Aus dem Gröbsten dürften wir eigentlich raus sein, die Zeit der Neujahrsvorsätze ist vorbei. Wenn Du jetzt daran denkst, mit dem Laufen anzufangen, meinst Du es vielleicht sogar ernst. Und das solltest Du auch, zumindest wenn Du auf Dauer Spaß daran haben willst.
Natürlich könntest Du jetzt Deine alten, ausgelatschten Adidas aus dem Schrank holen, die Jogginghose einfach anlassen, schnell einen Pulli überziehen und loslaufen. Aber das ist keine gute Idee — auch wenn es großartig wäre, wenn Du Dir diese Unbeschwertheit bewahren kannst. Doch nach vier Jahren Laufen, elf Paar Schuhen, einem halben Jahr bei der Physiotherapie und einigen Tausend Kilometern auf der Straße weiß ich: Es braucht ein bisschen mehr als das. Und da ich mich vor vier Jahren sehr gefreut habe, dass es so viele Läufer gibt, die ihre Erfahrungen gerne teilen, will auch ich das tun — mit zehn ganz persönlichen Tipps für Einsteiger.
1. Bereite dich vor
»Forgive me for stating the obvious, but the world is made up of all kinds of people.«
Haruki Murakami: »What I Talk About When I Talk About Running«
Den ersten Schritt hast Du quasi schon gemacht — Du bist hier und liest diesen Artikel. Doch damit fangen die Probleme auch schon an. Laufen ist ein extrem subjektiver Sport, und was ich hier schreibe, ist meine Sicht der Dinge. All das, was hier steht, beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen. Deshalb ist es gut, wenn Du Dich weiter umguckst. Kauf Dir mal eine Ausgabe der Runner’s World, wühl Dich durch Lauf-Foren, lies ein paar Bücher wie Haruki Murakamis »What I Talk About When I Talk About Running« oder Alan Sillitoes »The Loneliness of the Long Distance Runner«.
Was daran so wichtig ist? Laufen ist Psychologie, es ist Kopfsache, auch wenn es am Ende Deine Beine und Füße sind, die Dich tragen. Und weil das so ist, ist es gut, sich ein bisschen mit dieser Psychologie zu beschäftigen. Gerade die Bücher von Murakami und Sillitoe sind da extrem wertvoll. Dazu kommt: Je vielfältiger die Informationen sind, die Du von verschiedensten Läufern bekommst, desto eher hast Du eine Ahnung davon, was Dich alles erwarten kann. Und wenn Du danach immer noch Lust hast, loszulaufen, kann es weitergehen: mit ein bisschen Shopping.
2. Kauf dir was Schönes
Klar, bevor Du ganz sicher bist, dass Laufen auch wirklich Dein Sport ist, dreh ruhig erst mal ein paar kleine Runden in Deinen alten Tretern. Solange Du es dabei nicht übertreibst, ist das nicht wirklich schlimm. In dem Moment aber, in dem Du Dich entscheidest, das Laufen wirklich ernst zu nehmen, solltest Du über ein paar Investitionen nachdenken. Dass Du Schuhe nicht einfach online bestellen, sondern Dich bei einem Fachhändler beraten lassen solltest, ist eine Binsenweisheit. Doch auch der Rest Deines Outfits ist nicht unwichtig.
Denn Laufklamotten sollten nicht nur funktional sein (siehe auch Tipp 4), sie sollten Dir vor allem gefallen. Ganz sicher ist es wichtiger, dass Deine Schuhe gut passen, aber ein guter Händler wird mindestens zwei oder drei Paar auf Lager haben, die in Frage kommen. Entscheide Dich für das Schönste. Und das gilt auch für die Hose, das Shirt, den Hoodie oder die Jacke. Du stehst auf knallige Farben? Dann kauf bunt ein. Du willst lieber ganz in Schwarz laufen wie Frank und Claire Underwood? Dann kauf schwarze Klamotten. Je wohler Du Dich in Deiner Kleidung fühlst, desto mehr wird sie Dich motivieren. Und je mehr Du Deine Laufsachen magst, desto besser wirst Du sie pflegen. Eine Win-Win-Situation.
