Ich bin, neben einigen anderen Lastern, fleißiger und begeisterter Weintrinker. Als Rheinländer ist das natürlich auch einfach. Kaum 30 Kilometer sind es bis zum Gut Meyer-Näkel, knapp drei Stunden bis zum Kloster Eberbach, das Rheintal ist voll von Adressen guter Tropfen. Doch nicht immer hat man die Zeit, die Lust und das Geld, weite Wege auf sich zu nehmen und so kommt die ein oder andere Flasche eben aus dem Supermarkt. Das Problem: Niemand weiß, wie der Wein, den er im Discounter gerade gekauft hat, wirklich hergestellt wird. Während einige Traditionalisten Arbeit und Zeit investieren und ihren Rebsaft in Barrique-Fässern reifen lassen, ist es gerade in Übersee Gang und Gäbe, schlicht Holzschnipsel zum Wein zu geben, um ihm den typischen Geschmack zu geben.
Nun kann man sich zurecht fragen, warum diese Methode auf so wenig Gegenliebe beim Verbraucher stößt. Doch, wie Plusminus heute berichtet hat — Holzchips sind nur der Anfang. Denn das neue Handelsabkommen der EU mit den USA lässt auch Techniken zu, die den Wein in seine einzelnen Bestandteile zerlegen (Wasser, Alkohol, Aromen), um ihn anschließend mit neuen, passenden Aromen wieder zusammenzusetzen. Für jede Zielgruppe das perfekte, künstlich erzeugte Ergebnis. Das Problem dabei ist, dass eine Etikettierung anscheinend nicht vorgesehen ist. Ob ich einen Wein aus dem Barrique oder mit Schnipseln, einen »natürlich« gereiften oder industriell gemischten Wein kaufe, kann ich nicht erkennen. Ich kann mich nur entscheiden, ob ich weiterhin im Supermarkt kaufe, oder doch den etwas weiteren Weg zum Winzer auf mich nehme. Eine Frage, die sich im Rheinland eigentlich gar nicht stellen dürfte.