­same Wesen wie Figaro, den ver­rück­ten Frosch, Schnap­pi oder Tweety ertra­gen. Dann ist Schluss mit der Klin­gel­ton­wer­bung auf MTV und Viva. Zu schön, um wahr zu sein? Nein, die Musik­sender pla­nen tat­säch­lich eine Sper­rzeit für solche Spots, zwar nur für die Haupt­sendezeit zwis­chen 16 und 24 Uhr, aber immer­hin. Es scheint, als wären die finanziellen Erträge nicht hoch genug gewe­sen, um den anscheinend enor­men Imageschaden zu deck­en, den sich MTV und Co. einge­han­delt haben. Aber wird die Jugend Deutsch­lands nun erle­ichtert sein, oder Sturm laufen? Schließlich hat es ein Teil der bewor­be­nen Pro­duk­te sog­ar schon in die Charts geschafft. Und Pub­likum­slieblinge aus dem Pro­gramm zu nehmen, ist ja bekan­ntlich nicht immer unge­fährlich. Nach­trag: So eben, nach einigem weit­eren Stöbern lese ich fol­gen­des: Na danke Ihr Lieben! Viva liebt Dich nicht mehr…!

Almabtrieb

Nun ist es soweit. Nach 25 Dien­st­jahren kommt das Aus für Karl Moik, Werkzeug­mach­er und Mis­ter Musikan­ten­stadl him­self. Nicht, dass er von sich aus keine Lust mehr hätte, in Leder­ho­sen und Karo­hemd über Spaghet­ti-Fress­er herzuziehen oder Mitar­beit­er zusam­men­zukeifen. Die bei­den Sendeanstal­ten ARD und ORF waren es, die entsch­iedenhaben, dass im Stadl frisches Blut her muss — Pseudotrompeter Ste­fan Mross ist bere­its im Gespräch. Dass damit für die Ver­ant­wortlichen eine Ära zu Ende geht, »die die volk­stüm­liche Musik­szene im deutschsprachi­gen Fernse­hen geprägt hat«, scheint den Abschied für Moik nicht ein­fach­er zu machen. Er spricht von ein­er »Entschei­dung von bess­er ver­di­enen­den Her­ren«. Ihm tue nur das Pub­likum leid und nach 25 Jahren hätte »der Stil der Abhalfterung ein ander­er« sein kön­nen. Stimmt, es hätte früher und schlim­mer kom­men kön­nen. Via Spiegel

Fernsehen aus der Butze

Ein neuer Begriff durch­wabert die Medi­en­wel­ten: Unter­schicht­en­fernse­hen. Er stammt aus dem Munde Har­ald Schmidts und beschreibt ein For­mat, von dem sich leicht abgren­zen lässt, wie der Spiegel heute in einem kleinen, feinen Artikel vorzuführen weiß. Denn wer will schon gle­ichge­set­zt wer­den mit den­jeni­gen, die ihre »Stütze am lieb­sten in gas­tronomis­chen Kle­in­st­be­trieben, die ›Uschi’s Bowl­ing-Butze‹ heißen« verk­lop­pen oder im Fernse­hen darüber debat­tieren, wer Schuld am Mis­rat­en der Bla­gen sei? Das alltägliche Sal­badern auf allen Kanälen ist wohl doch eher Sache der Unter­be­lichteten, beziehungsweise Unter­ver­sorgten. Das macht Angst bei den Ver­ant­wortlichen, Sor­genkind sind da die Wer­beein­nah­men. Denn wenn die Wirtschaft davon Wind bekommt, dass die meist­ge­se­henen For­mate… Naja, das kön­nte weit führen, wenn man nur will. Da ist es doch ein­fach­er, und da freuen wir uns mit dem Spiegel, sich her­auszure­den. Die Argu­mente scheinen denkbar ein­fach: »Okay, uns geht’s schlecht, aber wenn wir Arte guck­en, ›Mare‹ abon­nieren und Har­ald Schmidt gut find­en, gehören wir wenig­stens nicht zu diesem dubiosen Gespen­ster­pö­bel­pack da unten.« Wem das zu feige ist, der find­et beim Spiegel auch die Möglichkeit mit zu diskutieren — …