3. Lauf alleine
»When I’m running I don’t have to talk to anybody and don’t have to listen to anybody. This is a part of my day I can’t do without.«
Haruki Murakami: »What I Talk About When I Talk About Running«
Es ist egal, wo ich laufe — fast überall begegnen mir Laufgruppen oder Paare. Manche laufen schweigend nebeneinander her, in manchen gibt es einen Drill-Instructor, der die Gruppe antreibt. Es mag gute Gründe dafür geben, sich einer Gruppe anzuschließen — der Mensch ist ein Herdentier und die Motivation, sich auch wirklich zum Laufen aufzuraffen, ist ganz sicher höher, wenn man verabredet ist. Doch das Laufen in einer Gruppe kann immer nur ein Kompromiss sein.
Denn Laufen ist nicht nur ein extrem subjektiver Sport, es ist auch eine ganz individuelle Sache. Dein Fitnesszustand, Dein Gewicht, die Länge Deiner Beine und nicht zuletzt Deine Tagesform entscheiden maßgeblich darüber, wie Du laufen kannst und willst. Selbst nach Jahren des Trainings wird es Tage geben, an denen Du nicht in der Lage bist, eine bestimmte Leistung abzurufen — und andere Tage, an denen Du aus unerfindlichen Gründen über Dich hinauswächst. Keine zwei Menschen sind gleich und so müssen sich die Läufer in einer Gruppe immer aneinander anpassen. Sicher kannst Du, wenn Dir danach ist, ein bisschen vorauslaufen oder hinter der Gruppe zurückbleiben. Du kannst Dich selbst bremsen oder die Zähne zusammenbeißen und das Tempo der anderen mitgehen, obwohl es sich nicht gut anfühlt. Doch das beste Tempo ist immer noch Dein Tempo, die perfekte Distanz für den nächsten Lauf ist Deine Distanz. Deshalb: Lauf lieber alleine.
4. Komm nicht ins Schwitzen
Die Überschrift für diesen Tipp ist ein bisschen fies, denn sie könnte Dir Hoffnungen machen, dass Laufen nicht anstrengend ist. Von wegen! Doch es gibt einige Tricks, mit denen es Dir leichter fallen dürfte — und einige Fehler, die Dir das Laufen unangenehm schwer machen. Gerade im Herbst und im Winter zum Beispiel begegnen mir immer wieder Läufer, die sich schön dick eingepackt haben. Untenrum die Baumwollhose, obenrum ein Kapuzenpulli, eine Skijacke und ein schöner, warmer Schal. Und ganz oben: ein roter Kopf.
Beim Laufen zu frieren, ist ganz bestimmt nicht gut, und wenn Du richtig läufst, dürftest Du sehr wohl ins Schwitzen kommen. Nur: Sowohl die Hitze, als auch der Schweiß müssen irgendwo hin. Atmungsaktive Kleidung in mehreren dünnen Schichten sorgt dafür. Du frierst leicht am Kopf? Besorg Dir eine dünne Fleece-Mütze. Deine Schwachstelle sind Hals und Nacken? Dafür gibt es leichte Tücher, die auch im Winter warm halten. Und selbst knapp unter dem Gefrierpunkt genügen drei dünnere Schichten, damit Du beim Laufen nicht auskühlst. Zuhause angekommen wirst Du merken, wie sehr Du schwitzt. Wenn Du es aber beim Laufen merkst, bist Du ganz sicher zu dick oder falsch angezogen.
5. Verzichte auf die Musik
»All I do is keep on running in my own cozy, homemade void, my own nostalgic silence. And this is a pretty wonderful thing. No matter what anybody else says.«
Haruki Murakami: »What I Talk About When I Talk About Running«
Bei Deinen ersten Läufen wirst Du feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, seinen eigenen Lauf-Rhythmus zu finden. Tempo, Schrittweite, Atem — all das muss irgendwie zusammenpassen. Lieber alle zwei Schritte ein- und ausatmen? Oder alle vier? Oder atme ich zwei Schritte ein und drei Schritte aus? Es wird ein bisschen dauern, bis Du aufhörst, Dir darüber Gedanken zu machen und den Atem einfach so fließen zu lassen, wie es Dein Körper gerade braucht. Und in dem Tempo zu laufen, das für diesen Tag das richtige ist.
