Wort & Tat
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Schmock!

Das kleine Wörtchen »Schmock« stammt aus dem Jid­dis­chen und bedeutet ursprünglich soviel wie Tölpel oder Idiot, im mod­er­nen deutschen Sprachge­brauch wird es ähn­lich ver­wen­det. Der Münch­n­er Lokalbe­sitzer Flo­ri­an Gleibs hat es sich aus­geliehen und als Namen an sein Restau­rant gepappt, anscheinend nicht zu unrecht, wie man nun merken kann. Dieser cle­vere Geschäfts­mann hat näm­lich tat­säch­lich die Chuzpe und wirbt mit Plakat­en in der Münch­n­er Innen­stadt für seine Küche, auf denen die Sätze »Deutsche esst bei Juden« und »Deutsche trinkt bei Juden« zu lesen sind. Das Wort »Deutsche« ist dabei in his­torisieren­der Frak­tur geset­zt, eine Tat­sache, die die Assozi­a­tion mit dem Drit­ten Reich ger­adezu aufzwingt. Ent­wor­fen wur­den diese Pracht­stücke von zwei Mitar­beit­ern der Agen­tur Ser­vi­ce­plan, jedoch unter eigen­em Namen. Agen­tur-Chef Flo­ri­an Haller wollte die Fir­ma in einem solchen Zusam­men­hang lieber nicht offiziell auftreten lassen, alleine das gibt zu denken.

Nun muss man sich ohne­hin fra­gen, wie fern die deutsche Geschichte gerückt sein muss, damit eine solche Idee wirk­lich in die Tat umge­set­zt wird — nach Parolen wie »Deutsche, kauft nicht bei Juden« und ihren schreck­lichen Fol­gen. Der Besitzer des Lokals mag als Argu­ment anführen, dass er selb­st Jude sei. Wie man sich doch verir­ren kann. Er selb­st sagt, er wolle provozieren und zum Nach­denken anre­gen, das zumin­d­est scheint gelun­gen. Bleibt zu hof­fen, dass wenig­stens seine Küche nicht so einen wider­wär­ti­gen Nachgeschmack hin­ter­lässt wie seine Werbung.

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