Tisch & Bett
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»The Snow Grouse«

«The Famous Grouse», hergestellt in der Glen­tur­ret Des­tillery im schot­tis­chen Crieff, ist nicht umson­st ein­er der beliebtesten und meistverkauften Blend­ed Malts Schot­t­lands. Dieser Whisky schmeckt über­durch­schnit­tlich gut (was unter anderem daran liegt, dass er mit High­land Park und Macallan ver­schnit­ten wird) und hat ein sehr ordentlich­es Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis. Seit eini­gen Jahren schon macht der Her­steller des berühmten Moorhuhns mit seinem Mar­ket­ing auf sich aufmerk­sam, unter anderem mit hüb­schen und witzi­gen Werbespots. Das aber genügte wohl auf Dauer nicht mehr und so entschloss man sich in Crieff, zwei neue Ableger auf den Markt zu schmeißen, die es bish­er inter­es­san­ter­weise nur in den Duty-Free-Läden größer­er Flughäfen und im Inter­net gibt: «The Black Grouse», ein mit Islay-Whisky ver­schnit­ten­er Blend und «The Snow Grouse», ein Blend­ed Grain Scotch.

Nun bin ich schon grund­sät­zlich skep­tisch, was solche Ver­suche ange­ht, mit Grain Whisky wie auch mit Bour­bon habe ich bish­er aber auch ein­fach keine guten Erfahrun­gen gemacht. Doch die Neugi­er hat gesiegt, vor allem auf­grund der Empfehlung, man solle diesen Whisky kalt trinken. Zweite Entschei­dung­shil­fe, auch hier punk­tet das Mar­ket­ing von Famous Grouse wieder: Die Milch­glas­flasche mit dem Schnee­huhn, an dessen Rück­en man eine win­ter­liche Berg­land­schaft sieht, ange­blich die Cuillin Moun­tains — was auch immer die da zu suchen hät­ten. Der Preis schwankt offen­sichtlich deut­lich, je nach­dem, an welchem Flughafen man zuschlägt, zwis­chen 23 und 33 Euro.

Ich habe bei diesem Whisky auf den Dreistufen­test verzichtet und den Snow Grouse stattdessen ein­mal bei Zim­mertem­per­atur, ein­mal nach «Gebrauch­san­weisung» direkt aus dem Eis­fach getrunk­en. Eiswür­fel schienen mir — und das hat sich bewahrheit­et — zu geeignet, das ohne­hin schwache Aro­ma noch mehr zu ver­wässern. Wer hat und mag, sollte auf Eiswür­fel aus Speck­stein zurückgreifen.

Außen: Der Snow Grouse ist hell, fast schon stro­hgelb. Er riecht scharf, ein wenig nach Lösungsmit­teln, dahin­ter ver­suchen Vanille und Aprikose durchzukom­men, sind jedoch fast chancenlos.

Bei Zim­mertem­per­atur: Schon beim ersten Schluck fällt der enorme Unter­schied zu Malt-Whisky auf, selb­st zu ein­fachen Blends. Es fehlt die Aromen­vielfalt, der Kör­p­er. Der Snow Grouse ist recht flach, dafür aber auch recht mild und ein wenig karamel­lig. Im Abgang kommt ein wenig Zitrone durch, zudem wird der Vogel leicht nus­sig. Nach Lösungsmit­teln, wie der Geruch befürcht­en ließ, schmeckt er glück­licher­weise nicht. Mehr ist lei­der kaum zu sagen.

Eiskalt: Großes Plus: Der Geschmack des Whiskys verän­dert sich durch die Kälte kaum, lediglich die Kon­sis­tenz wird ein wenig zäh. Großes Minus: Anson­sten bleibt die Ent­täuschung ähn­lich groß wie zuvor. Dem Snow Grouse fehlt jede Struk­tur, jede Aus­ge­wogen­heit, vielle­icht eignet er sich für einen ordentlichen Whisky Sour — mal aus­pro­bieren. Zu mehr aber taugt er lei­der kaum. Eine herbe Ent­täuschung, vor allem, wenn man bedenkt, wie gut dage­gen der dazu noch preiswert­ere Famous Grouse schmeckt, ganz zu schweigen vom Port Wood Fin­ish der Marke.

Dat­en | Des­til­lerie: Glen­tur­ret | Name: «The Snow Grouse» | Alko­hol: 40% | Größe: 1,0 Liter | Kalt gefiltert | Preis: 23 bis 33 Euro.

Geschmack: 3 von 10 Gläsern
Preis/Leistung: 2 von 10 Gläsern

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