Und genau hier kommt die Musik ins Spiel. Ganz sicher kann Dein Lieblingslied Dich motivieren, wenn Dir auf den letzten Kilometern die Puste ausgeht. Der richtige Soundtrack kann die Stimmung, in der Du losläufst, verstärken und den Lauf in den Sonnenuntergang perfekt machen. Doch der Rhythmus der Musik wird Dir am Anfang auch den Rhythmus fürs Laufen diktieren. Es ist nämlich gar nicht so einfach, trotz 80 Beats per Minute mit 120 Schritten pro Minute zu laufen — und trotzdem noch frei zu atmen. Deshalb warte lieber ein paar Monate, bis Du raushast, wie Du Deine Beine von Deinem Atem entkoppelst — und bist Du sicher sein kannst, dass es für Deinen eigenen Rhythmus egal ist, was Du gerade hörst. Dann nämlich kann die richtige Musik Dich wirklich motivieren und das Laufen zu einem echten Erlebnis machen.
6. Fang klein an
Du wirst auf diesen Tipp nicht hören. Und trotzdem muss ich ihn Dir geben: Überschätz Dich nicht! Sechs Kilometer um den See klingen nicht nach viel, doch wenn Du noch nie vorher richtig gelaufen bist, wird die Strecke für die ersten paar Male vermutlich zu lang sein. Es sei denn, Du bist so konsequent und versuchst es erst mal mit einer Mischung aus Laufen und Gehen.
Ich kenne kaum Läufer — mich eingeschlossen —, die es bei ihren ersten Läufen nicht übertrieben haben, die schon nach dem zweiten oder dritten Mal unbedingt die zehn Kilometer knacken wollten und dann mit schmerzenden Beinen und ziemlich demotiviert nach Hause kamen. Mach diesen Fehler nicht! Nimm Dir erst mal eine kleine Strecke, lauf 500 Meter und geh dann 500, lauf wieder 500 und geh 500. Und auch längerfristig solltest Du nicht gleich Vollgas geben. Die Faustregel lautet: Lauf in diesem Monat höchstens zehn Prozent mehr als im Vormonat. Es kann gut sein, dass Dein Körper auch mehr verträgt, aber im ersten Monat 20, im zweiten 80 und im dritten 150 zu laufen, ist definitiv ungesund. Das Fiese daran: Du wirst es nicht gleich merken. Vielleicht fühlt es sich sogar genau richtig an. Aber nach einiger Zeit meldet sich dann doch das Knie oder der Oberschenkel oder das Schienbein und zwingt Dich zu einer Pause. Und das demotiviert dann wirklich!
7. Guck nicht die ganze Zeit auf die Uhr
»Your quality of experience is based not on standards such as time or ranking, but on finally awakening to an awareness of the fluidity within action itself.«
Haruki Murakami: »What I Talk About When I Talk About Running«
Eine Lauf-App oder eine Sportuhr sind großartige Möglichkeiten, Deinen eigenen Fortschritt im Auge zu behalten. Und auch, wenn Du wissen willst, wie viele Kilometer Deine Schuhe schon hinter sich haben, ist es sinnvoll, das zu tracken. Doch gerade am Anfang sind die Werte, die Du durch das Tracking bekommst, eher gefährlich als hilfreich.
Das Problem: In den ersten Wochen wird kaum ein Tag sein wie der andere. An manchen Tagen wirst Du Dich quälen und Deine Einstiegsrunde gerade so mit neun Minuten pro Kilometer beenden. An anderen Tagen wirst Du das Gefühl haben, Du könntest fliegen und das erste mal die Sieben-Minuten-Marke unterschreiten. Oder, wenn Du Talent hast, vielleicht sogar die Sechs-Minuten-Marke. Doch all diese Zahlen und Werte und Zeiten bringen Dir noch nichts. Im Gegenteil, die Gefahr, dass Du versuchst, beim nächsten Mal Deine Bestzeit zu unterbieten, ist groß. Doch die Chance darauf, dass Dir das auch gelingt, ist gering. War es dann wieder so ein Neun-Minuten-pro-Kilometer-Tag, demotiviert Dich der Blick auf die Uhr schon unterwegs. Nimm Dir lieber zu Hause die Zeit und werte Deine Daten aus. Versuch ein Gefühl dafür zu kriegen, zu welcher Leistung Du imstande bist, warum Du gerade heute so schnell oder so langsam warst, wo Du überpaced hast oder das Gefühl hattest, eigentlich viel schneller zu sein, als Du wirklich warst. Nach ein paar Monaten dann, wenn Du merkst, dass Deine Leistungen stabiler werden, dass Du bestimmte Zeiten auf Abruf laufen, Dir bestimmte Ziele setzen oder nach einem Trainingsplan laufen kannst, dann hilft Dir Deine App oder Deine Uhr auch unterwegs, um zu kontrollieren, ob Du auf dem richtigen Weg bist. Bis dahin: Nimm sie mit, aber guck nicht die ganze Zeit drauf.
