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»Damit sind wir wieder bei gelebter Demokratie«

Im Leipziger Gewand­haus gab es gestern eine Diskus­sion mit Ursu­la von der Leyen, während der auch einige Zen­surgeg­n­er protestiert haben, teil­weise mit Erfolg, teil­weise mit Mühe. Beson­ders inter­es­sant dabei ist es zu sehen, mit welchen Schwierigkeit­en man zu kämpfen hat, wenn man Men­schen die Prob­lematik der Inter­netsper­ren näher­brin­gen möchte. Ich veröf­fentliche hier daher daher auszugsweise einen Text von Andreas Romeyke, der bei der Piraten­partei Sach­sen im Orig­i­nal zu find­en ist. Dieser Text sowie das Orig­i­nal ste­hen unter CC-by-SA-Lizenz und dür­fen gerne weit­er­ver­bre­it­et werden.

Jenseits von Eden ist das Paradies

Ich mag all diese — manch­mal etwas schiefen — Loblieder auf das Inter­net, die in let­zter Zeit gesun­gen wer­den, diese geblog­gten Parolen für dig­i­tale Demokratie, diese getwit­terten Slo­gans für unbändi­ge Kom­mu­nika­tion, für die all­ge­gen­wär­tige Ver­net­zung. Ich glaube an das Inter­net, schließlich lebe ich mit dem Inter­net, für das Inter­net, im Inter­net. Und doch mis­straue ich ihm. Das Prob­lem? Das Netz kann nicht selb­ständig denken, es han­delt nicht, eigentlich tut es sog­ar gar nichts. Das Inter­net wird, wenn schon nicht ges­teuert, so doch gefüt­tert, es wartet den lieben lan­gen Tag darauf, dass jemand kommt und mit ihm spielt. Das übernehmen Men­schen. Und denen mis­straue ich schon aus Prinzip. Diese Skep­sis rührt vor allem daher, dass Men­schen Schwierigkeit­en damit haben, die Kon­trolle zu behal­ten. Nein, sie sind sog­ar unfähig, die Kon­trolle zu behal­ten, erst recht, wenn es um etwas so Unkon­trol­lier­bares geht wie das Inter­net. Oder die inter­na­tionalen Märk­te. Oder, spätestens ab 80, den eige­nen Urin. Und: Men­schen sind selb­st in ein­er Demokratie nicht demokratisch. Wie soll es da das Inter­net sein?

Was für ein Tag!

Kein großer Wahlt­ag für die deutsche Piraten­partei, kön­nte man meinen. Den ersten Hochrech­nun­gen zufolge oft unter einem Prozent geblieben, manch­mal knapp an die zwei Prozent heranger­obbt, in Leipzig nach derzeit­igem Stand bei 1,7 gelandet (Lediglich in Ham­burg scheinen kleinere und größere Erfolge gefeiert zu wer­den, in Schwe­den hinge­gen erre­icht die Partei 8,1 Prozent). Kein großer Wahlt­ag? Von wegen. Es hat sich — zumin­d­est für mich — etwas verän­dert an diesem Son­ntag. Diese Wahl war ein Meilen­stein, und ob die Piraten­partei das genau­so sieht oder nicht, ist mir in diesem Moment her­zlich egal. Denn ich bin heute mor­gen aufge­s­tanden und habe mich gefreut, dass Wahlt­ag ist. Ich bin Früh­stück­en gegan­gen und habe zwis­chen­durch gerne an die Wahl gedacht. Und ich habe mich in die Wahlk­a­bine gestellt und habe, das erste Mal über­haupt, seit ich wählen darf, mein Kreuzchen nicht mit einem gewis­sen Maß an Ver­legen­heit gemacht. Ich habe mich, zum ersten Mal, seit ich wählen darf, nicht für das kle­in­ste unter mehreren Übeln entsch­ieden. Ich habe nicht nur gerne gewählt, ich habe meine Stimme voller Überzeugung …

»Ich bin kein Vandale. Ich bin ein Pirat«*

Vier Tage vor der Europawahl wird langsam klar, dass es die Poli­tik vie­len Wäh­lern ziem­lich leicht gemacht hat in diesem Jahr. Zu viele Ohrfeigen wur­den aus­geteilt, zumin­d­est an die, die das Inter­net als ern­sthaftes Medi­um betra­cht­en. Zumin­d­est an die, die mit dem Inter­net, im Inter­net, für das Inter­net leben und arbeit­en. Eine Poli­tik, die mit Mit­teln aus analoger Zeit ver­sucht, sich in ein­er dig­i­tal­en Zeit zu behaupten und sie mit zu gestal­ten, mag dem einen die heimelige Sicher­heit bieten, die er von sein­er Sitzecke gewohnt ist, vie­len aber erscheint sie als Kriegserk­lärung. Die gute Nachricht: Es gibt Alter­na­tiv­en. Die schlechte Nachricht: Es scheint nicht so ein­fach zu sein, sie auch tat­säch­lich als solche zu erken­nen. Clemens Boms­dorf beispiel­sweise schrieb in der Zeit gestern über die Piraten­partei in einem Stück mit der Über­schrift «Wenig Ziele, viele Anhänger» etwas von einem «monothe­ma­tis­chen Pro­gramm». Mit Sicher­heit nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Oder zumin­d­est zu kurz gegrif­f­en. Ein Leserkom­men­tar zu diesem Text aber legt noch eine Schippe drauf: «Diese Partei kommt in Schwe­den an die …