Leben
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20 Dinge über mich, die Sie … wahrscheinlich gar nicht wissen wollen

Stöckchen sind böse. Eigentlich. Sie schwirren durchs Netz und tre­f­fen unbescholtene Bürg­er uner­wartet an Stellen, an denen es weh tut. Nur in den sel­tensten, rarsten und kost­barsten Momenten wer­den Stöckchen gewor­fen, die es wert sind, gefan­gen zu wer­den. Oder — wenn man gar nicht bewor­fen wurde — die es wert sind, dass man sie vom Weges­rand aufli­est. Dieses Stöckchen von Anne und Johannes ist so eins. Ich mag es. Und deshalb lesen Sie ger­ade diesen Text — über 20 Dinge, die Sie von mir (vielle­icht) noch nicht wussten.

  1. In der Grund­schule habe ich für eine kurze Zeit geglaubt, eine ganze Menge Zweit­na­men zu haben. Nach­dem ich näm­lich gehört hat­te, dass Kinder diese manch­mal in Anlehnung an Onkel oder Tan­ten bekom­men, war ich für einige Tage überzeugt, »Flo­ri­an Klaus Jochen Dieter Karen« zu heißen. Ich glaube mich zu erin­nern, dass ich glück­lich war, als ich erfuhr, dass dem gar nicht so ist.
  2. Über­haupt habe ich in der Grund­schule eine ganze Menge geglaubt — und nicht immer war das gut. Etwas länger als einige Tage beispiel­sweise war ich sich­er, mein Groß­vater müsse Jude gewe­sen sein, weil er in Buchen­wald ums Leben gekom­men ist. Das Todes­jahr 1947 hat mich in dem Alter nicht wirk­lich stutzig gemacht und so lernte ich erst etwas später, dass er als Nation­al­sozial­ist von den Russen bei Kriegsende ver­haftet und im Spezial­lager Nr. 2 interniert wurde und dort an ein­er Lun­genentzün­dung gestor­ben ist.
  3. Ich erin­nere mich noch genau an den Moment, in dem ich Angst vor dem Tod bekam.
  4. Ich besitze ein paar Frauen­schuhe. Na gut. Es sind Sneaker.
  5. Zum 60. Geburt­stag von Hans-Diet­rich Gen­sch­er habe ich mit Lehrern und Schülern mein­er Grund­schule vor seinem Haus ges­tanden und ihm ein Ständ­chen gebracht. Wir hat­ten Fack­eln in der Hand.
  6. Ich hat­te nie einen Game Boy.
  7. Es gibt Geräusche und Gerüche, die mich im Bruchteil ein­er Sekunde in meine Kind­heit zurück­ver­set­zen. Über­haupt lebe ich mehr im Gestern als im Heute oder Mor­gen. Und: Ich mag das — meistens.
  8. Meine Lieblingsar­beit­en im Haushalt sind Staub­saugen und Bügeln.
  9. Ich tele­foniere nicht gerne — und ich öffne nicht gerne Briefe. Wahrschein­lich, weil man die meis­ten davon irgend­wo abheften muss.
  10. Meine Tante sagt, ich sehe meinem Groß­vater sehr ähnlich.
  11. Ich kann nicht ver­ste­hen, dass Men­schen bei Fernse­hwer­bung wegzap­pen. Ich mag Fernse­hwer­bung — schon immer.
  12. Ich halte die 80er für das beste Jahrzehnt, dass es je gegeben hat. In allen Belan­gen — Musik, Kino, Mode. Die 80er waren gold­ene Zeiten.
  13. Den Ver­lobungsring für meine Frau habe ich bei H&M in Wien gekauft. Am Tag nach dem Heiratsantrag.
  14. Ich wäre gerne Orgel­bauer gewor­den. Rück­blick­end aber war ich für diesen Schritt wohl zu feige. Genau­so wie für den Schritt, ein Aus­landsse­mes­ter einzule­gen oder mal die Uni zu wech­seln. Drei Dinge, die ich bereue — obwohl ich glück­lich bin.
  15. Ich kämpfe — wo ich kann — für das Über­leben des Gedanken­strichs. Obwohl ich lieber den — eigentlich falschen — Geviert­strich statt des Hal­bgeviert­strichs benutze.
  16. Ich war neun Jahre Fahrrad­kuri­er und habe an ein­er deutschen, zwei Europa- und ein­er Welt­meis­ter­schaft teilgenom­men. Das ging gut, weil es bei diesen Events keine Qual­i­fika­tion gibt. Größter Erfolg: »Best out of town« mit dem Team beim All­ey­cat der WM 2002 in Kopen­hagen. Außer­dem: Let­zter im Uphill-Sprint bei der EM 2005 in Basel.
  17. Wenn es einen nicht mehr leben­den Men­schen gibt, den ich gerne ken­nen­gel­ernt hätte, dann ist es Erich Käst­ner. Ich verehre ihn.
  18. Vom Kif­f­en werde ich sehr, sehr müde. Wahrschein­lich habe ich das deshalb seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gemacht.
  19. Noch bis vor weni­gen Jahren wollte ich auf jeden Fall drei Kinder. Zwei Mäd­chen und einen Jun­gen. Heute will ich keine Kinder mehr.
  20. Ich halte Melan­cholie für den wichtig­sten Gemütszustand.

Nach­trag, 11. Okto­ber 2013, 17:18 Uhr: Nach­dem ist erschreckt fest­stellen musste, dass ich das Stöckchen nicht — wie es sich gehört — weit­erge­wor­fen habe, möchte ich das nach­holen. Frau Meike? Wür­den Sie?

5 Comments

  1. Das ist ein schönes Stöckchen! Ich lese mich ger­ade von Blog zu Blog weiter.
    Die #3 kön­nte bei mir genau so ste­hen. Ich war neun.
    Und ich finde noch weit­ere Par­al­le­len. Das mag ich :)

  2. Wibke says

    Stelle beim Lesen ein­mal mehr fest, wie sehr ich Dich schätze. Auch wenn wir uns gar nicht wirk­lich gut ken­nen. Aber das ist ja nicht unbe­d­ingt zwin­gend für Wertschätzung.

  3. Irgend­wie sehr inspiri­erend diese Stöckchen-Geschichte. Ich kon­nte mich dem (und anderem) jeden­falls nicht voll­ständig entziehen:-)

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