8. Nimm die richtige Route
Die richtigen Schuhe haben wir angesprochen, die richtige Kleidung auch. Jetzt also geht es raus vor die Tür. Und dann? Rechts rum oder links rum? Runter zum Fluss oder einmal um den See? Was trivial erscheint, ist gerade am Anfang keine unwichtige Frage. Denn es gibt es paar Argumente, die für die richtige Laufroute sprechen.
Erstens solltest Du die Strecke möglichst gut kennen. In völlig fremden Gegenden oder auf einsamen Waldwegen zu laufen, kann zu einem echten Problem werden, wenn Du Dich verläufst oder Dir den Knöchel verknackst. Insofern: Bleib am Anfang in der Näher Deiner Wohnung. Außerdem ist es gut, nach einem Rundkurs zu suchen, bei dem Du trotzdem jederzeit den Rückweg antreten kannst. Der Grund dafür ist einfach: Wenn Du nach zwei Kilometern merkst, dass heute nicht viel mehr drin ist, kannst Du natürlich einfach umdrehen und zurücklaufen, das aber wird Dich stärker demotivieren als wenn Du abbiegst und Deine kleinste Runde zu Ende läufst. Deshalb sind Strecken an Flüssen so praktisch, an denen es viele Brücken gibt. Jede Brücke gibt Dir die Möglichkeit, Deine Rundenlänge zu bestimmen. Und noch ein Tipp: Einige Städte bieten Übersichten mit öffentlichen Toiletten an. Die sind zwar nicht immer super schön, aber wenn Du gerade mitten auf einer größeren Runde bist, freust Du Dich selbst darüber. Insofern ist es auch kein Fehler, seine Laufrouten an solchen Details auszurichten.
9. Orientier dich nicht an Anderen
»In long-distance running the only opponent you have to beat is yourself, the way you used to be.«
Haruki Murakami: »What I Talk About When I Talk About Running«
Wenn Du nicht gerade in einem kleinen Dorf wohnst oder zum Laufen einsame Waldwege bevorzugst (siehe auch Tipp 8), wirst Du feststellen: Laufen ist ein Massensport. Vor allem in Großstädten gibt es Laufrouten, auf denen sich nach Feierabend oder an den Wochenenden Hunderte von Läufern tummeln. Das kann zwar, was den Platz angeht, schon mal nerven, ist eigentlich aber großartig. Und: Du wirst daran auch sehen, wie viele unterschiedliche Typen von Läufern es gibt – und alle haben ihre Eigenarten und Macken.
Zwar reißen die wenigsten dumme Sprüche, wenn Dir schon nach wenigen hundert Metern die Puste ausgeht, aber vielleicht kommt Dir der ein oder andere Gesichtsausdruck dann doch arrogant vor. Vielleicht fühlst Du Dich provoziert vom Tempo des einen, ärgerst Dich im Gedränge über einen Rempler oder freust Dich über ein Lächeln. Eins aber solltest Du nicht tun: Dich an anderen Läufern orientieren. Nochmal: Laufen ist ein extrem individueller Sport. Deshalb bleib bei Deinem Tempo, versuch nicht, anderen hinterherzulaufen oder wegen anderen langsamer zu werden. Vor allem aber: Merk Dir, wie Du Dich als Anfänger fühlst. Und nimm immer Rücksicht, auch wenn Du auf Dauer schneller wirst und irgendwann selbst an anderen vorbeiziehst.
