Das Verhältnis zwischen Bloggern und Zeitungen war und ist nicht immer das beste. Seit einiger Zeit aber hat die FAZ mit ihren Blogs ihren Teil dazu beigetragen, das zu ändern. Eines der Blogs, das von Michael Seemann alias mspro, hat es nun erwischt. Es ist gelöscht worden, vermutlich, weil sich die FAZ es nicht gefallen lassen wollte, dass mspro einen Artikel, den die Redaktion aus bildrechtlichen Grünen offline genommen hat, ohne Bilder eigenmächtig wieder ins Netz gestellt hat (mspros Darstellungen findet sich hier). Man kann nun darüber streiten, ob das verhältnismäßig war, man kann darüber spekulieren, ob hinter dem kleinen Eklat Frank Schirrmacher steckt, man kann sich Sorgen um die Texte machen, in denen Seemann vom Kontrollverlust im Netz geschrieben hat (und sich freuen, dass sie dank der Errungenschaften des Internets nicht verloren sind). Doch das alles ist nur halb so wild, denkt man an die Konsequenzen.
Das Verhalten der FAZ nämlich, sollte es sich nicht als großes Missverständnis herausstellen, das die Redaktion plausibel machen kann, wird den Graben zwischen Bloggern und Journalisten, den das Blatt mit seinem Projekt Tag für Tag ein Stück weit zugeschüttet hat, wieder aufreißen. Endlich einmal hatte man das Gefühl, dass hier (nicht nur hier, doch gerade bei der nicht gerade als netzfreundlichen FAZ-Redaktion konnte man sich jeden Tag an der zumindest versuchten Debattenkultur erfreuen) etwas entstand, was die elendigen Diskussionen um die Unterschiede und Grenzen zwischen Bloggern und Journalisten, die Gatekeeper- und Qualitätsdebatten wenn auch nicht beenden, so doch zumindest eindämmen hilft. Damit dürfte es jetzt erst einmal vorbei sein.
Dass das nun ausgerechnet in einer Zeit passiert, in der sich auch die Welt Kompakt mit ihrer Einladung an dutzende von Bloggern, einen Tag lang ihre Zeitung zu machen, wenigstens mit einer Backe in die Nesseln gesetzt hat, ist umso trauriger. In meinen Augen waren die FAZ-Blogs so etwas wie ein Vertrauensbeweis von beiden Seiten, die Causa mspro nun bedeutet einen herben Vertrauensverlust. Das wieder zu kitten, wird lange dauern. Klingt zu emotional? Liest man sich die Reaktionen auf Twitter und in anderen Blogs durch, ist es genau das aber auch. Emotional. Traurig.
«wird den Graben zwischen Bloggern und Journalisten, den das Blatt mit seinem Projekt Tag für Tag ein Stück weit zugeschüttet hat»
Ich habe nichts davon mitbekommen, dass ein Graben zugeschüttet oder gar überwunden wurde. Wie kommst Du auf die Idee bzw. woran machst Du das fest?
Ich mache das beispielsweise an Kommentaren fest, die es in Blogs und auf Twitter zu den FAZ-Blogs gegeben hat, die durchaus positiv waren, was bei einem solchen Experiment nicht selbstverständlich ist. Dass es auch andere Stimmen gab, ist da glaube ich kein Widerspruch. Ich mache das aber auch an meinem Bauchgefühl fest. Und nicht zu letzt bestätigen es die Kommentare, die man derzeit lesen kann.
Trotzendorff: Ich glaube, die Befriedung der Blogalisten-Schlammschlacht durch CTRL-Verlust war allenfalls in homöopathischen Dosen messbar :-)
Ich glaube sogar, messbar war sie gar nicht. Auch das ist wohl, genauso wie dieser Fall, eine emotionale Sache. Gefühlt haben die FAZ-Blogs etwas verändert.