Es gibt heute in den schottischen Lowlands nur noch drei Brennereien, die Single-Malt herstellen, alle anderen haben entweder dicht gemacht oder sich auf Grain-Whisky zurückgezogen, meist schlicht aus wirtschaftlichen Gründen. Zu den drei Übriggebliebenen gehören das erst 1995 wieder in Betrieb genommene Familienunternehmen Bladnoch mit der genügsamen Produktionsmenge von 250.000 Litern und zwei mittlere Produzenten, Glenkinchie (1,7 Millionen Liter) und Auchentoshan (1,65 Millionen Liter). Wobei das mit Auchentoshan (sprich: Och’n’tosh’n, gälisch für: Die Ecke des Feldes) und den Lowlands so eine Sache ist. Das Wasser nämlich, das das Unternehmen, das heute zur japanischen Santory-Gruppe gehört, für seine Whiskys nutzt, kommt aus dem Loch Katrine. Und der liegt in den Killpatrick Hills und damit eigentlich in den Highlands. Nun spielt das Wasser für den Geschmack eines Whiskys eine entscheidende Rolle und so könnte man lange darüber streiten, ob die Abfüllungen von Auchentoshan wirklich klassische Lowland-Whiskys sind. Doch Schwamm drüber. Kümmern wir uns lieber um das, was in der Flasche ist, genauer in einer mit dem Label «Three Wood».
Bevor wir zum eigentlichen Namen kommen, «Three Wood», noch ein weiteres Detail zu Auchentoshan, das auch mit der Zahl 3 zu tun hat. Das Handwerk. Das Unternehmen ist nämlich das letzte in Schottland, das bis heute nach der traditionellen Dreifach-Destillation brennt (Der Alkoholgehalt des «new makes», des frisch gebrannten Whiskys, liegt daher bei üppigen 80 bis 82 Prozent, vor dem Abfüllen in die Fässer allerdings wird er auf etwa 63,5 Prozent abgebremst). Zudem verwendet die Brennerei nur leicht getorftes Malz, sodass Auchentoshan von Haus aus eher mild ist. Dem Vergnügen aber schadet das nicht, im Gegenteil. Schon gar nicht beim «Three Wood», der — und damit wären wir schon wieder bei der Drei — in drei verschiedenen Fässern lagert: mindestens zehn Jahre in amerikanischen Bourbon-Fässern, ein Jahr in Oloroso-Sherry-Fässern und noch einmal sechs Monate in Pedro-Ximenez-Sherry-Fässern. Kein Wunder also, dass da neben der kräftigen Farbe erst einmal viel Holz ist — und dann lange nichts.
Das mit dem Holz allerdings ist schon ein Hammer: Der «Three Wood» riecht und schmeckt nach Eiche, kräftig, durchdringend, dahinter kommen Sherry und die typischen Holzbegleiter — sehr dunkles Karamell, Tabak, Vanille — und irgendwann, ganz hinten, ein kleiner Obstkorb. Klingt langweilig? Von wegen! Allein schon die Karamellnote wird nach einer Zeit derart kräftig süß, wie man das nur von wenigen anderen Whiskys kennt. Dazu kommen Nüsse, der Geschmack von Orangenschale, fast schon wie ein guter Cookie, nur nicht so knackig.
Die Früchte könnten so auch aus einem Rumtopf kommen, da gibt es Kirschen, Pflaumen und Johannisbeeren, dazu Schokolade und schon wieder Holz: Sträucher wie Zeder, Wachholder und Süßholz. Ein wenig erinnert der «Three Wood» an einen Eisstil, auf dem man nach noch herumkaut während das Eis längst weg ist. So eingängig, wie dieser zugegeben wirklich milde Whisky auf den ersten Blick scheint, ist er dann aber vielleicht doch nicht. Er braucht etwas mehr Zeit, mehr Ruhe als andere, er ist einer von denen, die einen abgewetzten Ledersessel fordern oder ein Kaminfeuer, bestenfalls beides, wenigstens aber eine Platte von Colin Steele. Er versteht sich nicht gut auf die Zurückhaltung, schlicht: Er verlangt Aufmerksamkeit. Doch Vorsicht: Schenkt man ihm die, zieht er einen in die Tiefe.
Daten | Destillerie: Auchentoshan | Name: «Three Wood» | Alkohol: 43% | Größe: 0,7 Liter | Dreifach destilliert, gereift in Bourbon‑, nachgereift in Sherry-Fässern | Preis: 40 bis 55 Euro
Geschmack: 8 von 10 Gläsern
Preis/Leistung: 9 von 10 Gläsern
Wunderbar…bitte schreib ein Buch nur über Whiskys. Ich lauf morgen zum Händler (<- Whisky‑, nicht Buchhändler) und mach mich auf die Suche nac dem Tropfen.
Uh. Das klingt wirklich verlockend. Vielleicht mal eine nette Alternative zu meinem Laphroig. Nimmst du ein, zwei Tropfen Wasser dazu?
@baltasar: Das wird langsam etwas viel mit dem Schreiben. Aber ich denk mal drüber nach. Ruf doch schonmal den ein oder anderen Verleger an, ja? ;-)
@TravellingStar: Och, nichts gegen einen guten Laphroaig, aber vergleichen kann man die nicht. Wasser kann man beim «Three Wood» schon nehmen, ist aber bei dem hier nicht unbedingt besser, würde ich sagen. Aber auch nicht schlechter.
Ich find’s jammerschade, dass die traditionellen Whiskybrennereien sterben. Da geht einfach irgendwas verloren. Na ja ähnlich ist es ja bei Deutschen Bierherstellern.
@Jenni: Das stimmt, wobei man ja bei der ein oder anderen stillgelegten Brennerei darauf hoffen darf, dass sie nochmal jemand reaktiviert. Und so ein paar richtig gute, altmodische gibt es dann ja doch noch.
@TravellingStar: Das einzige, womit man Whisky mischen sollte, ist meiner Ansicht nach .… Whisky!