10. Hör auf deinen Körper
When in doubt, run it out! So lautet ein vermeintliches Läufer-Credo. Sprich: Wenn Du irgendwo Schmerzen hast, lauf einfach so lange weiter, bis sie weg sind. Klingt nicht nur unlogisch, sondern ist es auch. Wenn Du Schmerzen hast, versuch erst mal rauszukriegen, was das für Schmerzen sind: Ist es nur ein Zwicken? Oder hast Du Dir gerade etwas gezerrt? When in doubt, walk for a while. Sprich: Wenn Du nicht sicher bist, was es ist, geh mal ein paar Schritte. Achte darauf, ob sich der Schmerz verändert, lauf wieder ein paar Meter und guck, ob es jetzt besser geht. Wenn ja, lauf langsam weiter. Wenn nein, mach Dich auf den Weg nach Hause — zur Not auch per Taxi. Es gibt durchaus Läufer, für die Schmerzen zum Laufen dazugehören. Ich halte das für Unsinn – bis auf einen ordentlichen Muskelkater, den man gerade am Anfang abkönnen sollte, oder die Schmerzen auf den letzten Kilometern eines Marathons.
Doch es nicht nur wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und bei echten Schmerzen zum Arzt zu gehen, sondern auch, seinem Körper etwas Gutes zu tun. Dehn Dich nach dem Laufen ausgiebig, gönn Dir eine heiße Dusche, massier Deine Beine mit Latschenkieferöl und iss etwas richtig Leckeres. Belohn Dich für Dein Training! Und vor allem: Belohn Deine Füße. Sie sind extremen Belastungen ausgesetzt und haben eine gute Behandlung verdient. Eingewachsene oder schwarze Fußnägel, Läuferzehen (Blutergüsse) und Blasen unter den Füßen lassen sich zwar nie ganz vermeiden, wenn Du wirklich Langstrecke laufen willst, aber Du kannst all dem vorbeugen: mit Pediküre, einer guten Fußcreme (nach dem Trainig!) und Massagen. Deine Füße werden sich freuen.
Du hast schon mit dem Laufen angefangen? Was sind Deine ganz persönliche Tipps?
Ich habe es schon erwähnt: Laufen ist ein sehr individueller Sport, und all diese Tipps beruhen auf meinen Erfahrungen. Doch vielleicht hast Du ja ganz andere gemacht? Vielleicht läufst Du nur mit Musik, weil es dafür gute Gründe gibt? Oder hast in einer Laufgruppe angefangen und kannst das wärmstens empfehlen? Oder ich habe etwas vergessen, was für Dich extrem wichtig war? Wie gesagt: Je vielfältiger die Informationen sind, die Einsteiger von erfahrenen Läufern bekommen, desto eher haben sie eine Ahnung davon, was sie alles erwarten kann. Und deshalb her mit Euren Tipps, her mit Euren eigenen Erfahrungen und Geschichten. Was sind Eure ganz persönlichen Tipps für die ersten Wochen?
Es stimmt, Musik kann einen beim Laufen buchstäblich aus dem Takt bringen. Bei mir war es aber leider oft so, dass sich, wenn ich gar nichts in Ohren hatte, bald der innere Schweinehund meldete mit Sätzen wie «Ich kann nicht mehr», «Ich will nicht mehr», «und überhaupt ist es gerade viel zu windig»… Deswegen höre ich inzwischen immer Podcasts beim Laufen, am liebsten öffentlich-rechtliche Gesprächssendungen. Die sind leichte Kost, man muss sich also nicht allzu sehr konzentrieren, kann damit aber doch alle «bösen» Stimmen übertönen :)
Ob die Öffentlich-Rechtlichen das mit der leichten Kost so gerne hören? ;-) Aber der Tipp ist super, witzigerweise bin ich auf die Idee noch gar nicht gekommen. Auch Hörspiele sollten perfekt funktionieren, und die liebe ich eigentlich. Wenn sich jetzt Angebote wie Narando, die einem aktuelle Online-Artikel vorlesen, noch stärker etablieren, wäre das auch eine richtig gute Gelegenheit, seine Leseliste abzuarbeiten. Doppelter Workout quasi.
Hörspiele funktionieren wirklich! Vor allem wegen der Cliffhanger-Funktion — man hat dann gleich einen zusätzlichen Anreiz, wieder laufen zu gehen, weil man wissen will, wie die Geschichte weitergeht…
Aber auch voll gefährlich! Ich würd einfach immer weiter laufen, nur damit ich auch weiter hören kann … ^_^
Gleich weggetagpackert und auf die Reading List gesetzt. ;) Ist das Buch angekommen?
