Granola? Das ist doch eine Kartoffelsorte, oder? Ja, auch. Aber Granola ist vor allem eine knusprige Mischung aus Getreide, Nüssen und anderen geilen Zutaten. Das perfekte Frühstück.
Schon seit Jahren geistert dieses »Granola« durch meine Timelines und RSS-Feeds. Besonders unter Läufern scheint das — Gänsefüßchen — Müsli — Gänsefüßchen — außerordentlich beliebt, doch selbst die New York Times hat sich dem in den 90ern wieder in Mode gekommenen 60er-Jahre-Hippie-Frühstück schon dutzendfach gewidmet. »For many years, granola was the lumpy woolen sweater of the food world«, schrieb Jeff Gordinier 2013. Doch das habe sich radikal geändert. »Granola has traded in the bulky sweater for a little black dress. All over the country, small-batch entrepreneurs see granola as a booming growth sector, while chefs view it as an elegant and wide-open canvas for culinary experimentation.«
»Crunch, nuttiness, honey, dried fruit: a well-composed granola often harks back to ›the things that you’d typically see in a cheese course, but it’s all compressed into one bite‹.«
Jeff Gordinier: »Wild Oats«
In Coffee-Shops in San Francisco ist Granola allgegenwärtig, in Food-Blogs und auf YouTube stapeln sich die Rezepte, und Spitzenköche rund um die Welt basteln aus dem eigentlich simplen Frühstück abgedrehte Kreationen.
Und doch brauchte es bei mir erst eine Reise nach Istanbul, um zu erfahren, wie unglaublich gut so ein Granola sein kann. Und um zu erfahren, was das eigentlich genau ist. Jeden Morgen sind wir als Erstes die İstiklal in Beyoğlu runtergeschlendert — bis zum House Cafe an der Ecke Acara Sokak, wo sie ein Granola machen, das so knusprig und frisch geschmeckt hat, dass ich es jeden Tag essen könnte. Und genau das habe ich auch gedacht: »Sowas will ich jeden Tag essen!« Also habe ich mich durch das Internet gewühlt, habe rumprobiert und experimentiert, habe halbe Granola-Ladungen im Backofen verbrennen lassen und am Ende das Rezept gefunden, das ganz klar das beste Granola der Welt ergibt. Hier ist es.
Das beste Granola der Welt: Rezept für zwei Bleche
- 500 Gramm Vollkornflocken
- 100 Gramm Mandeln, geschält
- 100 Gramm Cashewkerne
- 100 Gramm Kürbiskerne
- 100 Gramm Kokos-Chips
- 100 Gramm getrocknete Aprikosen, gehackt
- 100 Gramm getrocknete Cranberries
- 50 Gramm Quinoa
- 50 ml Sonnenblumenöl
- 50 ml Rapsöl
- 50 ml Ahornsirup
- 50 ml flüssiger Honig
- 4 EL Muscovado-Zucker
- 2 TL Rosmarin, fein gehackt
- 2 TL Thymian, fein gehackt
- 1 TL Meersalz
Die Zutatenliste und die Zubereitung wirken simpel, beinhalten aber ein paar Details und Kniffe, die den Unterschied machen. Da wären zu allererst die Vollkornflocken. Natürlich könnt Ihr einfach Haferflocken nehmen, ich aber setze auf eine Mischung aus Hafer, Gerste, Roggen und Dinkel. Schmeckt einfach besser und ist etwas abwechslungsreicher. Der zweite wichtige Punkt: die Trockenfrüchte. Getrocknete Aprikosen gibt es auch als sogenannte »Soft-Aprikosen«, die aber würde ich nicht empfehlen. Einfache, ungeschwefelte Trocken-Aprikosen schmecken am besten. Und auch bei den Cranberries lohnt sich ein genauer Blick auf die Packung. Nicht selten enthalten sie Unmengen an zusätzlichem Industriezucker, den zumindest ich in meinem Granola nicht haben will. Ein paar wenige Hersteller aber setzen stattdessen auf Apfel- oder Ananas-Dicksaft — die Suche nach damit getrockneten Cranberries lohnt sich. Und zu guter Letzt wären da noch die Gewürze und der Muscovado-Zucker, den Ihr im Bioladen oder Reformhaus bekommt. Er schmeckt extrem kräftig nach Karamell und Malz und gibt dem Granola eine leicht herbe Note — was großartig zu dem Hauch von Rosmarin und Thymian passt. Keine Sorge übrigens bei diesen beiden Zutaten: Das Granola bleibt trotz der Gewürze ein süßes Frühstück.
»While the oat-and-nut clusters woven into this dish are fairly traditional, nothing else is.«
Jeff Gordinier: »Wild Oats«
Jetzt kann es los gehen. Zuerst den Backofen auf 150°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Dann die Vollkornflocken mit den Mandeln, den Cashew- und Kürbiskernen, den Kokos-Chips, dem Trockenobst und dem Quinoa in einer großen Schüssel vermischen. Das Öl, den Ahornsirup und den Honig in einer Sauciere erhitzen und den Muscovado-Zucker, Rosmarin und Thymian dazugeben. Die Mischung ganz kurz aufkochen und anschließend so lange umrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Den so entstandenen Sirup leicht abkühlen lassen und dabei immer wieder umrühren. Jetzt sollte er leicht dickflüssig und karamellbraun sein.
Ab hier ist Handarbeit gefragt, für die ich Einmalhandschuhe verwende. Den Sirup durch ein Sieb (um die Gewürze nicht mit im Granola zu haben) zu den übrigen Zutaten geben und mit den Händen gut durchmischen. Ganz zum Schluss das Salz dazugeben und noch mal kräftig mischen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Masse gleichmäßig darauf verteilen. Jetzt wandert das Ganze in den Ofen. Insgesamt backe ich mein Granola 40 bis 50 Minuten und wende es alle zehn Minuten. Wollt Ihr gleich zwei Bleche machen, um Euch etwas Arbeit zu sparen, einfach alle zehn Minuten Plätze tauschen. Und nicht wundern: Während des Backens wirkt die Masse klebrig und weich und so gar nicht knusprig. Das aber ändert sich noch. In den letzten fünf Minuten drehe ich — wenn nötig — die Temperatur noch mal hoch, um dem Müsli etwas mehr Farbe zu geben. 200 Grad reichen hier völlig und man sollte das Blech dabei auf keinen Fall aus den Augen lassen. Siehe oben: Granola wird erstaunlich schnell zu dunkel.
Jetzt muss die Masse eigentlich nur noch abkühlen. Was Ihr dann habt, ist ein knuspriges, süßes, nussiges und vollwertiges Frühstück. Meine Lieblingsmischung: ein paar frische Früchte dazu (Erdbeeren, Kiwi, Heidelbeeren) und Joghurt drüber. Besser kann der Start in den Tag eigentlich kaum aussehen. Es sei denn, Ihr macht Euch noch das beste Rührei der Welt und einen richtig guten Kaffee dazu.
P.S.: Falls Ihr Euren Augen oder Eurem Geruchssinn nicht wirklich traut: So muss das beste Granola der Welt klingen, wenn es frisch aus dem Ofen kommt — irgendwas zwischen staubiger Schallplatte und leisem Sommerregen. Guten Appetit!