Es ist ein ekliges Gefühl, nach einem langen Wochenende nach Hause zu kommen und festzustellen, dass jemand da war. Jemand, der da nicht hingehört. Hilflosigkeit, Gedankenchaos, der Bauch zieht sich zusammen. Noch ekliger als das Gefühl, wenn der Wohnungsschlüssel nicht mehr passt. Fast zwei Minuten stehe ich fassungslos vor der Tür, bis ich den Zettel der Polizei finde. Einbrecher. Der Film beginnt.
Auf dem Weg zur Wache, wo ich den neuen Schlüssel abholen sollte, spielt mein Kopf Kino. Wie sieht die Wohnung aus? Was haben diese Drecksäcke mitgenommen? In solchen Situationen hält man sich an den kleinen Lichtblicken fest. An netten Polizisten etwa. Daran, dass man nun endlich einmal dazu kommt, den Kriminaldauerdienst bei der Arbeit zu erleben. Allein das Wort schon! Man denkt daran, dass das MacBook mit all den Daten in der Tasche schlummert. Wenigstens. Aber die Fotos auf der Wechselfestplatte! Hunderte, tausende von Aufnahmen … Und — hatten wir Bargeld im Haus? Schmuck? Was hatten wir eigentlich im Haus?
Am liebsten würde ich die Wohnung gar nicht betreten. Doch ich muss. Aber sehen kann ich: nichts. Keine offenen Schubladen, keine ausgeräumten Regale. Erst im Arbeitszimmer ein wenig Chaos am Schreibtisch. Haben die nicht viel Zeit gehabt? Wurden sie gestört? Dann merke ich: Die Nikon ist weg, samt Objektiven, Batteriegriff und Zubehör. Aber die Festplatte ist noch da. Glück im Unglück?
Zwei Stunden brauchen die Beamten, um Spuren zu sichern und Fragen zu stellen. Sie sind nett, sehr nett sogar. Dann aber bin ich alleine, mit der Wohnung, die einmal unsere war. Ich fühle mich fremd, da helfen auch Schnaps und Zigaretten nichts. Hier war jemand. Jemand, der da nicht hingehört. Ich frage mich, was ich gemacht hätte, wenn man in privaten Dingen gewühlt hätte. In Dokumenten oder der Wäsche? Und ich frage mich, ob ich ruhig schlafen kann. Kopfkino — Teil 2.
Ich kann. Und ich wache wieder in unserer Wohnung auf. Alleine, immer noch, aber endlich wieder zu Hause. Ich mache Ordnung, spüle das graue Pulver der Spurensicherung von den Türen, lüfte, sauge die Holzspäne vor der Wohnungstür weg. Ich jage zwei Schrauben in die Tür, so, wie mir der Polizist das erklärt hat. Jetzt kommt erstmal niemand mehr hier rein.
Heute bin ich das erste Mal richtig wütend, nur weiß ich leider nicht, auf wen. Wut aber braucht ein Ziel, sonst hilft sie nicht. Dann kommt der Trotz, dann kommen die «Nicht-mit-mir»-Gedanken. Wäre doch gelacht, sich von einem Krimi unterkriegen zu lassen. Ich will mein Leben nicht von Arschlöchern bestimmen lassen. Und ich dulde nicht, dass ich mich wegen ihnen schlecht fühle. Das ist unsere Wohnung, unser Leben, und das bleibt es auch. Obwohl jemand hier war, der hier nicht hingehört.
Heute habe ich mir eine neue Nikon gekauft.
Krasse Scheiße! Und ich dachte noch auf Twitter, meint der das Ernst.
Hoffe mal das sonst nichts weiter weggekommen ist und du/ihr euch bald wieder eingelebt habt.
Und wenn du diese Penner erwischst, dann schick sie mal zu deinen Followern für ne mächtige Abreibung vorbei.
ich kann so gut nachfühlen, wie das sein muss. wenn ich mir vorstelle, da schnüffelt jemand in meinen klamotten oder so. das ist glaub ich das schlimmste. alles andere ist ersetzbar, also die kamera und so. aber die privatsphäre nicht. krass.
@baltasar: Das mach ich aber ganz sicher. Und wenn ich den erwische, dann weiß ich, was ich mit meinem 300mm-Objektiv mache. ;-)
@Helene: Das stimmt, ich bin auch echt froh, dass ich mich hier inzwischen wieder normal und sicher fühle. Wobei ich sagen muss, dass das mit der Kamera schon schmerzt. Man hängt halt doch an seinen Dingen.