Leben
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Ach, Jacques!

Ich bin ein großer Fan von Jacques Bern­dorf und seinen Eifel-Krim­is, ein­er der vielle­icht besten deutschen Krim­irei­hen über­haupt, auch, wenn Bern­dorf in den ver­gan­genen Jahren etwas nach­lässt. Über­durch­schnit­tlich aber ist jedes einzelne sein­er Büch­er den­noch, vor allem, weil dieser bemerkenswerte Mann, der früher unter anderem für Stern und Spiegel geschrieben hat, nun schon etliche Jahre in Dreis-Brück lebt und man jed­er Zeile anmerkt, wie sehr er diese Land­schaft liebt und wie gut er sie ken­nt. Auch deshalb ist Bern­dorf prädes­tiniert dafür, einen Reise­führer über die Eifel zu schreiben. Und das hat er denn auch getan und 2008 das Buch «Gebrauch­san­weisung für die Eifel» ver­fasst, erschienen im Piper-Ver­lag. Dur­chaus gelun­gen, fast ein typ­is­ch­er Bern­dorf, aber auch ein­er mit Schön­heits­fehlern, wie ein kleines Zitat aus dem Kapi­tel «Unheil über der Eifel» zeigt.

«Wenn Sie von Naun­heim hinüber nach Mün­ster­maifeld fahren, so wird Ihnen das Städtchen an einem dun­sti­gen Som­mertag oder einem leicht nebli­gen Herb­st­mor­gen wie eine Hom­mage ans Mit­te­lal­ter vorkom­men. Über den geduck­ten, den Hang hin­aufge­baut­en Häusern erhebt sich das gewaltige West­werk der ehe­ma­li­gen Stift­skirche. Sie liegt auf dem höch­sten Punkt des Maifeldes und beherrscht mit ihrer Tur­m­gruppe die ganze Land­schaft. Über vierzig Kilo­me­ter im Umkreis bis weit in den Hun­srück hinein ist sie sicht­bar — ein Sym­bol für die Macht der Kirche in ver­gan­genen Jahrhun­derten und lei­der auch für geschichtlich sehr düstere Zeiten.»

Hüb­sch geschrieben, trifft die Sit­u­a­tion vor Ort, kön­nte man denken. Nimmt man aber den Dumont-Kun­streise­führer «Die Eifel» zur Hand, liest man im Kapi­tel «Mün­ster­maifeld» folgendes:

«Wenn man nun endlich von Naun­heim hinüber­fährt nach Mün­ster­maifeld, so mag einem das Städtchen an einem nebli­gen Herb­st­mor­gen oder an einem dun­sti­gen Som­mertag erscheinen wie eine Vision des Mit­te­lal­ters: Über den geduck­ten, den Hang hin­aufge­baut­en Häusern erhebt sich das gewaltige West­werk der ehe­ma­li­gen Stift­skirche. Auf dem höch­sten Punkt des Maifeldes gele­gen, beherrscht diese Tur­m­gruppe die ganze Land­schaft, über 40 km im Umkreis bis weit in den Hun­srück hinein ist sie sichtbar.»

Unab­hängig vom frag­würdi­gen Begriff des «West­werks» — das kön­nen Sie doch bess­er, lieber Jacques. Sich­er, Sie haben in Ihrem Vor­wort geschrieben: «Und ich entschuldige mich bei allen klu­gen und gelehrten Men­schen, deren Texte ich hem­mungs­los aus­gewei­det habe. Wo immer es geht, werde ich sie dank­end erwäh­nen.» Aber auswei­den? Das geht wohl doch ein wenig anders. Hier hat jemand ganz schlicht und ein­fach faul abgeschrieben. Schade. Das auf dem Foto ist übri­gens nicht Mün­ster­maifeld. Das Bild gefiel mir einfach.

Danke an L.

5 Comments

  1. Ich kenn‘ mich bei Ihnen oben ja nicht so aus, aber wohnen Sie denn auch da? Muss man Eifel-Insid­er sein, um gewisse Anek­doten zu verstehen?

  2. Sagen wir, ich bin kurz vor der Eifel geboren — oder eher kurz vor der Vor­eifel. Aber Insid­er muss man eigentlich nicht sein. Helfe gern weit­er, wenn es Ver­ständ­nis­prob­leme gibt.

  3. baltasar says

    Wir haben übri­gens eine ganze Palette von seinen Büch­ern inner­halb von zwei Wochen verkauft.….…scheint ja was dran zu sein an den Eifel-Krim­is. Und ich hab natür­lich nicht einen einzi­gen gekauft. Mit welchem sollte man denn einsteigen?

  4. @baltasar: Die Büch­er sind so geschrieben, dass man sie (fast) in jed­er Rei­hen­folge lesen kann. Es gibt aber so ein paar Seil- und Lieb­schaften, die sich über die Jahre entwick­eln. Daher würde ich vorschla­gen, mit Eifel-Blues einzusteigen und chro­nol­o­gisch weiterzumachen.

  5. Mützenmädchen says

    Danke für den Schmun­zler… wie damals in der Schule — ist schon irgend­wie pein­lich, wenn man beim abschreiben auffällt… :))

    Das auf dem Foto ist übri­gens Nieder­lauch, ein klitzek­lein­er (ich will nicht sagen unspek­takulär­er) Ort in der Eifel. Abschreiben kann man aus Reise­führern zu diesem Ort nichts. Da muss man sich schon sel­ber was zu ausdenken.

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