Oh, da freu ich mich! Muss mich mit Tagpacker erst mal vertraut machen … ;-) Ja, das Buch ist da — und ich schmöker auch schon ganz begeistert drin rum. So toll!
Freue mich sehr darüber, dass es Dir gefällt! :)
Sehr sogar! Ich glaube, »hinterland« ist bisher mein Liebstes …
(Wie übrigens Deinen anderen Artikel zum Thema auch, ganz unten auf der Liste: http://bit.ly/1FLONHo)
Ein schöner Beitrag, der die wesentlichen Dinge anspricht. Wie Du schreibst: Laufen ist eine ganz persönliche Angelegenheit. Deswegen habe ich zu einigen Punkten auch eine andere Meinung.
Alleine laufen oder nicht? Ich bin zwar auch Solo-Läufer, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass nichts mehr motiviert als ein Laufpartner. Aber wie Du schreibst, sollte der auf dem gleichen Leistungsniveau wie man selbst sein. Den Vorsatz, abends noch laufen zu gehen, «vergisst» man gerne mal. Aber eine Verabredung muss man erst mal absagen. Diese Art von Verpflichtung hilft der Selbstdisziplin auf die Sprünge.
Musik oder nicht? Ich selbst höre sehr gerne Hörbücher und kann so die Zeit «zum lesen» nutzen. Tatsächlich bin ich aber schneller unterwegs, wenn ich Musik höre. Aus dem Takt bin ich dabei noch nie gekommen. Dafür macht mich das Geräusch meiner Füße auf die Dauer wahnsinnig. ;-)
Was die Laufuhren betrifft, hast Du sicherlich recht, dass man den ganzen Werten mehr Aufmerksamkeit widmet als gut ist. Auf der anderen Seite kann es ungemein motivieren, wenn man nach dem Lauf seine eigene Leistung visualisiert darstellen kann und sieht, wo man gelaufen ist oder dass man für eine Strecke eine neue persönliche Bestzeit erzielt hat.
Und die bekannten Routen: Am Anfang ist es sicherlich nicht schlecht, wenn man weiß, was einen erwartet. Aber andererseits sollte man aufpassen, dass das Laufen nicht zur monotonen Routine wird. Deshalb würde ich empfehlen, auch mal den Weg zu laufen, von dem man sich schon immer gefragt hat, wo er hinführt oder sich mal zu Fuß zu einem bekannten Ziel durchzuschlagen.
Gerade zu Beginn der Läuferkarriere sollte man einfach das tun, was Spaß macht. Ganz egal ob man lang und langsam, kurz und schnell läuft, lieber im Stadtpark oder querfeldein im Wald. Hauptsache raus und machen. Früher oder später wird man merken, ob man ein Hobbyjogger ist oder vielleicht ehrgeizige Ziele für längere Distanzen hat.
P.S. Ich wusste doch, dass ich schon mal etwas ähnliches in sehr kompakter Form gemacht hatte. Meine Top5, warum Laufen nicht langweilig ist: http://knipsr.de/der-erste-schritt/
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich glaube, was ganz wichtig ist, ist, dass meine Tipps wirklich für den Einstieg gedacht sind. Der Blick auf die Laufuhr wird später natürlich wichtig, und auf Dauer sollte man alleine schon die Routen wechseln und neue ausprobieren, um dem Körper und dem Kopf die Abwechslung zu gönnen. Aber zumindest meine ersten Laufwochen wären etwas einfacher gewesen, wenn ich mich an diese Tipps gehalten hätte. Vor allem aber mit einem Punkt hast Du Recht: Spaß! Insofern bin ich gespannt auf Deine Top 5, die schau ich mir jetzt gleich mal an …
Das ist alles sehr richtig, was du da schreibst. Vor allem die Punkte 3 (zumindest anfangs), 5 und 6 möchte ich unterschreiben. Bei Punkt 8 bin ich zwiegespalten, denn meine schönsten Läufe waren bislang immer die, bei denen ich eine neue Strecke kennenlernen konnte. Aber du hast schon recht, man sollte vorher wissen, was und wie viel man sich zumutet, bevor man einfach losrennt.
