Wort & Tat
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Python und ich — ein Entwicklungsroman?

Ein Apple-Computer samt Tastatur und Maus steht auf einem Holztisch

609 Seit­en Grund­la­gen­lek­türe — wie so ein Stu­dent. 609 Seit­en, auf denen es um Datenkapselung und Per­sis­tenz, Vererbung und Poly­mor­phie geht. Klingt auf den ersten Blick nicht sehr ver­lock­end. Will ich das ler­nen? Muss ich das ler­nen? Will ich, weil ich muss? Oder muss ich, weil ich will?

Guckt man sich im Netz um, wer­den die Diskus­sio­nen um die Frage, ob Journalist*innen pro­gram­mieren kön­nen soll­ten, lauter — und mehr. Es ist eine Debat­te mit guten Argu­menten auf bei­den Seit­en, aber sie ist nicht neu. Schon 2010 hat Mer­cedes Bunz im Guardian die Frage gestellt, ob die Journalist*innen der Zukun­ft coden kön­nen müssen. Und auch das Nie­man Lab disku­tiert dieses The­ma schon seit einiger Zeit.

»Im Jour­nal­is­mus sollte Pro­gram­mieren eine Teild­iszi­plin sein wie Fotografieren, Schreiben, Redigieren, Lay­outen oder Video pro­duzieren.«
Adri­an Holovaty

Ich will die Debat­te selb­st hier gar nicht zusam­men­fassen, das haben andere vor mir schon getan und wer dazu mehr wis­sen will, muss ein­fach nur »jour­nal­is­ten pro­gram­mieren« oder »jour­nal­ists pro­gram­ming« in eine beliebige Such­mas­chine eingeben. Ich will etwas anderes: Ich will dem Satz »Wer Pro­gram­mieren kann, ist dafür, der Rest ist dage­gen« von Björn Schwen­tk­er etwas ent­ge­gen­hal­ten, mit dem er kür­zlich seinen Ein­druck der aktuellen Diskus­sion zusam­menge­fasst hat.

Ich kann nicht pro­gram­mieren — sieht man mal von HTML, CSS und ein paar Brock­en PHP und JavaScript ab (Und für die meis­ten Entwickler*innen, die ich kenne, fall­en HTML und CSS noch nicht mal unter Pro­gram­mieren). Aber ich muss nur an meinen All­t­ag denken, um zu erken­nen, wie viel von dem Wis­sen mir fehlt, das heute Tag für Tag für die Nachricht­en­pro­duk­tion einge­set­zt wird — im Hin­ter­grund wohlge­merkt. Da sprechen meine Kolleg*innen von Branch­es und Nginx-Access-Logs, von PHP-FPM und jQuery-Mod­el­ern, von Heroku, Dokku, Deis und Flynn.

Es gibt mehr und mehr Berührungspunkte zwischen Journalismus und Programmierung

Nun will und werde ich nicht auf das Niveau von Entwickler*innen kom­men, aber ich bin überzeugt davon, dass Jour­nal­is­mus schon immer mehr war, als bloß die Auf­gabe, hochw­er­tige Inhalte zu pro­duzieren. So, wie ich über das Schreiben und Fotografieren hin­aus auch gel­ernt habe, eine Tageszeitung mit Hil­fe von Lay­out-Bögen und QuarkX­Press zu gestal­ten und zu begreifen, wie sie — vom Redak­tion­stisch über die Druck­erei bis hin zur Logis­tik und zum Ver­trieb — pro­duziert und ver­mark­tet wird, will ich zumin­d­est auch grundle­gend ver­ste­hen, was im Hin­ter­grund mein­er heuti­gen Arbeit passiert.

»It’s 2013 — are you real­ly argu­ing against learn­ing tech­nol­o­gy?«
Robert Her­nan­dez

Vom Daten­jour­nal­is­mus bis zum Scrol­lytelling, vom The­men-Mon­i­tor­ing bis zur eige­nen Plat­tform, von inter­ak­tiv­en Inhal­ten bis zum The­ma Robot­er-Jour­nal­is­mus — es gibt mehr und mehr Berührungspunk­te zwis­chen Jour­nal­is­mus und Pro­gram­mierung. Ich möchte an diesen Berührungspunk­ten auch weit­er mitre­den kön­nen. Bish­er hat das gut geklappt, auch und ger­ade, weil ich seit anderthalb Jahren für ein Tech-Mag­a­zin arbeite und das The­men-Spek­trum per se ein gewiss­es Fach­wis­sen erfordert. Doch ich will tiefer ein­steigen.  Ich will wis­sen, was es heißt, Maschi­nen Befehle zu erteilen.

Und so liegen sie jet­zt also vor mir, diese 609 Seit­en Grund­la­gen­lek­türe. Das »Prax­is­buch Objek­to­ri­en­tierung« soll mein Ein­stieg in die Welt von Python sein, ein­er in den 90er-Jahren von Gui­do van Rossum entwick­el­ten uni­versellen Pro­gram­mier­sprache. Python war ein Tipp — ich hätte ja lieber Ruby gel­ernt, wenn auch nur des Namens wegen, das gebe ich zu. Doch Python soll leicht zu ler­nen, leicht zu lesen und flex­i­bel ein­set­zbar sein. Und ich habe über den dick­en Wälz­er hin­aus vorge­sorgt, ist es doch immer ein gutes Gefühl, nicht nur die The­o­rie im Blick zu haben. Und so läuft auf meinem Rech­n­er schon eine Vir­tu­al­Box mit Fedo­ra, ich habe Eclipse und PyDev instal­liert und bin bere­it. Tech­nisch zumin­d­est. Wollen wir doch mal sehen, ob aus diesem ersten Kapi­tel nicht vielle­icht ein Entwick­lungsro­man wird.

2 Comments

  1. Moritz says

    Wir haben die gle­iche Moti­va­tion ;) Für das Ler­nen „neben­bei“ fehlt mir allerd­ings die Zeit und die nötige Diszi­plin, deswe­gen habe ich mich jet­zt für die Hard­core-Vari­ante in Form eines Infor­matik-Studi­ums entschieden.

    Zieh es durch!

    • Ob ich die Diszi­plin auf­bringe, wird sich zeigen müssen, aber ich hoffe es sehr. Und was das durchziehen ange­ht, kann ich das ja wohl nur zurückgeben! ;-)

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