Wahlwerbung ist langweilig. Auf allen Plakaten schöngeföhnte Menschen unter immergleichen Slogans, das jeweilige Parteilogo dazu, fertig. Ganz anders sah das noch vor achtzig Jahren aus. Da waren Wahlplakate Sache der Künstler, der Avantgarde. Mit 160 Arbeiten zeigt die Langen Foundation seit Sonntag einen kleinen (!) Teil der Sammlung Merrill C. Berman, »Graphische Arbeiten der Avantgarde 1918–1934«. Da trifft man dann auf Helmut Herzfelds (aka John Heartfield) Plakat für Ernst Thälmann, auf dem ein kleiner, abgemagerter Junge in ein Stück Brot beißt, überschrieben mit: »Das letzte Stück Brot raubt ihnen der Kapitalismus«.
Doch nicht nur politische Arbeiten werden gezeigt, sondern auch Werbung für Möbelausstellungen, Collagen oder Arbeiten für den Film wie Anton Lawinskis Plakat für denEisenstein-Streifen »Panzerkreuzer Potemkin«. Alles war neu in dieser Zeit. Es gab das Neue Bauen, das Neue Wohnen, es ging voran, Kunst und Gewerbe überschnitten sich. Die Typographen experimentierten mit Schriften und Schnitten, Dada stand in voller Blüte, und die Fotografie war mit 100 Jahren ein bereits etabliertes aber immer noch spannendes Feld. All dies lässt sich in den Plakaten und Grafiken wieder entdecken. Politisches, Gesellschaftliches, Film und Fotografie, Design und Architektur. Noch bis zum 14. Mai in Hombroich.
Published on February 14, 2006
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