(Und bei Punkt 7 fehlt ein Wort. Diesen Absatz darfst du gerne wieder löschen.)
Eine neue Strecke ist großartig, auf jeden Fall. Aber dafür sollte man in meinen Augen in der Lage sein, ein paar Kilometer obendrauf zu legen oder unerwartete Steigungen mitzunehmen, falls es nötig wird. Das gleich am Anfang zu probieren, kann ein Kick, aber auch ein »Risiko« sein.
Und was Punkt 7 angeht: Meinst Du die Überschrift?
Ja, meinte ich.
Wunderbarer Artikel, vielen Dank! Ich bin dem Laufen verfallen, als eine Kollegin vor 14 Jahren den verrückten Vorschlag hatte, den Hannover-Marathon (Halbmarathon) mitzulaufen. Für mich damals unvorstellbar lang, aber ich habe es gemacht, und mittlerweile zweimal auch den ganzen Marathon. Insofern kann ich Tipp 6 nicht teilen — stell Dich dem Wahnsinn, suche das Ziel hinterm Horizont! Aber wenn es heute nicht klappt, dann vielleicht morgen.
Laufen macht glücklich, genau wie beschrieben — im eigenen Tempo, nur mit dem Atem als Musik, über weichen Waldboden. Ein Sport, der nicht in verschwitzten Turnhallen, sondern in duftigem Wald, an Flüssen und Seen guttut und schon an der Haustür beginnt.
Der Hinweis auf die Klamotten ist absolut richtig. Mit meinen neuen, sehr chicen Trailschuhen freue ich mich über jede Pfütze, laufe extra durch Matsch und wasche sie danach liebevoll ab. Danke auch für den Hinweis auf Haruki Murakami — sein Buch übers Laufen liegt schon lange angelesen im Regal, werde ich mal wieder reinlesen. Ahoi!
Ja, das mit dem Wahnsinn kommt mir bekannt vor. Und es ist großartig, wenn es klappt. Aber ich habe schon zu viele Läufer getroffen, bei denen das nach hinten los gegangen ist. Sich wirklich und ernsthaft zu überschätzen, reißt ein dermaßen großes Loch in die Motivation! Nach ein paar Wochen, nach ein paar Monaten allerdings, wenn man schon ein paar der eigenen Grenzen kennt, dann sollte man genau das immer mal wieder wagen: das Ziel hinterm Horizont suchen …
Ich muss auch unbedingt wieder mit dem Laufen anfangen, ich vermisse es so hart. (Und erst recht, seit ich in letzter Zeit wieder Lauf-Beiträge wie Deinen lese.)
Es tut so unglaublich gut! Naja, das tut (fast) jeder Sport, aber für mich ist Laufen die optimale Mischung aus Kopf frei kriegen und Bewegung. Ich hab jetzt ein halbes Jahr Pause hinter mir und es hat mir wirklich gefehlt.
Beitrag gefällt mir sehr, da krieg ich richtig Lust aufs Laufen. Danke.
Na dann nichts wie raus! Das Wetter ist perfekt!
War für mich am Anfang die wichtigste Regel:
NIEMALS stehenbleiben. Auch an Ampeln, Hindernissen, etc. musste ich anfangen im Kreis zu laufen. Das Auf-der-Stelle-Getippel hat mir nicht geholfen. Sobald ich mich nicht fortbewegt habe, war ich aus dem Rhythmus und es war zehnmal so schwer, danach wieder loszulegen.
Kommt mir bekannt vor. Beim Stehenbleiben hat man vor allem Zeit, nachzudenken und in sich reinzuhorchen. Dann spürt man plötzlich den schnellen Atem, den Herzschlag, das Brennen in den Beinen. Und das alles wird vermeintlich besser, wenn ich noch ein bisschen länger stehenbleiben. Nur noch ein bisschen. Einmal umdrehen noch. Das Stehenbleiben ist quasi die Snooze-Taste des Laufens … ^^
Das sehe ich genauso. Ich brauche zum Laufen meine Ruhe. Es ist der Teil des Tages an dem ich plane, überlege und träume. Das macht verdammt viel Spaß. Wenn jemand mitläut, was hin und wieder passiert, ist es einfach nicht mehr das Gleiche.