Der Zeichenstift ist ein mächtiges Werkzeug, vor allem für diejenigen, die keine Bilder kennen und wollen — sie fühlen sich beleidigt und angegriffen. Die in der Jyllands-Posten veröffentlichten Mohammed-Karikaturen erfüllen aber keinen strafrechtlichen Tatbestand und sind unantastbar durch die Pressefreiheit legitimiert, die in Dänemark noch um einiges besser geschützt ist, als hierzulande. Durch das Unverständnis auf beiden Seiten bleiben die Fragen nach Rechtfertigung und Satisfaktion die wichtigsten Tagesordnungspunkte im eskalierenden Streit. Während es der logische Schritt für die Regierungen des Iran oder Libyens war, auf den verlockend langsam fahrenden Zug aufzuspringen und die Zeichner (und mit ihnen gemeinsam die Zeitung, den Verlag und die Regierung) an den Pranger zu stellen, hätte der Umkehrschluss nicht gelten, die Karikaturen keine politische Frage werden dürfen. Erst durch die teils hilflosen Beschwichtigungsversuche von europäischer Seite ist der Streit zu einem Politikum geworden. Erst durch dieses Schuldeingeständnis hat man den Fundamentalisten die Bühne zum Protest bereitet. Wie wohl hätte man im Nahen und Mittleren Osten reagiert, wenn die Europäer nach den Holocaust-Leugnungen eines Mahmut Ahmadinedschad auf die Straße gegangen wären, Muslime …