Der Preis einer Geschichte
Was wären Sie bereit, für eine gute Geschichte zu geben? Diese Frage habe ich mir vor kurzem stellen müssen, als ich das Abenteuer gewagt habe, in Havanna laufen zu gehen.
Was wären Sie bereit, für eine gute Geschichte zu geben? Diese Frage habe ich mir vor kurzem stellen müssen, als ich das Abenteuer gewagt habe, in Havanna laufen zu gehen.
Schon wieder weit weg in Gedanken, unter Bäumen, am Wasser, den Duft von frisch gemähtem Gras in der Nase. Schon wieder unterwegs im Kopf, auf der Autobahn Richtung Süden, das Radio laut und Kaffee in der Hand. Schon wieder an der nächsten Kreuzung, die Kapuze tief im Gesicht und die Hände in den Taschen. Dabei müssten wir endlich mal bleiben.
Ich habe fast ein ganzes Jahr gebraucht, um diesen Text schreiben zu können. Fast ein Jahr, 35.000 Kilometer und eine Schublade voller Entwürfe. Fast ein ganzes Jahr konnte ich nicht über eine Stadt schreiben, die schon so vielen Menschen den Kopf verdreht hat, eine Stadt, die für manche das heilige Jerusalem der Moderne ist. Sie pilgern hier her, ich habe schon bei ihrem Anblick aus der Ferne ständig blinzeln müssen. Weil diese Stadt blendet. Und weil diese Stadt von einem klebrigen Dunst umgeben ist, der einem die Sinne raubt.
Die Geschichte, wie aus der »Finnjet« die »Da Vinci« und später die »Kingdom« wurde, ist traurig. Sie beginnt im Oktober 2005, als die schnellste konventionelle Fähre der Welt an einer Pier im Hafen von Baton Rouge, Louisiana, anlegt. Davor hatte das 215 Meter lange, weiß-blaue Schiff 20 Jahre lang zwischen Travemünde und Helsinki, später zwischen Rostock und Sankt Petersburg verkehrt. Eine Route, die es für viele Menschen zu einer Legende gemacht hat.
Ich bestelle das teuerste Gericht auf der Karte. Nicht, weil ich es gern dekadent habe, sondern weil es — neben einem gemischten Salat — das Einzige ist, das vegan sein könnte. 26 Franken und 50 Rappen stehen daneben, nach aktuellem Wechselkurs sind das etwa etwa 21,60 Euro. Für den Preis freue ich mich auf einen überwältigenden »Gemüseteller mit Bratkartoffeln«. Ich werde nicht enttäuscht. Der Teller ist überwältigend — schlicht. Gedämpfter Brokkoli und Blumenkohl liegen neben ein paar Stücken Karotte, Zucchini und Kohlrabi, dazu ein Schüsselchen kleine Kartoffeln und ein Saucen-Töpfchen mit einer orangefarbenen Creme. Ob irgendetwas bei dem Gemüse dabei sei, habe ich die Kellnerin vorher gefragt und ich lerne an diesem Abend, dass ich ganz einfach präziser werden muss. Das Gemüse ist mit einer hauchdünnen Schicht Schweizer Käse überzogen, was in der Creme ist, lässt sich nicht erahnen. Jede Packung drehe ich dreimal um Zwei Tage in Basel werden mir zeigen, wie gut vorbereitet Veganer auf Reisen offenbar sein müssen. Der einzig vegane Snack, den ich in einem zentrumsnahen COOP finde, ist ein Bio-Biber, …