Es gibt Theaterstücke, die bereits im Namen verraten, was auf den Besucher zukommt. Peter Handkes »Publikumsbeschimpfung« war so ein Fall oder näher an der Gegenwart auchKristof Magnussons »Männerhort«. Eigentlich also hätte man auch bei Eugene Ionescos»Das große Massakerspiel. Oder Triumph des Todes« am Frankfurter Schauspiel mit allem rechnen müssen, oder sagen wir mit fast allem. Denn was der Kritiker Gerhard Stadelmaiervor der Premiere nicht ahnen konnte, war der tätliche Angriff, den er erleben musste — von einem Schauspieler. Das mag zum Einen daran gelegen haben, dass in Frankfurt anstelle des angesetzten Stücks »offenbar ein Anti-Stück mit dem ungefähren Arbeitstitel ›Entgrenzung‹ oder auch ›Aufhebung des Theaters‹« gespielt wurde. Oder daran, dass Herr Stadelmaier selbst für gestandene Akteure ein zu harter Gegenpart ist, »als einer der bekanntesten Kritiker der Republik für seine Urteile unter den Theatermachern gefürchtet«. Die Aktion von Thomas Lawinky aber ist einfach nur unter aller Sau unter allem Kanon. Ich zitiere, erstens zum Inhalt, zweitens zum Geschehen:
Womit er zweifelsfrei Recht hat. Und ich glaube, ich würde auch nicht gerade feinfühlig reagieren, wäre mir im Anschluss an solche Szenen das Folgende passieren:
Herr Stadelmaier jedenfalls hat das Richtige getan und das Theater verlassen, wobei er von den Worten »Hau ab, du Arsch! Verpiß dich! Beifall für den Kritiker!« begleitet wurde. Die Theaterdirektion wiederum hat daraus ihre Schlüsse gezogen und das Arbeitsverhältnis mit Lawinky beendet. Vielleicht sollte der noch einmal Nachhilfe bei Peter Handke nehmen.