All posts tagged: Rassismus

Danke

Im Alter von 14 Jahren bekam ich — ein Kind des Bildungsbürger_innentums — ein 20-bändi­ges Lexikon geschenkt, wie so viele andere Kinder, die ich kan­nte. Bis vor weni­gen Jahren stand es in meinem Regal, benutzt aber habe ich es offen ges­tanden nur sel­ten. Und wahrschein­lich ist das auch ganz gut so, denn son­st wäre mir, wenn der Zufall mit­ge­spielt hätte, auf Seite 261 von Band 5 (Eit-Fle) vielle­icht eines Tages dieser Ein­trag aufge­fall­en: Nun muss ich dazu sagen, dass für mich (gesellschafts)politische Fra­gen, bis ich 18 war, kaum Bedeu­tung gehabt haben. Die Rol­len­verteilung in mein­er Fam­i­lie und meinem näheren Umfeld war bis auf wenige Aus­nah­men patri­ar­chalisch geprägt, Fem­i­nis­mus, Gle­ich­berech­ti­gung, Diskri­m­inierung, Ras­sis­mus und viele andere für mich heute wichtige Begriffe kamen in mein­er Welt lange Jahre nicht vor. Hätte ich damals also auf Seite 261 von Band 5 diese »Feminismus«-Definition gele­sen — sie hätte mich wohl abgeschreckt und in allem bestärkt, was bis dahin mein Welt­bild ausmachte. 

Schmock!

Das kleine Wörtchen »Schmock« stammt aus dem Jid­dis­chen und bedeutet ursprünglich soviel wie Tölpel oder Idiot, im mod­er­nen deutschen Sprachge­brauch wird es ähn­lich ver­wen­det. Der Münch­n­er Lokalbe­sitzer Flo­ri­an Gleibs hat es sich aus­geliehen und als Namen an sein Restau­rant gepappt, anscheinend nicht zu unrecht, wie man nun merken kann. Dieser cle­vere Geschäfts­mann hat näm­lich tat­säch­lich die Chuzpe und wirbt mit Plakat­en in der Münch­n­er Innen­stadt für seine Küche, auf denen die Sätze »Deutsche esst bei Juden« und »Deutsche trinkt bei Juden« zu lesen sind. Das Wort »Deutsche« ist dabei in his­torisieren­der Frak­tur geset­zt, eine Tat­sache, die die Assozi­a­tion mit dem Drit­ten Reich ger­adezu aufzwingt. Ent­wor­fen wur­den diese Pracht­stücke von zwei Mitar­beit­ern der Agen­tur Ser­vi­ce­plan, jedoch unter eigen­em Namen. Agen­­tur-Chef Flo­ri­an Haller wollte die Fir­ma in einem solchen Zusam­men­hang lieber nicht offiziell auftreten lassen, alleine das gibt zu denken. Nun muss man sich ohne­hin fra­gen, wie fern die deutsche Geschichte gerückt sein muss, damit eine solche Idee wirk­lich in die Tat umge­set­zt wird — nach Parolen wie »Deutsche, kauft nicht bei Juden« und ihren schreck­lichen Folgen. …