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Möge der Saft mit Euch sein (5)
Erntezeit in der Chilizucht von Bauer Trotzendorff. Fast auf den Tag genau acht Monate nach der Aussat sind die ersten Früchte reif, ziemlich pünktlich, wenn man den einschlägigen Informationsseiten glaubt, die von einer Ernte zwischen August und Oktober sprechen, manchmal kann sich das Ganze offenbar auch bis in den November ziehen. Vor einigen Wochen sind alle fünf Sorten putzmunter von ihrem Urlaub auf einem sonnigen Balkon am Rhein zurückgekommen, gut erholt und zum Teil in größeren Töpfen. Schon dort, an der frischen Luft, kamen die ersten Blüten, Anfang September dann die ersten Früchte.
Möge der Saft mit Euch sein (4)
Ich glaube so langsam, mit dem Pflanzengroßziehen ist es wie mit Kindern. Beide haben ihre Krankheiten, Eigenarten und Wünsche, bis auf das Schreien und die Windeln sehe ich noch keinen großen Unterschied. Man guckt ihnen manchmal ebenso ungläubig beim rasanten Wachsen zu, macht sich Sorgen, überlegt sich Strategien, kümmert sich und rödelt, kippt Wasser nach und wartet. Doch das Warten lohnt. Zwar waren da zuerst diese fiesen, kleinen, weißen Fliegen, doch einen echten Gegner konnte man das nicht nennen. Einfach ein bisschen Spülmittel (am besten Bio) in eine Sprühflasche, mit Wasser auffüllen und die Pflanzen einige Tage lang damit besprühen — schon nehmen die Viecher reißaus. Und schließlich die Düngerfrage. Wie gut, wenn es Gärtnerinnen in der Familie gibt, die empfehlen einem dann schonmal Humofix (ein Pulver aus 5 Heilkräutern, Eichenrinde, Milchzucker und Honig, das in homöopathischer Dosis verabreicht wird), von Nonnen mit Beistand von Oben hergestellt und einfach anzuwenden. Und siehe da: Keine zwei Tage nach der ersten Dosis dieses gesegneten Düngers ging bei Hungarian Hot Wax die erste Blüte auf. Schon wieder staunen. …
Möge der Saft mit Euch sein (3)
«Brüder, zur Sonne, zur Freiheit! Brüder, zum Lichte empor!» Manchmal glaube ich, dieses Lied aus unserer Küche zu hören. Doch wenn ich dann durch die Tür komme, ist alles mucksmäuschenstill. Offensichtlich ist zudem, dass nicht in allen Töpfen gesungen wird, guckt man sich an, was für unterschiedliche Fortschritte die kleine Chili-Kommune macht. Während die «Jalapeño»- und die «Anaheim»-Gruppe sich zum Beispiel Stück für Stück nach oben arbeiten und inzwischen bei offiziell bestätigten 6,0 beziehungsweise 4,9 Zentimetern über Normalnull sind, ist Kamerad «Demon Red» erstens noch immer alleine und zweitens noch ziemlich niedlich. Ich glaube ja, das ist eine Falle. Bestimmt hat dieses kleine Biest seine «Brüder», noch unter der Erde, still und heimlich abgemurkst, um in ein paar Monaten pfeifend und harmlos dreinblickend im Topf herumzustehen und zu warten, bis ich die — wahrscheinlich einzige — Frucht pflücke und verspeise. Mit der aber könnte man, da bin ich jetzt schon sicher, ganz großes Unheil anrichten. Der will mich fertigmachen. Die Inderin Anandita Dutta Tamuly hat übrigens kürzlich in zwei Minuten 51 Chilischoten verspeist, um damit ins …
Möge der Saft mit Euch sein (2)
Nach 26 Tagen schier endlosen Wartens haben sich die Chilipflanzen doch noch dazu durchgerungen, ans Tageslicht zu kommen. Allen Pessimisten zum Trotz, die schon davon überzeugt waren, da käme nichts mehr — vor allem, nachdem ich alle fünf wegen akuten Oberflächenschimmelbefalls schon einmal komplett umtopfen musste. Doch jetzt guckt zumindest bei «Jalapeño» und «Anaheim» jeweils ein zartes Grün aus der Erde, die anderen drei Töpfe sind jedoch noch genauso leer wie am ersten Tag. Das mit dem Umtopfen werde ich wohl auch nicht das letzte Mal gemacht haben, gerade habe ich bei Wikipedia gelesen, dass alleine die «Jalapeños», die dort als «kleine bis mittlere» Sorte aufgeführt sind, etwa 1,50 Meter groß werden. Gehe schonmal auf Wohnungssuche.