Als James Freeman, der Besitzer des »Blue Bottle Café« in San Francisco, vor einigen Jahren eine Kaffeemaschine aus Japan importieren wollte, musste er lange betteln. »If you just want equipment you’re not ready«, sagte Herr Egami von der Ueshima Coffee Company, dem Hersteller der Maschine. Nun war die zwar auch kein Standardmodell, doch selbst beim Blick auf die Liste der Features (»brass-trimmed halogen heating elements, glass globes and bamboo paddles«) erscheint der Preis von 20.000 Dollar nicht realistischer. Doch Herr Egami hatte natürlich insofern recht, als es nicht um die Technik geht, sondern das Ergebnis. Es geht um guten Kaffee. Und in diesem Fall ist tatsächlich kein Espresso gemeint, der — außer in Finnland — den klassischen Filterkaffe mehr und mehr verdrängt. Nun habe ich weder 20.000 Dollar zu viel auf dem Konto, noch genügend Platz für Jay Egamis Maschine. Doch ich habe ein Faible für Kaffee und bin neugierig auf Brühmethoden jenseits von Omas Porzellanfilter oder der obligatorischen Bialetti. Und genau hier kommt die AeroPress ins Spiel. Sie kostet 28,90 Euro und kocht — soviel sei verraten — einen der besten Kaffees der Welt.
Das System aus Kanada funktioniert wie eine Mischung aus Filterhalter und Frenchpress. In einen Kunststoffzylinder wird ein Filterpapier eingelegt und gemahlenes Kaffeepulver eingefüllt. Darauf kommt 80 Grad heißes Wasser, das — kurz umgerührt — mit einem Kolben ganz langsam durch den Filter gepresst wird. Das Ergebnis sind bis zu vier Tassen sehr starker Kaffee oder Espresso (je nach Pulver), der entweder als solcher getrunken, mit Wasser zu einem Americano aufgegossen oder zu Cappuccino, Latte macchiato oder anderen Kaffeespezialitäten weiterverarbeitet werden kann.
Was erst einmal klingt wie eine zwar schnelle, aber auch recht umständliche Art und Weise, Kaffee zu kochen, entpuppt sich im Ergebnis als konkurrenzlos. Zwar fehlt dem Espresso die Crema, sodass einige Fans des kleinen Schwarzen sicher die Nase rümpfen würden — im Geschmack aber ist dieser Kaffee stark, sehr weich und selbst bei nicht ganz so hochwertigem Kaffeepulver weder sauer noch bitter. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, warum das so ist. Laut Hersteller liegt es an der sehr kurzen Brühdauer von 20 Sekunden, die für wenig Säure und Bitterstoffe sorgt, und auch das nicht mehr kochend heiße Wasser dürfte seinen Teil dazu beitragen. Ich aber habe so eine Ahnung, als könnte auch der Sauerstoff, der mit dem Kolben durch den Filter gepresst wird, eine Rolle spielen. Und: Durch den Filter lässt sich der AeroPress auch mit feiner gemahlenem Kaffeepulver benutzen als es zum Beispiel die klassische Frenchpress erlaubt. Besonders als Cappuccino jedenfalls ist dieser »Frenchpresso« der beste Schluck Kaffee, den ich bis jetzt getrunken habe.
Und ganz sicher ist der AeroPress eine der verspieltesten Arten, Kaffee zu kochen, wie schon Oliver Strand in der New York Times geschrieben hat: »Ultimately, that’s the kick of paying with the AeroPress. You can use it as directed, or you can go off-piste and adjust the grind, temperature, agitation and timing until you like what you taste, then you can flip it over and start again.« Und wenn ich damit durch bin, probiere ich mich am »Cold-Brew«-Verfahren. Das richtige Gerät habe ich schon entdeckt. Und auch das kostet keine 20.000 Dollar.
Guter Morgen! Von der japanischen Espressomaschine hatte ich jetzt noch nicht gehört, doch der Satz des Herren klingt sehr vertraut. Diese Japaner!
Dafür haben wir das Glück, ums Eck einen angenehm verrückten (also nicht zu ernsten) Kaffeemacher zu haben, bei dem ich erstmals Aeropresskaffee getrunken habe — wow! Wirklich besonders. Und da tropft auch kalter Kaffee über Viertelstunden durch einen Filter, soweit bin ich aber noch nicht. Jetzt aber bald…
So heißt auch das Kaffee: Bald Neu http://www.facebook.com/BaldNeu
Schöner Tipp, danke. Bei meinem nächsten München-Besuch werd ich’s testen!
Gerade passend dazu bin ich über die Anleitung gestolpert, wie man das wie ein Champ benutzt:
http://boingboing.net/2013/01/30/how-to-aeropress-like-a-champ.html
Hier das Rezept:
Hört sich nach viel Arbeit an.
Hört sich aber auch sackig lecker an! ;-)