Jürgen Klinsmann ist weg, Jupp Heynckes kommt, geht es nach dem Kulturanthropologen René Girard, haben wir nun unseren Sündenbock gefunden und können wieder friedvoll zusammenleben. Wenn es mal nur so einfach wäre. Der FC Bayern München hatte Jürgen Klinsmann geholt, weil er eine bestimmte Philosophie vertritt, weil er bestimmte Trainingsmethoden nutzt. Eine Philosophie und Methoden, die im internationalen Fußball eigentlich Standard sind, zumindest an der Spitze. Nun hat sich der Verein selbst ein Beinchen gestellt, denn für die kommende Saison muss der FC Bayern, will er international bestehen, nicht nur einen geeigneten Nachfolger finden, sondern auch noch zwei weitere, ältere Probleme beiseite räumen. Doch fangen wir vorne an:
Baustelle 1: Der Verein braucht einen Trainer der nicht nur das, was Klinsmann angefangen hat, fortführen kann, sondern der auch dem internationalen Anspruch des FC Bayern gerecht wird. Eine Leitfigur, medientauglich und hochbezahlt. Option 1: Arsène Wenger, der in den britischen Medien schon länger als Nachfolger von Klinsmann gehandelt wird. Option 2: Marcello Lippi, der derzeit «nur» Nationaltrainer Italiens ist und sicherlich zur Disposition stünde, wenn ihm der FC Bayern ein Angebot macht, dass er nicht ausschlagen kann. Keine Option: Jupp Heynckes. Nach dieser Saison muss für ihn schon wieder Schluss sein. Trotz internationaler Erfahrung und starker Autorität ist Heynckes kein Mann für das System Klinsmann. Zu altmodisch.
Baustelle 2: Dem FC Bayern fehlt ein vierter Stürmer. Luca Toni ist nur dann gut, wenn er bedient wird, Miroslav Klose ist es fast gar nicht mehr. Und obwohl Ivica Olic vom HSV kommt, ist die vierte Spitze Pflicht — man schaue sich nur die Personalsorgen in dieser Saison an. Option 1: Giuseppe Rossi, derzeit noch bei Villareal unter Vertrag. Der Stürmer war bereits einmal für den FC Bayern im Gespräch, zudem würde er gut zu Luca Toni passen, die beiden kennen sich aus der Nationalmannschaft. Problem dabei: Die große Konkurrenz. Unter anderem soll auch Inter Mailand interessiert sein. Option 2: Zlatan Ibrahimović, nach eigenen Aussagen will der Stürmer, der bei Inter Mailand einen Vertrag bis 2013 hat, weg. Einziges Problem: Die hohe Ablöse, Gerüchte sprechen von bis zu 100 Millionen Euro. Und vom Schuldenmachen hat Uli Hoeneß bisher eher wenig gehalten.
Baustelle 3: Die Torwartfrage. Der FC Bayern war es über Jahre gewohnt, mit Oliver Kahn nicht nur einen Weltklassetorhüter im Kasten zu haben, sondern auch einen Spieler, der das Maul aufmacht, die Abwehr zusammenhält und junge, noch unerfahrene Spieler mitreißt. Rensing kann all das nicht, Butt nur bedingt. Option 1: Robert Enke kommt tatsächlich aus Hannover, keine schlechte Wahl, in allen Bereich, die Kahn ausgezeichnet haben, hat er zumindest Potential. Besser aber wäre Option 2: Gianluigi Buffon. Juventus Turin soll angeblich schon über einen Tausch gegen Franck Ribéry nachgedacht haben, für den FC Bayern aber wäre das keine Option. Möglich aber, dass Buffon, der derzeit als einer der drei besten Keeper der Welt gilt, dennoch kommt. Denn: Juve hat bereits einen Nachfolger im Auge: den 26-jährigen Federico Marchetti aus Cagliari. Stimmen diese Gerüchte, wäre ein Wechsel Buffons nur eine Frage der Ablöse.
Baustelle geschlossen: Dass dem FC Bayern München ein Leitwolf fehlt, haben die Verantwortlichen bereits erkannt. Franck Ribéry ist ein Weltklassespieler, eine Führungspersönlichkeit aber ist er nicht. Wäre Oliver Kahn noch da, könnte er diese Rolle zum Teil einnehmen, mit Anatoli Timoschtschuk aber hat der Verein einen Top-Einkauf getätigt. Der Ukrainer, der derzeit noch für Zenit St. Petersburg spielt, spricht nicht nur hervorragend deutsch, sondern ergänzt sich auch noch perfekt mit Ribéry. Während der Franzose bisher eher offensiv überzeugte, hat Timoschtschuk seine Stärken eindeutig in der Defensive. Ohne, dass der Verein die drei übrigen Baustellen aber beiseite räumt, wird er in der kommenden Saison international keine Chance haben.
Das klingt irgendwie überzeugend: die italienische Nationalmannschaft spielt im Trikot des FC Bayern — hätte was.
Du hast bei deiner Auflistung die größte Baustelle großzügig übersehen:das ist die Selbstgefälligkeit der handelnden Akteure:Kaiser Franz, Rummenigge, Hoeneß, Breitner, sogar der Maier Sepp usw. Was soll ich von solchen Hanswürsten halten, die heute dieses und morgen jenes in die heiße Zeitungsluft blasen und sich übermorgen nicht mehr dran erinnern können.
Der FCB nennt sich gerne selbst den FC Hollywood. Die Besetzung der Hauptrollen taugt aber eher für die Tegernseer Bauernbühne.
Du hast so Recht. Ein Grund, warum dieser Verein in meiner Gunst seit einiger Zeit nicht mehr den ersten Tabellenplatz belegt. ;-)
Nicht wundern, wenn Bayern wieder Meister wird :=)
So im Nachhinein betrachtet: da lagst Du wohl so ziemlich bei allem daneben ;-)
Jupp Heynckes ist anscheinend doch eine Option, Klose erlebt gerade seinen vierten Frühling (ok, nicht beim FC Bayern ^^), Neuer hattest Du auch nicht auf dem Schirm und Timoschtschuk ist dann wohl doch nicht so der tolle Führungsspieler. Siehe CL-Finale :O